Dicke Luft im Klassenzimmer
Alltag Einige Schulen im Landkreis profitieren bereits von energetischen Sanierungen. Im Winter ist das Maß zwischen Frieren und Schwitzen oftmals trotzdem eine Herausforderung
Nördlingen Stoßlüften zum Stundenwechsel trifft in Klassenzimmern auf unterschiedliches Empfinden. Manchen Schülerinnen ist es grundsätzlich zu kalt, egal auf welchem Niveau die Außentemperatur liegt. Andere aber wollen nach 45 Minuten Unterricht einen klaren Kopf und nehmen das vorübergehende Bibbern in Kauf. Mal ganz abgesehen von denjenigen, die auch im tiefsten Winter in kurzen Hosen zur Schule kommen würden.
Subjektives Wärmeempfinden hin oder her, bei Minus zehn bis Minus 15 Grad ist es kalt. Die Container am Nördlinger Theodor-HeussGymnasium anständig zu beheizen, war laut Schulleiter Robert Böse eine Herausforderung, vor allem vor Weihnachten. Inzwischen sei man sich allerdings einig, dass die Heizung über das Wochenende anbleiben sollte, sodass die Schüler montagmorgens nicht dick eingepackt wie Michelinmännchen im Unterricht sitzen müssten. „Die Container bestehen zu großen Teilen aus Metall und sind nicht isoliert“, sagt der Schulleiter. „Im Sommer ist es dort deswegen heiß, im Winter aber auch sehr schnell sehr kalt.“Die Schule bemühe sich allerdings, die Schwankungen auszugleichen. In jedem Container seien drei Heizungen angebracht, die selbst bei den aktuell tiefen Temperaturen ausreichten.
Am THG gibt es das Lehrerraumprinzip. Laut Böse müsste die Temperatur am Schultagesende von den Kollegen so eingestellt werden, dass der Raum am nächsten Tag nicht zu kühl ist. Nicht immer könne das zu hundert Prozent gewährleistet werden. Der Elternbeiratsvorsitzenden Sigrun Wagner sind vonseiten der Eltern bisher keine Beschwerden zugetragen worden. Nach weiteren Informationen des Elternbeirats gab es aber wohl Bedenken, dass in den Containern nicht richtig gelüftet werden könne, weil die Fenster nur kippbar wären. Das ist laut Schulleiter Böse allerdings nicht der Fall.
Dass im Klassenzimmer dicke Luft herrscht, liegt nicht nur am verbrauchten Sauerstoff. Das Duschen nach den Sportstunden ist in Schulen, gerade in den niederen Klassen, selten üblich. Im Winter kommt Feuchtigkeit hinzu und der ein oder andere Käsefuß im Winterstiefel. Nicht an allen Schulen gibt es eine Hausschuhpflicht wie an der Grund- und Mittelschule in Harburg, wo Nicole Faußner-Härtle als Lehrerin arbeitet. Die Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands appelliert an den gesunden Menschenverstand – sowohl von Lehrern, als auch von Schülern. Stoß- und Querlüften sei nötig, um die KohlenstoffdioxidBelastung aus den Klassenzimmern zu bekommen. „Aber wenn jemand friert, dann sollte das Fenster auch bald wieder geschlossen werden.“
Am Albrecht-Ernst-Gymnasium in Oettingen wird das vermeintliche Problem mit der dicken Luft seit der Sanierung professionell mit einer Lüftung angegangen. Nicht nur das: „Uns war auch wichtig, dass man die Fenster trotzdem noch händisch öffnen kann, um zusätzlich zu lüften“, sagt Schulleiter Günther Schmalisch. Geheizt werde am AEG zentral, sollte es zu kalt oder zu warm sein, reicht eine Nachricht an den Hausmeister.
Grundsätzlich ist es so, dass sich Schüler schlechter konzentrieren können, sobald die Kohlenstoffdioxid-Konzentration zunimmt. In einem Schreiben des Umweltamtes Düsseldorf, das sich bei einem Umweltschulen-Projekt dem Thema „Gute Luft im Klassenzimmer“gewidmet hat, wird zudem für eine effiziente Belüftung das Folgende vorgeschlagen: Morgens sollten Fenster im Flur und Klassenzimmer sowie Eingangstüren drei bis fünf Minuten geöffnet werden; nach jeder Stunde dann noch einmal die Fenster, auch in der Mitte einer Doppelstunde. Weiter heißt es, dass es bei gekippten Fenstern rund 60 Minuten dauert, bis die Raumluft völlig ausgetauscht wird. Das ist im Winter keine Option und gilt gleichwohl auch für Büro- und Geschäftsräume. Einem Fenster-auf-Fensterzu-Streit nimmt dieses Prinzip zwar nicht das Feuer, aber zumindest verschafft es einen klaren Kopf.