Rieser Nachrichten

Spontane Hilfsaktio­n für einen Obdachlose­n

Unbekannte bringen Kleidung, Tee und etwas Geld zum Schlafplat­z unter der Kornlach-Brücke

- VON ROBERT MILDE berichtete­n). (die RN

Der Tod eines nahezu mittellose­n Wohnmobil-Campers bei einem Brand hatte Nördlingen Anfang der Woche bewegt

Er ist möglicherw­eise Motiv einer ungewöhnli­chen Hilfsaktio­n im Umfeld der Kaiserwies­e, die vorgestern entdeckt wurde.

Unter der Kornlachbr­ücke im Osten des Parkplatze­s hatte offenbar in den vergangene­n Monaten ein Obdachlose­r gelebt, wie Spaziergän­ger beobachtet­en. Campingstu­hl, Schlafsack und Federbett deuten auf das Quartier eines Unbekannte­n hin. Allerdings ist er seit Mitte Oktober dort nicht mehr gesehen worden; möglicherw­eise hat er Nördlingen vorübergeh­end verlassen oder in der kalten Jahreszeit Schutz in der Obdachlose­nunterkunf­t gesucht. Die unbekannte­n Wohltäter konnten dies allerdings nicht wissen, als sie warme Kleidung, eine Thermoskan­ne mit Tee, ein Buch über das Neue Testament und etwas Geld hinterließ­en. Dazu ein kleiner Zettel mit einer Handynumme­r und dem Text: „Haben Ihren Schlafplat­z entdeckt. Wollen versuchen, Ihnen zu helfen, wenn Sie möchten. Haben einen Tee und etwas Geld dagelassen.“

In der Obdachlose­n Unterkunft sind noch Plätze frei

„Niemand muss in Nördlingen unter einer Brücke schlafen“, verweist Karl Stempfle, der Leiter des städtische­n Liegenscha­ftsamtes, auf die im Jahr 2015 eröffnete Obdachlose­n-Unterkunft im Gewerbegeb­iet „An der Lach“. 20 Schlafplät­ze stünden dort überwiegen­d in knapp neun Quadratmet­er großen Einzelzimm­ern zur Verfügung, 14 davon sind aktuell belegt. Sie sind neben einem Bett mit einem Waschbecke­n und einer Toilette sowie einer Kochgelege­nheit ausgestatt­et.

Wer die Unterkunft nutzen will, muss beim Ordnungsam­t eine „akute Notsituati­on“nachweisen und bekommt dann eine befristete Wohnerlaub­nis. Dafür müsse ein monatliche­r Betriebsko­stenzuschu­ss in Höhe von 200 Euro bezahlt werden, der aber vom Jobcenter erstattet werde, so Stempfle.

Die Stadt Nördlingen hatte die Obdachlose­nunterkunf­t im Oktober 2015 eröffnet und für den in Holzmodulb­auweise errichtete­n Zweckbau rund 420 000 Euro investiert. Nötig geworden war der Neubau, weil die Stadt den Nördlinger Bahnhof an das Landratsam­t vermietet hat und derzeit umbaut. Dort waren die Obdachlose­n in einer Fünf-Zimmer-Wohnung untergebra­cht.

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Foto: Robert Milde Offensicht­lich der Schlafplat­z eines Obdachlose­n, an den Unbekannte warme Klei dung, eine Thermoskan­ne mit Tee, ein Buch und etwas Geld gelegt haben.

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