Rieser Nachrichten

Lahm hat alles richtig gemacht

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Es ist gerade vier Tage her, dass wir an dieser Stelle den Fußballer Philipp Lahm in höchsten Tönen besungen haben. Lahm stand vor seinem 500. Pflichtspi­el im Trikot des FC Bayern. Inzwischen hat er 501 Partien für die Roten gespielt und seinen Kumpel Bastian Schweinste­iger von Platz sieben der ewigen Bayern-Liste verdrängt.

Das ist jetzt nicht mehr der Rede wert – und trotzdem hat es der 33-Jährige heute wieder in die Randbemerk­ung geschafft. Treue Leser dieser Kolumne wissen: Wem derartig Außergewöh­nliches gelingt, der hat entweder etwas verbrochen, oder alles richtig gemacht. Für Lahm gilt Letzteres.

Er geht wieder einmal, bevor sein Weg zu Ende ist. So hat er es auch in der Nationalel­f gehalten. Natürlich hätte er nächste Saison noch ordentlich für den FC Bayern spielen und danach den ehrenwerte­n Job des Sportdirek­tors übernehmen können, den ihm Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge seit Monaten hinterher trägt.

Warum aber sollte er? Wenn es schief läuft mit dem angepeilte­n Champions-League-Gewinn und der Saison überhaupt, wäre eine weitere Spielzeit kein Spaß mehr für ihn. Gelingt dem FC Bayern der große Triumph, wäre es das passende Karrierefi­nale für einen der besten Abwehrspie­ler überhaupt. Einer, dem seine überragend­e Klasse nicht vorherbest­immt war. Ein kleiner Kerl, der nicht Netzer und nicht Müller hieß, sondern mit der Bürde des Namens Lahm durch die Fußball-Welt wirbelte. Einen wie ihn unterschät­zen die Menschen oft. Klein und Lahm. Dazu noch brav und fair. Ein Musterknab­e. Wer ihn nicht mag, nennt ihn Streber. Als Kapitän der Nationalel­f und des FC Bayern hat er auch an schlechten Tagen den Kopf hingehalte­n. Hinterausg­änge gab es für ihn nicht. Mit zunehmende­m Alter waren auch Mannschaft­en und Klubführun­g vor offenen Lahm-Worten nicht mehr sicher.

Dass er den angekündig­ten Abschied zum Ärger von Rummenigge & Co. mit dem FC Bayern nicht abgestimmt hat, mag ein erster Schritt in eine neue Freiheit sein, von der Fußballpro­fis überrasche­nd wenig haben. Neben einem WM-Titel, zahlreiche­n Pokalsiege­n und deutschen Meistertit­eln hat es Philipp Lahm am Ende seiner Karriere noch auf zwei Randbemerk­ungen in vier Tagen gebracht – er kann zufrieden gehen.

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Foto: imago Philipp Lahm kann künftig mit seiner Fa milie häufiger aufs Oktoberfes­t – auch dann, wenn der FC Bayern nicht zum Be triebsausf­lug ruft.
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