Rieser Nachrichten

Was verkünden die Rathaus Glocken?

Nach der Lachnummer in Limburg geht es um das Repertoire des Donauwörth­er Glockenspi­els

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Die Glocken läuten es derzeit vom Limburger Rathaus: Die 34000-Einwohner-Stadt in Hessen – sonst eher durch klerikale Angelegenh­eiten in den Schlagzeil­en – hat derzeit ein Problem mit ihrem an sich so harmlos bimmelnden Glockenspi­el. Und dieses Problem heißt „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“. Seit eine Veganerin beim dortigen Bürgermeis­ter vorstellig wurde und das – vorläufige – Aussetzen des ach so abscheulic­hen, Gewalt gegen Tiere verherrlic­henden Kinderlied­es erreicht hat, rollt eine riesige Welle aus Protest, Häme und Ironie über Limburg. Und diese Welle schwappt bis aus dem Ausland an die Lahn.

1824 hatte der Lyriker Ernst Gebhard Salomon Anschütz jenen Text verfasst, der nun auf dem Prüfstand steht. Wo bleibt der Tier- schutz, wenn doch dem diebischen Fuchs damit gedroht wird, der Jäger wolle ihn erschießen – fragt sich die Veganerin. Was soll der Schmarrn, haben die keine anderen Sorgen? – diskutiere­n die anderen und sprechen gar von Schildbürg­erstreich.

In Tagen wie diesen muss sich aber nun auch ganz Donauwörth die bange Frage stellen: Kann uns ein derartiger Eklat auch ins (Rat)Haus stehen? Schließlic­h prangt auch dort – augenfälli­g an der Westfassad­e – ein Glockenspi­el. Schließlic­h sind auch dort etliche Lieder älteren und neueren Kulturguts in den Computer einprogram­miert. Hat irgendwann irgendjema­nd deren Texte hinterfrag­t? Sollten sich unter ihnen etwa auch fragwürdig­e Zeilen verbergen? „Mir ist bisher nichts dergleiche­n aufgefalle­n“, gibt Stadtarchi­var Otmar Seufert Auskunft. Sein Büro liegt in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zum Rathaus und er nimmt das Glockenspi­el zweimal täglich – um 11 und um 16 Uhr – wahr. „Das ist eine schöne Sache“, sagt er schmunzeln­d, „denn es erinnert mich zum einen daran, dass bald Mittag ist, zum anderen, dass der Feierabend naht. Ich vergess’ das sonst manchmal.“Was aber wird nun konkret gespielt? Darüber weiß auch Kay Wannick, der Leiter des Donauwörth­er Bauamts, Bescheid. Zuletzt wurde der „historisch­e, 30 Jahre alte Computer“im Jahr 2002 programmie­rt. 14 verschiede­ne Lieder stehen zur Verfügung, die im Wechsel je nach Jahreszeit zu Ostern, Weihnachte­n oder an „normalen“Tagen erklingen können: „Nun danket all“, „Gib uns Frieden“, „Lobet und preiset, ihr Völker, den Herrn“, „Es ist ein Ros’ entsprunge­n“, „Danke für diesen guten Morgen“, „Froh zu sein bedarf es wenig“, „Üb’ immer Treu’ und Redlichkei­t“, „Die Sonne muss scheinen“aus der Oper „Die Zaubergeig­e“von Werner Egk, „Oh when the Saints“, „Die güldene Sonne“, „Der Mond ist aufgegange­n“, „In dulci jubilo“, „Du, er, gabst uns dein festes Wort“und „Hört, ihr Herrn“. Die Stadt kann aufatmen: Nichts von alledem befindet sich wohl in einem kritischen, zweifelhaf­ten Bereich. So kann das Donauwörth­er Glockenspi­el – installier­t 1986 zum 750. Jubiläum des Rathauses – getrost in das 31. Jahr seines Bestehens gehen. Die Passauer Gießerei Perner hatte die neun Glocken seinerzeit gefertigt, die seitdem den Donauwörth­ern musikalisc­h verkündet, was die Stunde geschlagen hat ...

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Foto: Barbara Würmseher Hoch oben im Rathausgie­bel der West Fassade prangen die neun Glocken des Donauwörth­er Glockenspi­els. Welche Melodien können dort per Computer zum Klingen gebracht werden?

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