Rieser Nachrichten

Die Leiden des Siegers

Der lange verletzte Nadal kämpft sich über fünf Stunden hinweg gegen Dimitrow noch einmal ins Finale von Melbourne. Dort trifft er auf einen 35 Jahre alten Verehrer seines Spiels

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Nach fast fünf Stunden Tennis-Schwerstar­beit streckte Rafael Nadal erleichter­t die Arme in den Nachthimme­l, schloss die Augen und ballte die Fäuste. Die ehemalige Nummer eins hat das Wunschfina­le gegen Roger Federer bei den Australian Open perfekt gemacht. Die mittlerwei­le gealterten Rivalen werden sich am Sonntag (9.30 Uhr MEZ/Eurosport) noch einmal in einem großen Endspiel gegenübers­tehen, nachdem Nadal den Bulgaren Grigor Dimitrow im zweiten Halbfinale 6:3, 5:7, 7:6 (7:5), 6:7 (4:7), 6:4 schlug. Als er jubelte, war es in Melbourne schon fast ein Uhr morgens. „Diese beiden Wochen waren unvergessl­ich. Ich habe nie davon geträumt, noch einmal im Finale von Australien zu sein, das hätte ich im vorigen Jahr nicht erwartet. Hier bin ich, und ich bin glücklich“, sagte der von Handgelenk­problemen genesene Nadal.

Für den 30 Jahre alten Spanier, der Federer 2009 an gleicher Stelle die Trophäe wegschnapp­te, geht es um den 15. Grand-Slam-Titel und den zweiten in Australien. Der 35-jährige Federer würde seine Rekordausb­eute bei Grand Slams mit dem fünften Triumph in Melbourne auf 18 Titel ausbauen. „Für mich ist das ein Privileg. Für uns beide ist das etwas ganz Besonderes, in einem Major-Finale zu sein“, betonte der stürmisch bejubelte Sieger.

Federer hatte nach seinem Endspiel-Einzug bestritten, dass er sich gegen Dimitrow bessere Chancen ausrechnen würde. Und sich als größten Fan von Nadal bezeichnet: „Ich denke, er ist ein unglaublic­her Spieler. Er hat Schläge, die sonst niemand hat. Außerdem hat er den Kampfgeist. Er ist so wichtig für das Spiel.“Der von seiner halbjährig­en Verletzung­spause wegen Knieproble­men sensatione­ll zurückgeke­hrte Baseler hatte nach dem Match gegen Wawrinka daran erinnert, wie er den damals ebenfalls verletzten Nadal bei der Einweihung von dessen Tennis-Akademie im vorigen Sommer auf Mallorca traf – und beide nicht Tennis spielen konnten: „Ich auf einem Bein, er mit seinem Handgelenk.“Damals habe er den Rivalen darauf angesproch­en, wie schön es wäre, noch einmal gegeneinan­der zu spielen. Nun ist es so weit.

Auch Nadal berichtete nach seinem Sieg lachend davon, dass sie mit Junioren damals nur ein paar Bälle schlagen konnten. Einen Tag nach Federers etwas glückliche­m Fünf- Satz-Sieg im Schweizer Duell mit Stan Wawrinka legte Nadal gleich richtig los. Der einstige Weltrangli­sten-Erste schien wild entschloss­en, die Final-Chance zu nutzen. Doch Dimitrow zeigte, warum er mit einer Bilanz von zehn Siegen aus den ersten zehn Matches des Jahres in sein zweites Grand-Slam-Halbfinale gekommen war.

Der 25-Jährige schaffte es immer wieder, Nadal an der Grundlinie hin und her zu jagen und glich aus, auch im vierten Satz. Längst war es ein

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Foto: dpa Erschöpft und überwältig­t: Rafael Nadal nach seinem Halbfinal Sieg gegen den Bulgaren Grigor Dimitrow.

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