Der Tag der Botschafter
Immer wieder sieht sich der Sportredakteur dem Vorwurf sportferner Schichten ausgesetzt, die Zeitung bestehe nur noch aus Sport. Nichts sei den Sportredakteuren zu popelig, als dass sie nicht doch noch einen Platz auf ihren Seiten dafür finden. Das allerdings würde bedeuten, dass die heutige Ausgabe locker hunderttausend Seiten dick wäre. Es war gestern nämlich in der Sportwelt wieder ganz schön was los. Um den Umfang von hunderttausend auf die vorliegenden zwei Seiten zu reduzieren, haben wir zunächst das Popelige weggelassen.
Darunter fiel auch eine Nachricht des FC Bayern, der um exakt 15.52 Uhr bekannt gab, morgen in München seine neuen Botschafter zu präsentieren. Wir haben die Meldung mit Blick auf fußballferne Leser schweren Herzens ignoriert. Wenngleich die Verbindung aus Münchner Weltklub und Botschafterwesen zum Feinsten zählt, was einem das Leben bieten kann.
Leider ist es mit dem heiteren Botschafterleben vorbei, seit es so viel Ärger auf der Welt gibt. Ständig wird ein Botschafterlein irgendwo einbestellt, muss den gesenkten Kopf für eine Satire oder einen Raketenangriff hinhalten.
Trotzdem ist es dem FC Bayern, wenigstens das sei verraten, gelungen, drei Kerle für den gefährlichen Job zu rekrutieren. Giovane Elber, Bixente Lizarazu und Hasan Salihamidzic – drei ehemalige Bayern-Kicker – sind die neuen Botschafter des Vereins. Damit entspannt sich die Lage auf dem Markt orientierungsund beschäftigungsloser Ex-Profis deutlich.
Das Trio soll die Marke FC Bayern in die Welt hinaustragen – obwohl sie dort, nach allgemeiner Wahrnehmung, bereits überall vertreten ist. Schließlich gibt es kaum noch Amazonas-Dokumentationen zu sehen, in der Ur-Indianer neben Lendenschurz und Blasrohr nicht auch ein Bayern-Trikot tragen.
Die Bayern-Abgesandten werden auf ihren Expeditionen viele andere Botschafter treffen. Neu in diesem Kreis, wir hätten es gerne verschwiegen, ist Andreas Brehme. Der Weltmeister von 1990 repräsentiert den serbischen Klub Vojvodina Novi Sad. Botschaftermäßig ist das zwar nur zweite Liga, dafür aber mit Aufstiegschancen.
Viel wichtiger ist: Brehme hat wieder etwas zu tun. Behaupte jetzt keiner, das sei popelig. Und wir hätten es damit wieder einmal geschafft, alles, was wir im Sport berichtenswert fanden, unterzubringen.