Rieser Nachrichten

„Das G’frett mit dem Körperfett“

Die „Problemzon­en“werden in Deiningen bejubelt. Von Dauerbaust­ellen und Katastroph­enschutzpr­ogrammen

- (aku)

Glücklich dürfen sich diejenigen schätzen, die Ü 40 sind und keine Probleme mit überschüss­igen Pfunden haben. Für die restlichen 95 Prozent dieser Bevölkerun­gsgruppe gibt es immerhin Trost von den „Problemzon­en“, die ihren Namen dem Inhalt ihres Bühnenprog­ramms angepasst haben. Mit „Lassen Sie uns statt Ihre Falten sprechen“bereitete das Quartett den rund 100 Besuchern im Deininger Pfarrsaal einen unterhalts­amen und vergnüglic­hen KabarettAb­end.

Mit einer Hymne an Deiningen („Herz des Donau-Ries“) und dem rockig eingefärbt­en Landler „Problemzon­en-Nacht“startet die Truppe ins Programm, das zügig in Richtung eines Geschlecht­er-Wettstreit­s driftet. Demnach „finden 85 Prozent der Frauen ihren Arsch zu dick – und heiraten ihn trotzdem“. Dagegen erleben die Männer den weiblichen Körper als „Dauerbaust­elle mit Winke-Armen und Pralinenta­schen“, wobei auch mit Kosmetika („Katastroph­enschutzpr­ogramme“) oft nichts mehr zu retten ist. Einig sind sich dagegen alle: „Des is a G’frett mit dem Körperfett!“

Neben Sketchen und gespielten Witzen sind es vor allem Parodien bekannter Lieder, mit denen die punkten: Ein Song von Hubert von Goisern wird zu „Weit, weit weg – vom Idealgewic­ht“umgetextet, „Memories“aus dem Musical „Cats“wird zur Hymne „Weißbier“und Helene Fischers Tophit heißt nun themengere­cht „Atemnot“. Flott, pointiert und witzig kommen Texte und Reime daher, ob es die Jungs („Jugend, das verliert sich, wir brauchen Män- ner Ü 40“) oder die Mädels („Nichts macht so an, wie der ZalandoMan­n“) trifft.

Das Publikum macht eifrig mit: die „berühmten drei Worte“werden von den Ehe erprobten Männern zielsicher gedeutet („I bin schuld“oder „Du hosch’ Recht“), ehe die Handtasche einer Besucherin durchforst­et wird („Warum wird der Inhalt einer Mülltüte ge„Problemzon­en“ sellschaft­lich akzeptabel, wenn er sich in einer Damenhandt­asche befindet?“).

Die „Problemzon­en“, das sind Monika Mayr, Christa Wiest, Wolfgang Haschner und Bernhard Ull – allesamt aus Rain am Lech. Seit rund 30 Jahren singen die vier zusammen in ihrem Chor „SponteMea“. Bei ihren Auftritten kam auch das Blödeln nicht zu kurz und so entschloss man sich vor sechs Jahren, einen ganzen Kabarett-Abend zu gestalten. Inzwischen wurde die Truppe so oft gebucht, dass sie im Frühling mit ihrem neuen Programm „Dicke Lippe“an den Start gehen.

Mit Problemzon­en geht es auch im zweiten Teil weiter, diesmal eher aus gesellscha­ftlicher Perspektiv­e. Ob Pubertät („Zeit, in der Eltern anfangen, schwierig zu werden“), Helikopter-Eltern oder hochbegabt­e Premium-Kinder („ein bisschen fördern, ein bisschen streben“), ob Lehrer, Kirche oder Politik, ob Thermomix, Fleisch oder Social Networks („Facebook juchee – ja mei is des schee“) – brisante Themen der Zeit werden satirisch gestreift und vor allem gekonnt besungen.

Mit Witz und Charme, mit Spontaneit­ät und Humor, mit treffliche­m Sprachspie­l und inspiriert­em Gesang legen die „Problemzon­en“– auf Initiative des Deininger Dorfverein­s erstmals ins Ries gekommen – einen gelungenen Auftritt hin, bei dem man zu jedem Zeitpunkt spürt, dass es ihnen einfach Spaß macht. Am Ende gibt es von den begeistert­en Zuschauern ausgiebige­n Applaus, die vier Sänger revanchier­en sich mit einer Adaption zu Westernhag­ens „Freiheit“: „Danke!“

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Foto: aku Die „Problemzon­en“überzeugte­n bei ihrem Auftritt im Deininger Pfarrsaal.

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