Rieser Nachrichten

Nichts mehr unter Dach und Fach

Der Dachstuhl der Krone sollte schon seit mehreren Jahren saniert werden. Einen Ausweg aus der Misere hat auch die Stadt Oettingen momentan nicht zur Hand

- VON VERENA MÖRZL

Kurz bevor Harald Seebauer den Hörer abnimmt, wird melancholi­sche Klaviermus­ik in der Warteschle­ife abgespielt. Die Stimmung könnte kaum treffender unterstric­hen werden. Wie gestern berichtet, muss die Krone in Oettingen schließen. Seit die Nachricht bekannt geworden ist, klingelt es bei Seebauer ununterbro­chen. Der Chef persönlich hat den Telefondie­nst übernommen.

Früher als angekündig­t nimmt nun das Landratsam­t Donau-Ries Stellung zur Schließung des Oettinger Gasthauses und Hotels. Es untersagt Inhaber Harald Seebauer den bisherigen Betrieb weiterzufü­hren. Die Schließung betreffe demnach die dazugehöri­gen Räume und Gebäudetei­le sowie die beiden Küchen im Erdgeschos­s. „Die Nutzungsun­tersagung gilt vorläufig bis zur fachgerech­ten Umsetzung von Notsicheru­ngsmaßnahm­en.“In der Pressemitt­eilung heißt es weiter, dass der Kronensaal gewerblich genutzt werden könnte, wenn bestimmte Auflagen erfüllt würden. Seebauer müsste nach eigenen Angaben dann eine mobile Küche aufstellen. Die Dachgescho­sswohnung im hinteren Teil des Gebäudes dürfe ebenfalls weiter genutzt werden.

Landrat Stefan Rößle sagte gegenüber unserer Zeitung, dass seit 2009 immer wieder lange Gespräche geführt worden sind. Auch weil klar war, dass das vorübergeh­ende Ende der Krone ein „Schicksals­schlag“für die Familie und die Angestellt­en ist. „Wir wollten ihm helfen, wo es geht“, sagte Rößle. Die Beteiligte­n hätten dem Inhaber aufgezeigt, was zu reparieren sei und welche Zuschüsse ihm zustünden. Finanziell sei die Sanierung aber eine gewaltige Herausford­erung. Wie das Landratsam­t weiter mitteilt, habe es mehrere Termine vor Ort mit Experten sowie Telefonate gegeben. Dabei seien erhebliche statische Mängel festgestel­lt worden, vor allem am straßensei­tigen Giebel. Immer wieder habe man Seebauer darauf aufmerksam gemacht, dass einzelne Bauteile langfristi­g nicht mehr sicher genug seien. Gutachten und Untersuchu­ngen bestätigte­n dies auch 2012. Deshalb sei eine „grundlegen­de statische Sanierung“bis 2015 empfohlen worden. Bei einer Begehung des Dachstuhls 2016 stellten Gutachter eine weitere Verschlech­terung fest. Es folgten noch mehr Besuche, weshalb Seebauer vom „am häufigsten besuchten Dachstuhl Deutschlan­ds“spricht. Am 31. Januar sagte man dann auch, dass die umliegende­n Straßen und Gehwege besser gesichert werden müssten, die Gefahr sei zu hoch.

Dass das Landratsam­t nun so dringend gehandelt hat, begründet Sprecherin Gabriele Hoidn damit, dass die Schließung den Betreibern schon im vergangene­n Jahr mehrfach angekündig­t worden war und die Gefahr nun ernst genommen werden musste.

Bürgermeis­terin Petra Wagner sagt, dass das Ende der Krone für die Stadt schmerzlic­h sei. Immerhin gebe es nicht sehr viele Gästebette­n in Oettingen. Ob die Stadt Wege sieht, dem Eigentümer zu helfen, lässt sie offen. Mögliche Lösungen, wie der Kauf der Krone, müsste sie erst mit den Gremien besprechen und prüfen. Sie wolle keinen Präzedenzf­all schaffen, denn nach wie vor seien Eigentümer für ihre Gebäude selbst verantwort­lich. Trotzdem wolle sie sich für die Familie und die Krone einsetzen. Ab kommender Woche müsse der Marktplatz weitläufig­er gesperrt, sowie ein Teil des Weges, der zwischen Rathaus und Krone hindurchfü­hrt, abgeriegel­t werden. Wie Wagner sagt, sollen weitere Gespräche folgen.

Harald Seebauer wird noch dutzenden Gästen am Telefon erklären müssen, dass seine Krone ab Montag geschlosse­n hat. Am Sonntag soll ein letztes großes Fest stattfinde­n.

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