Kleine Gasse, große Rechnung
Sanierung Die Stadt Nördlingen lässt sich den Umbau der Talergasse in Baldingen mehr als eine Million Euro kosten. Die Anwohner waren zunächst nicht alle mit den Plänen einverstanden
Besonders riesig wirkt die Talergasse nicht. Die Rechnung, die die Stadt Nördlingen für die Sanierung der Straße im Westen des Ortsteils Baldingen bezahlen muss, ist dafür umso größer. Stolze 1,15 Millionen Euro wird die Umgestaltung der Straße den aktuellen Erkenntnissen nach kosten.
Für Bernhard Leitner, der die Planung des Projekts für das Nördlinger Architekturbüro Moser und Ziegelbauer übernommen hat, ist eine umfassende Neuplanung der Talergasse unvermeidbar. Die Infrastruktur sei „überholungsbedürftig“. Straße und Gehwege seien in schlechtem Zustand, die Beläge bereits mehrfach geflickt worden. Vor allem aber die marode Abwasserversorgung mache ein Handeln notwendig, erklärt der Planer.
Aus Kreisen der CSU war im Nördlinger Stadtrat einige Monate vorher die Forderung laut gewor- den, das Projekt Talergasse auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, um den Haushalt nicht übermäßig zu belasten. Andere Fraktionen wiesen den Vorschlag zurück. In den vergangenen Jahren hatte es in der Talergasse immer wieder Wasserrohrbrüche gegeben. Ein Handeln sei schnellstmöglich notwendig, fand damals etwa Thomas Mittring, Fraktionsvorsitzender der Stadtteilliste. Lediglich die Kanalrohre zu sanieren sei ebenfalls keine Option. „Dadurch würden an der Straße bloß noch mehr Schäden auftreten“, sagt Leitner.
Anfang Dezember gaben die Planer bei einer Anliegerversammlung bekannt, wie die neue Talergasse aussehen wird. Die Fahrbahn soll mit einer Breite von 5,50 Metern angelegt und neu asphaltiert werden. Gehwege sollen großzügiger werden und für Schüler so mehr Sicherheit gewähren. Momentan variiere die Höhe der Bordsteinkante auch wegen der vielen Ausbesserun- gen stark. In Zukunft sollen die Gehwege auf Höhe der Straße liegen und barrierefrei sein. Optisch würden sie sich durch die Verwendung von Betonpflastersteinen von der Straße abgrenzen.
Ein wichtiges Kriterium der Neugestaltung sei laut Leitner auch, Struktur in die Parksituation zu bringen. „Momentan werden die Autos sehr ungeordnet abgestellt“, beschreibt der Stadtplaner. Deshalb würden in der neuen Talergasse mehrere Parkplätze entlang der Straße zwischen den Grundstückseinfahrten angelegt.
Zudem hatte das Architekturbüro geplant, die vorhandenen Grünflächen auszuweiten und schöner in Szene zu setzen. Das führte bei der Bürgerversammlung allerdings zu Protesten. Den einen Baldingern waren es zu viele kleine Grünflächen, den anderen waren die Bäume zu ausladend. Mit dem finalen Vorschlag habe man nun versucht, „die Interessen aller Bürger möglichst gut zusammenzubringen“, sagt Oberbürgermeister Hermann Faul. Die Bäume seien nun beispielsweise „kleinkugelig“, wie von den Anwohnern gewünscht.
Der hohe Preis für das Projekt entstehe, weil die zu sanierende Fläche in der Gasse eben doch nicht so klein sei, erklärt Stadtsprecher Rudi Scherer. Der betroffene Bereich der Talergasse reiche schließlich von der Romantischen Straße bis zum Straßenzug Bachäcker. „Wir sprechen hier von fast 7000 Quadratmetern.“Im März will die Stadt mit den Kanalarbeiten beginnen. Bis Jahresende soll die neue Straße fertiggestellt sein. Für gewöhnlich veranschlage man zwei Jahre für Projekte in der Größenordnung.
Ob es wieder zu Protesten der rund 40 Anwohner kommt, wenn die ersten Rechnungen eintrudeln? Die werden bei dem 1,15 MillionenEuro-Projekt finanziell mit einbezogen. Wie stark, ist noch nicht entschieden.