Im Ries fehlen die Fachkräfte
In Möttingen debattierten Politiker und Vertreter aus der Arbeitswelt unter anderem über die Frage, wie man junge Menschen fürs Handwerk begeistern kann. Dabei ging es durchaus kontrovers zu
Schadet die wachsende Zahl der Akademiker der stark mittelständisch geprägten Wirtschaft im Landkreis Donau-Ries? Was muss getan werden, um wieder mehr junge Menschen für eine Ausbildung in Handel und Handwerk zu begeistern? Wie kann man dem Fachkräftemangel in der Region begegnen?
All diese Fragen wurden bei einer Veranstaltung der Mittelstandsunion und des Bildungsarbeitskreises des CSU-Kreisverbandes DonauRies in Möttingen mit Vertretern von Schulen, Handwerk, Industrie und Politik diskutiert. Schlüssige Antworten wurden am Ende freilich nicht geliefert. Dennoch gab es den einen oder anderen Lösungsansatz für die Probleme.
Landrat Stefan Rößle schlug Alarm. Mittlerweile sei der Mangel an Fachkräften auch im Donau-Ries-Kreis nachhaltig angekommen, stellte der Landkreischef fest. „Das Problem ist sehr akut“. Handwerksmeister erklärten ihm laufend, sie fänden keine Auszubildenden mehr. „Das geht sogar so weit, dass Betriebe von andern Unternehmen Mitarbeiter abwerben“, schilderte Rößle die angespannte Lage.
Einig war man sich bei der Veranstaltung, dass die bisherigen Bemühungen der einzelnen Verbände nicht ausreichten, um dem Mangel an Fachkräften und Auszubildenden zu begegnen. Zahlreiche gut gemeinte Kampagnen der Handwerkskammer oder der IHK brächten nicht den erhofften Erfolg. Deswegen müssten neue Wege eingeschlagen werden.
Katrin Albsteiger, CSU-Bundestagsabgeordnete aus Neu-Ulm und Mitglied des Bildungsausschusses sagte, dass der Bund sich sehr um die jungen Menschen in Bildung und Ausbildung kümmere. Der entsprechende Etat steige in diesem Jahr um sieben Prozent. Allein fünf Milliarden Euro würden für die digitale Ausstattung der Schulen zur Verfügung gestellt, um die Schüler auf die künftigen Herausforderungen in Wirtschaft und Handwerk vorzubereiten. Allein damit sei das Problem des Nachwuchsmangels in den Handwerksbetrieben aber nicht zu lösen.
Aber wie dann? Die Kreisvorsitzende der Mittelstandsunion, Birgit Rössle, die zusammen mit Maximiliane Böckh den Abend organisierte, plädierte für ein enges Zusammenwirken von Schule und Handwerk. Dies könne durch gemeinsame Veranstaltungen geschehen, bei denen die Vorzüge einer handwerklichen Ausbildung aufgezeigt würden. Ein Problem sei inzwischen, dass in der Gesellschaft häufig der Eindruck verbreitet werde, eine Handwerkslehre sei im Vergleich zu einem höheren Schulabschluss nichts wert. Solchen Meinungen müsse verstärkt entgegen getreten werden. Leider nehme aber auch die Anzahl der Ausbildungsbetriebe ab, sprach Rößle ein weiteres Manko an.
Der Möttinger Unternehmer Reinhard Seiler beklagte, dass er keine qualifizierten Ingenieure bekomme und widersprach der Ansicht, es gebe zu viele Akademiker. „Ich brauche solche Leute, weil die technischen Anforderungen in der Arbeitswelt immer größer werden.“Ein großes Problem sei die schlechtere Bezahlung im Handwerk im Vergleich zur Industrie.
Andreas Kopton, Präsident der IHK Schwaben, appellierte an die Betriebe, vor dem Hintergrund des Nachwuchsmangels auch Flüchtlinge auszubilden. Die Schwierigkeit dabei sei ein Erlass des bayerischen Innenministeriums, wonach Auszubildende während ihrer Lehre abgeschoben werden könnten, sollte ihr Asylantrag abgelehnt werden. „Das ist nicht im Sinne der Unternehmen, weil sie dadurch keine Sicherheit haben.“Es gebe allerdings Anzeichen, dass dieser Erlass „aufgeweicht“werde.
Für die Bemühungen der Handwerkskammer für Augsburg und Schwaben warben Anette Göllner und der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Nordschwaben, Alban Faußner. Die Kammer tue sehr viel, um die Firmen bei der Nachwuchsgewinnung zu unterstützen und die jungen Menschen zu motivieren.
Skeptisch äußerte sich die Leiterin der Ludwig-Auer-Schule in Donauwörth, Heike Ritzka, zur derzeitigen Aufteilung der Hochschulausbildung in Bachelor und Master. Sie würde es lieber sehen, wenn wieder das „Diplom“eingeführt werde. Ein Bachelor sei ihrer Ansicht nach in der Wirtschaft nicht viel wert.
Das Fazit einiger Besucher des Abends: Lösungsmöglichkeiten wurden durchaus angesprochen. Das Wichtigste sei jedoch deren praktische Umsetzung. Und hieran hake es mitunter, hieß es.