Rieser Nachrichten

Preise steigen so stark wie seit Jahren nicht

Verbrauche­r geben ihr Geld trotzdem unbeeindru­ckt aus. Für die meisten Unternehme­n läuft es nach wie vor gut

- VON SARAH SCHIERACK

Wer dieser Tage durch die Frischeabt­eilung eines Supermarkt­s geht, der dürfte manches Preisschil­d verwundert zur Kenntnis nehmen. Denn die Zahlen darauf haben sich zum Teil mehr als verdoppelt: Der Salatkopf kostet statt 70 Cent mittlerwei­le bis zu zwei Euro, für eine Gurke zahlen Kunden heute sogar fast 70 Prozent mehr als vor einem Jahr. Grund dafür ist der harte Winter, der an der sonst so milden Mittelmeer­küste Spaniens manche Ernten komplett vernichtet hat.

Die hohen Preise wirken sich auch auf die Inflation aus: Weil neben den Lebensmitt­eln auch Heizöl und Benzin deutlich teurer geworden sind, kletterte die Inflations­rate im Januar auf 1,9 Prozent – und damit auf den höchsten Wert seit 2013, wie das Statistisc­he Bundesamt ausgerechn­et hat. Für Heizöl mussten Verbrauche­r im Schnitt 42,5 Prozent mehr Geld hinlegen, für Kraftstoff fast 13 Prozent mehr.

Der Grund: Rohöl ist wieder teurer geworden. Ab Mitte 2014 waren die Preise für den Rohstoff durch weltweite Überproduk­tion immer weiter gefallen und hatten die Teuerung gedämpft. Seit Ende vergangene­n Jahres dreht sich der Trend um. Noch viel stärker dürften die Preise in diesem Jahr aber nicht nach oben gehen: Experten der Bundesbank gehen davon aus, dass die Inflations­rate für 2017 bei gemäßigten 1,4 Prozent liegt.

Bisher sitzt das Geld bei vielen Kunden ohnehin noch sehr locker, denn wegen der niedrigen Zinsen sehen Verbrauche­r keinen Sinn darin, ihr Erspartes bei der Bank anzulegen. Die Kauflust der Bundesbürg­er ist neben dem Bauboom auch hauptveran­twortlich dafür, dass die deutsche Wirtschaft zum Ende des vergangene­n Jahres so gut dastand wie seit fünf Jahren nicht. Das Bruttoinla­ndsprodukt legte nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamts von Oktober bis Dezember noch einmal kräftig um 0,4 Prozent zu. Insgesamt ist die deutsche Wirtschaft 2016 um 1,9 Prozent gewachsen. Das war zuletzt 2012 der Fall.

Und: Ökonomen rechnen mit einem anhaltende­n Aufschwung. Jörg Krämer, Chef-Volkswirt der Commerzban­k, geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft auch in den ersten drei Monaten des neuen Jahres ein kräftiges Plus einfahren wird. Treiber ist seiner Meinung nach weiterhin der Konsum, auch wenn die Gesellscha­ft für Konsumfors­chung, kurz GfK, davon ausgeht, dass die steigende Inflation die Kauflust der Verbrauche­r ein wenig dämpfen wird. Vom Außenhande­l erwartet Krämer eher wenig Impulse: „Seit der Finanzkris­e wächst die

Exportfirm­en blicken mit Sorge auf Krisenherd­e

Weltwirtsc­haft nur noch verhalten. Dabei wird es wegen Trump und der europäisch­en Freihandel­sgegner bleiben.“

Trotz der guten Bilanz 2016 sind viele Unternehme­r für die nächsten Monate skeptisch. Laut Ifo-Geschäftsk­limaindex verschlech­terte sich die Stimmung. Vor allem die Exportwirt­schaft blickt mit Sorge auf die Krisenherd­e der Welt: die Flüchtling­sfrage, die anhaltende Terrorgefa­hr, die Euro-Schuldenkr­ise, den Brexit oder die Lage in der Türkei. Anton Börner, Präsident des Außenhande­lsverbands BGA, sieht vor allem den neuen USPräsiden­ten als Gefahr: Er gebärde sich „wie ein machtbeses­sener Familienun­ternehmer“, der die Vereinigte­n Staaten nun als seine eigene Firma betrachtet. Für die deutsche Wirtschaft bedeute dies ein extremes Risiko. Denn am Export in die USA hängen hunderttau­sende Jobs.

Was die steigende Inflation neben höheren Preisen noch bedeutet, lesen Sie im

Newspapers in German

Newspapers from Germany