Spontane Hilfsaktion für einen Obdachlosen
Unbekannte bringen Kleidung, Tee und etwas Geld zum Schlafplatz unter der Kornlach-Brücke
Der Tod eines nahezu mittellosen Wohnmobil-Campers bei einem Brand hatte Nördlingen Anfang der Woche bewegt
Er ist möglicherweise Motiv einer ungewöhnlichen Hilfsaktion im Umfeld der Kaiserwiese, die vorgestern entdeckt wurde.
Unter der Kornlachbrücke im Osten des Parkplatzes hatte offenbar in den vergangenen Monaten ein Obdachloser gelebt, wie Spaziergänger beobachteten. Campingstuhl, Schlafsack und Federbett deuten auf das Quartier eines Unbekannten hin. Allerdings ist er seit Mitte Oktober dort nicht mehr gesehen worden; möglicherweise hat er Nördlingen vorübergehend verlassen oder in der kalten Jahreszeit Schutz in der Obdachlosenunterkunft gesucht. Die unbekannten Wohltäter konnten dies allerdings nicht wissen, als sie warme Kleidung, eine Thermoskanne mit Tee, ein Buch über das Neue Testament und etwas Geld hinterließen. Dazu ein kleiner Zettel mit einer Handynummer und dem Text: „Haben Ihren Schlafplatz entdeckt. Wollen versuchen, Ihnen zu helfen, wenn Sie möchten. Haben einen Tee und etwas Geld dagelassen.“
In der Obdachlosen Unterkunft sind noch Plätze frei
„Niemand muss in Nördlingen unter einer Brücke schlafen“, verweist Karl Stempfle, der Leiter des städtischen Liegenschaftsamtes, auf die im Jahr 2015 eröffnete Obdachlosen-Unterkunft im Gewerbegebiet „An der Lach“. 20 Schlafplätze stünden dort überwiegend in knapp neun Quadratmeter großen Einzelzimmern zur Verfügung, 14 davon sind aktuell belegt. Sie sind neben einem Bett mit einem Waschbecken und einer Toilette sowie einer Kochgelegenheit ausgestattet.
Wer die Unterkunft nutzen will, muss beim Ordnungsamt eine „akute Notsituation“nachweisen und bekommt dann eine befristete Wohnerlaubnis. Dafür müsse ein monatlicher Betriebskostenzuschuss in Höhe von 200 Euro bezahlt werden, der aber vom Jobcenter erstattet werde, so Stempfle.
Die Stadt Nördlingen hatte die Obdachlosenunterkunft im Oktober 2015 eröffnet und für den in Holzmodulbauweise errichteten Zweckbau rund 420 000 Euro investiert. Nötig geworden war der Neubau, weil die Stadt den Nördlinger Bahnhof an das Landratsamt vermietet hat und derzeit umbaut. Dort waren die Obdachlosen in einer Fünf-Zimmer-Wohnung untergebracht.