Rieser Nachrichten

Viel Streit um nichts

Die Oettinger Stadträte debattiere­n darüber, ob sie sich ausspreche­n sollen. Auch über die Vergaberic­htlinien des neuen Baugebiets ist man sich nicht einig

- VON VERENA MÖRZL

Stadtrat Ludwig Däubler von der Aktiven Bürgerlist­e hat dem Oettinger Gremium schon im Dezember gesagt, dass ein umfangreic­hes Gespräch aus seiner Sicht fällig ist. In der Sitzung am Donnerstag stand diese Sache nun als „Generalaus­sprache“auf der Tagesordnu­ng. Däubler sagte: „Ich finde, es täte dem Stadtrat sehr gut, über das Verhältnis untereinan­der zu reden.“Darüber hinaus forderte er eine Art Bestandsau­fnahme und eine „Aussprache, unabhängig von Tagesordnu­ng und aktuellen Themen“. Auch Erfolge und Misserfolg­e der Stadt sollten ihm nach in solch einer Debatte auf den Tisch kommen. Der Widerstand ließ nicht lange auf sich warten.

Thomas Fink (CSU) war der Meinung, dass alles Wichtige in der Klausurtag­ung am Samstag hätte besprochen werden können. Er kritisiert­e gleichzeit­ig, dass Däubler dort nicht anwesend gewesen ist. Eine ähnliche Sicht teilt Bernhard Raab (Stadtteill­iste Oettingen). Die wäre eine gute Gelegenhei­t für einen Austausch gewesen. „An solchen Tagen muss man einfach da sein“, sagte er weiter. Däubler wiederum hatte eine solche Reaktion erwartet. Für ihn dürfe eine Aussprache allerdings nicht „irgendwo zwischen Tür und Angel“passieren. Für Erfolge und Misserfolg­e etwa reichten „mal eben fünf Minuten“nicht aus. Robin Bhattachar­yya (SPD) stellte sich auf seine Seite. Für eine Generalaus­sprache sollte ein gesonderte­r Termin stattfinde­n, denn an anderer Stelle sei das Thema unpassend. Etwa bei den Jahresabsc­hlussreden, bei denen „wegen des Weihnachts­friedens“schärfere Reden eher unangebrac­ht seien. In den Haushaltre­den, so räumte er ein, reiche ihm die Sprechzeit sowieso nicht aus. Da käme eine Generaldeb­atte gerade recht. Rudolf Oesterle (PWG) sah das ähnlich.

Unruhiges Stühleruts­chen, Blätterras­cheln und zahlreiche­s Flüstern füllen nach und nach nicht nur die Sprechpaus­en. Die Räte wurden lauter. Bernhard Raab lenkte noch einmal ein und wiederholt­e seinen Unmut. Er war der Meinung, dass nur „Zeit kaputt geht, nur weil bestimmte Leute nicht in der Lage sind, zu erscheinen“. Es brauche keine „Seifenoper“wie eine Generalaus­sprache.

Bürgermeis­terin Petra Wagner mäßigte die Räte und definierte die Generalaus­sprache dann via Google. Sie stehe demnach stets im Kontext mit dem Haushalt. Außerdem war auch sie der Meinung, dass die Räte grundsätzl­ich genügend Möglichkei­ten hätten, sich zu äußern.

Die Diskussion nahm weiter Fahrt auf, obwohl am Ende die Hälfte des Rates der Meinung war, dass es keinen Grund zu reden gibt. Fabian Schäff (CSU) widersprac­h seinem Fraktionsv­orsitzende­m Fink. Zwar sei es schade gewesen, dass Däubler am Samstag nicht da war. Allerdings seien die Themen schon im Vorfeld auf drei beschränkt worden. Däubler fügte noch hinzu, dass es wohl besser gewesen wäre, dass er bei einem bestimmten Thema nicht dabei war. Konkreter wurde er nicht. BerndKlaus­urtagung hard Herteux (SPD) fühlt sich indes angegriffe­n. Stadtrat zu sein sei ein Ehrenamt, nicht jeder könne beruflich so flexibel sein und jeden Termin wahrnehmen. Der letzte Beitrag zur Diskussion stammte von Rudolf Löhe (CSU). Er schlug vor, dass wenn es überhaupt zur Debatte kommen würde, diese in jedem Fall nichtöffen­tlich stattfinde­n sollte. Er rechnete damit, dass „die Fetzen fliegen“würden. Doch dazu kam es nicht. Am Ende entschied sich das Gremium knapp mit 10:11 gegen eine Aussprache.

Ein weiteres Thema, bei dem sich der Oettinger Stadtrat nicht einig war, sind die Vergaberic­htlinien für das neue Baugebiet Kelterfeld Nord. Nach langem Hin und Her wurde mit je drei Gegenstimm­en beschlosse­n, dass die Grundstück­e dort nach fünf Jahren bezugsfert­ig sein sollen. Ein weiterer Beschluss betrifft alle anderen Richtlinie­n, etwa die drei Standortwü­nsche, die jeder Bauherr vor dem Losverfahr­en frei hätte. Der Vorschlag, dass Oettinger ein Vorrecht hätten, wurde aus Gesetzesgr­ünden abgelehnt.

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