Sauerei in Saarbrücken
Tatort: Söhne und Väter
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr Bekanntlich hat sich ja das Erste nach einer offenbar nicht geklappten Absprache dafür entschieden, den Neujahrs-„Tatort“unter dem Titel „Söhne und Väter“auf den 29. Januar zu verschieben. Weil man nicht wusste, dass das Erste just den saarländischen „Tatort“-Beitrag als Premiere des zeitgleichen MaxOphüls-Festivals zeigen wollte. In der Branche sagt man in einem solchen Fall ironisch: „Gut, dass wir miteinander gesprochen haben.“
In „Söhne und Väter“geht es um einen toten Lehrer, der nicht einmal im Bestattungsinstitut seinen Frieden findet. Weil ihm eine trunkene Burschen-Gang aus Kleinkriminellen ein schweinisches Ringelschwänzchen in die Pobacken steckt. Was ja wirklich nicht die feine Art ist.
Was man ja nun an einem gemütlichen Wintersonntagabend nicht gerade erwartet. Blöderweise erfriert auch noch ein Teenie in der Kältekammer, sodass Hauptkommissar Jens Stellbrink (gut wie immer: Devid Striesow) eine Fülle ziemlich langwieriger Ermittlungen vor sich hat.
Bevor man zu gähnen anfängt, weiß man schon, dass die missratenen Jugendlichen in diesem „Tatort“Opfer ihrer Väter sind. Einer wird vom prolligen Vater geprügelt; das Todesopfer, ein Ex-Radprofi, tyrannisierte seinen Stiefsohn, und damit nicht genug – auch der eigentlich liberale Stellbrink hat in der üblichen Rahmenhandlung im Privatleben seine Probleme mit dem geliebten Sohn.
Immerhin gibt es den vorgeschriebenen Twist, dass Täter oder Täterin einen kurz vor knapp aus der mäßigen Spannung entlassen.
Was spricht für diesen „Tatort“aus Saarbrücken? Zunächst einmal die Charaktere. Die Mitglieder der großkotzigen Metzgersfamilie mit Swimmingpool, die tatsächlich so saarländisch reden wie Heinz Becker und die Seinen. Wo doch sonst im „Tatort“nur die Spusi dem Dialekt frönen darf.
Was gegen „Söhne und Väter“spricht? Dass Stellbrink vom Drehbuch die guten Sprüche zugeteilt bekommt („Familie ist die kleinste Terrorzelle“), derweil die Kollegin Lisa Marx (Elisabeth Brück) nur als bessere Stichwortgeberin fungiert. Schade, denn das will halt gar nicht mehr in eine Krimi-Fernsehlandschaft passen, in der längst Hauptkommissarinnen gleichberechtigt sind.