Auf der Suche nach den Wurzeln
Der Veteranen- und Soldatenverein Birkhausen spürt sich selbst nach
Die Frage ist ja glücklicherweise durchaus berechtigt: Was hat ein Veteranen- und Soldatenverein in der heutigen Vereinslandschaft noch zu suchen? Womit beschäftigt sich solch eine Vereinigung und was ist gegenwärtig die Intention der Mitglieder? „Kriegstreiberei oder die Verherrlichung des Krieges, wie es früher wohl mal war, ganz sicher nicht“, stellt Vorstand Martin Steinheber klar.
Doch an welchen Themen haben die aktuell 66 Mitglieder, die in ihrer Jugend meist bei der Bundeswehr waren, Interesse? „Bei uns steht das Gesellschaftliche im Vordergrund, das Dorfleben, wir sind ein Verein wie jeder andere hier in Birkhausen“, sagt Martin Steinheber weiter. So kümmert man sich um das alljährliche Christbaumaufstellen mit anschließendem „Einleuchten“der Adventszeit (sprich: Glühweintrinken) im Ort, man trifft sich in loser Folge zu Vereinsabenden und alle zwei bis drei Jahre gibt es Ausflüge an zum Verein passende Ziele wie etwa Verdun, Nürnberg/ Reichstagsgelände oder wie zuletzt nach München ins NS-Dokumentationszentrum am Königsplatz und ins Jüdische Kulturzentrum am St.Jakobs-Platz.
Und man versucht, sich „auf eine vernünftige Art berichten zu lassen“. Vergangene Woche ging es anlässlich des Vereinsabends bei Schichtbraten mit Spätzle, Gemüse und anschließend sogar noch Kaffee und Kuchen auf die Suche nach den eigenen Wurzeln. Wie ist der Verein damals, im Jahr 1900, entstanden? Darüber referierte der ehemalige Geschichtslehrer am Gymnasium Georg Hack in einem beredten Vortrag, der sich an Filmausschnitten einer Arte-Dokumentation über den deutsch-französischen Krieg 1870/71 und insbesondere der Schlacht von Sedan orientierte. Georg Hack erklärte, dass damals Krieg als probates Mittel der Politik eingesetzt wurde. So kam Reichskanzler Bismarck der 1870er-Krieg mehr als gelegen, um der deutschen Kleinstaaterei ein Ende zu machen und „die deutschen Völker“unter einer Fahne zu vereinen. Dazu musste ein gemeinsamer Feind her: Frankreich. Nach dem Sieg über den „Erzfeind“galt das „Preußische“und das Militär als Maß aller Dinge nach dem Motto „der höchste Stand im Volk ist der Offizier“. Kein Wunder, dass überall Soldatenvereine entstanden, die das Heldentum ganz im preußischen Sinne verherrlichten. So auch zum Beispiel: in Wallerstein, wo aus Anlass der Vereinsgründung 1881 natürlich eine Fahne gestiftet wurde nebst feierlichem Gedicht: „Empfangt Ihr edlen Männer/die Fahn’ aus meiner Hand/die ehren soll Euch alle/die Ihr fürs Vaterland/die Waffen trugt mit Ehren/die Ihr im heil’gen Krieg/ der Fahne seid gefolget/die Euch geführt zum Sieg“.
Das ist nur die erste Strophe, der Tenor geht so weiter. Aus heutiger Sicht ist auch durch diese Art von Verherrlichung der Samen gelegt worden für die großen Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts. Und obwohl die Schlacht bei Sedan schon ein entsetzliches Gemetzel war, dauerte sie doch nur etwas mehr als 24 Stunden. Auch darum zogen die deutsches Soldaten im August 1914 siegesgewiss und blauäugig nach Frankreich „ins Feld“und wollten an Weihnachten wieder zurück sein. Was für ein fataler Irrtum. So schloss der Abend in Birkhausen mit lehrreichen Erkenntnissen und einerseits mit dem „Sedan-Lied“, live am Klavier gespielt, andererseits mit „Sag’ mir, wo die Blumen sind“von Marlene Dietrich als Video.