Weiter für die Betreuung zahlen
Weil an der Mittelschule in Nördlingen nicht angebaut wird, hat auch die Schäufelin-Schule ein Problem. Die Eltern können nicht auf eine offene Ganztagsgruppe hoffen
Mama und Papa müssen arbeiten – doch wer betreut das Grundschulkind? Wenn die Oma weit weg wohnt und die Tanten auch, dann müssen Eltern auch in Nördlingen auf die Angebote der Schulen, der Stadt oder anderer Träger zurückgreifen. Rein theoretisch gibt es da eine Variante, bei der die Betreuung sogar nichts kostet: die offene Ganztagsgruppe. Doch zumindest an der Hans-SchäufelinSchule lässt sich die in absehbarer Zukunft nicht realiseren.
Warum? Dazu muss man auf die Ergebnisse der vergangenen Stadtratssitzung blicken. In der wurde um die Zukunft der Grundschule Mitte und der Mittelschule in Nördlingen gerungen. Für beide, so der Vorschlag der Stadtverwaltung, müsse ein Anbau errichtet werden. Entschieden wurde, wie berichtet, von einer Mehrheit aus CSU und Stadtteilliste: Nur eine Schule bekommt mehr Platz – die Grundschule Mitte. Nun deuteten bereits Anträge und Redebeiträge am ver- Donnerstag an, was das im Umkehrschluss für die Mittelschule bedeuten könnte: Kinder aus den Stadtteilen Pfäfflingen, Löpsingen und Dürrenzimmern sollen künftig an der Mittelschule in Deiningen unterrichtet werden, das schlagen zumindest Christsoziale und Stadtteilliste vor. Und auch über weitere Klassen, ja ganze Züge könnte noch debattiert werden. Doch auch für die Hans-SchäufelinGrundschule hat der Beschluss des Rates Konsequenzen. Denn eine offene Ganztagsgruppe sei mit dem derzeitigen Raumangebot an dieser Bildungseinrichtung nicht möglich, sagt der Leiter des Liegenschaftsamtes, Karl Stempfle.
Nun gibt es an der Hans-Schäufelin-Grundschule nicht nur einen Hort, den rund 30 Kinder besuchen, sondern auch eine Mittagsbetreuung. In dieser zweiten Variante können Eltern ihre Kinder bis 15.30 Uhr unterbringen. Essen wird nicht gekocht oder geliefert. Wenn Mamas und Papas eine Mahlzeit mitgeben, können die Betreuer die in einer Mikrowelle aufwärmen. Die Verantwortlichen der Mittagsbetreuung müssen ein pädagogisches Konzept abgeben. Bezahlen müssen die Eltern für dieses Angebot je nach Stundenzahl bis zu 80 Euro im Monat.
Und genau das ist auch der Unterschied zur offenen Ganztagsgruppe: Die kostet für die Eltern nichts. Hintergrund ist ein Wahlversprechen von Ministerpräsident Horst Seehofer: Bis 2018 soll im Freistaat für alle Schüler bis zum Alter von 14 Jahren eine Ganztagsbetreuung angeboten werden. Die offene Ganztagsgruppe wird gefördert. Mamas und Papas müssen ihre Grundschüler allerdings auch an mindestens zwei Tagen bis 16 Uhr betreuen lassen. In den Ferien und am Freitagnachmittag gibt es kein Angebot. Ebenfalls vorgeschrieben ist, dass mindestens ein Betreuer eine pädagogische Ausbildung hat. Und es muss ein warmes Mittagessen geben. Das kann beispielsweise von einer Catering-Firma an die Schule geliefert werden.
Genau da liegt das Problem in der Bildungseinrichtung in der Squingangenen dostraße: Es gibt zuwenig Platz, um einen eigenen Raum für das Mittagessen einzurichten, sagt Leiterin Johanna Eberhardt. Stempfle bestätigt: Rund 230 Quadratmeter benötigt eine offene Ganztagsgruppe. Würde man an die Mittelschule anbauen, könne die wiederum einen Raum an die Hans-SchäufelinSchule abgeben – und man hätte genügend Platz. Eberhardt glaubt, dass die Nachfrage nach der offenen Ganztagsgruppe im Vergleich zur Mittagsbetreuung enorm steigen würde, auch weil sie nichts kostet: „Inzwischen sind bei vielen Elternpaaren beide berufstätig.“Sie hätte die Gruppe gerne angeboten – und befürchtet, dass es in Nördlingen „Unruhe“geben wird. Denn auch an der Schillerschule gibt es nicht genügend Quadratmeter für eine offene Ganztagsgruppe – allein die Grundschule Mitte verfügt nach der Fertigstellung des neuen Anbaus über genügend Platz. Eberhardt ist der Meinung, dass man die Bauzeit am Weinmarkt jetzt nützen müsse: „Wir werden eine Lösung finden müssen.“