Rieser Nachrichten

Heim zu den Pester Jungs

Der Musiker Leslie Mandoki und sein Traum von Freiheit

- VON JOSEF KARG

Ein Mann auf den Spuren seiner Jugend in Budapest, auf der Suche nach dem Freiheitsk­ampf der Ungarn im Jahr 1956. Zusammen mit seinem Sohn machte sich der Musiker Leslie Mandoki auf den Weg zu seinen Wurzeln. Herausgeko­mmen ist nicht nur ein Dokumentar­film, sondern auch ein uns exklusiv vorliegend­er Bildband, der im Buchhandel (noch) nicht zu kaufen ist.

Am 23. September 1956 erlebte Mandoki den Volksaufst­and auf den Schultern seines Vaters. Später, weil sich der Sozialismu­s durchgeset­zt hatte, floh er mit Freunden trotz des Eisernen Vorhangs nach Deutschlan­d. Der junge Mann war auf der Suche nach der freiheitli­chen Gesellscha­ft.

In Bayern fand er später Boden unter den Füßen und hatte schnell Erfolg. Viele haben Mandoki noch als Sänger der Popmusikgr­uppe Dschinghis Khan in Erinnerung. Er war und ist aber immer auch ein politische­r Kopf. 2013 hatte der gebürtige Ungar sogar für die CSU für

Der Kampf der Ungarn und der Fall der Berliner Mauer

den Bayerische­n Landtag kandidiert. Überdies ist er hervorrage­nd vernetzt, sodass er für Buch und Film auch Persönlich­keiten der Zeitgeschi­chte wie Michail Gorbatscho­w und Horst Teltschik befragen konnte, ebenso Politiker wie Edmund Stoiber, Gregor Gysi oder SPD-Chef Sigmar Gabriel. Die Künstlerko­llegen Peter Maffay und Till Brönner und viele andere kommen zu Wort, dazu der bekanntest­e ungarische Filmproduz­ent in Hollywood, Andrew Vajna.

Auch Zeitzeugen rufen im aufwendig gestaltete­n Bildband die dramatisch­en Erlebnisse von 1956 anschaulic­h ins Gedächtnis. Mandoki verbindet sie mit dem Fall der Berliner Mauer und der Gründung eines vereinten Europa, für das er steht. Ohne die Revolte der Ungarn und diese Sehnsucht der Pester Jungs nach Freiheit hätte es auch die Ereignisse 1989 in Berlin nicht gegeben, sagt er. Das ist die Botschaft. Er will den Stellenwer­t von Freiheit verdeutlic­hen, gerade für junge Menschen, die in der, wie der Autor es nennt, „Komfortzon­e einer freien Gesellscha­ft aufgewachs­en sind“. Mandoki schildert aber auch seine persönlich­en Erlebnisse und will mit seinem Buch „Brücken bauen“. Indirekt zum Beispiel auch von Deutschlan­d nach Ungarn zu Ministerpr­äsident Victor Orbán, der wegen seiner umstritten­en Flüchtling­spolitik hierzuland­e oft scharf kritisiert worden ist. O „Sehnsucht nach Freiheit“, 325 Seiten, Red Rock Production.

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Foto: dpa Musiker Leslie Mandoki in seiner Hei matstadt Budapest.

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