Was verkünden die Rathaus Glocken?
Nach der Lachnummer in Limburg geht es um das Repertoire des Donauwörther Glockenspiels
Die Glocken läuten es derzeit vom Limburger Rathaus: Die 34000-Einwohner-Stadt in Hessen – sonst eher durch klerikale Angelegenheiten in den Schlagzeilen – hat derzeit ein Problem mit ihrem an sich so harmlos bimmelnden Glockenspiel. Und dieses Problem heißt „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“. Seit eine Veganerin beim dortigen Bürgermeister vorstellig wurde und das – vorläufige – Aussetzen des ach so abscheulichen, Gewalt gegen Tiere verherrlichenden Kinderliedes erreicht hat, rollt eine riesige Welle aus Protest, Häme und Ironie über Limburg. Und diese Welle schwappt bis aus dem Ausland an die Lahn.
1824 hatte der Lyriker Ernst Gebhard Salomon Anschütz jenen Text verfasst, der nun auf dem Prüfstand steht. Wo bleibt der Tier- schutz, wenn doch dem diebischen Fuchs damit gedroht wird, der Jäger wolle ihn erschießen – fragt sich die Veganerin. Was soll der Schmarrn, haben die keine anderen Sorgen? – diskutieren die anderen und sprechen gar von Schildbürgerstreich.
In Tagen wie diesen muss sich aber nun auch ganz Donauwörth die bange Frage stellen: Kann uns ein derartiger Eklat auch ins (Rat)Haus stehen? Schließlich prangt auch dort – augenfällig an der Westfassade – ein Glockenspiel. Schließlich sind auch dort etliche Lieder älteren und neueren Kulturguts in den Computer einprogrammiert. Hat irgendwann irgendjemand deren Texte hinterfragt? Sollten sich unter ihnen etwa auch fragwürdige Zeilen verbergen? „Mir ist bisher nichts dergleichen aufgefallen“, gibt Stadtarchivar Otmar Seufert Auskunft. Sein Büro liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus und er nimmt das Glockenspiel zweimal täglich – um 11 und um 16 Uhr – wahr. „Das ist eine schöne Sache“, sagt er schmunzelnd, „denn es erinnert mich zum einen daran, dass bald Mittag ist, zum anderen, dass der Feierabend naht. Ich vergess’ das sonst manchmal.“Was aber wird nun konkret gespielt? Darüber weiß auch Kay Wannick, der Leiter des Donauwörther Bauamts, Bescheid. Zuletzt wurde der „historische, 30 Jahre alte Computer“im Jahr 2002 programmiert. 14 verschiedene Lieder stehen zur Verfügung, die im Wechsel je nach Jahreszeit zu Ostern, Weihnachten oder an „normalen“Tagen erklingen können: „Nun danket all“, „Gib uns Frieden“, „Lobet und preiset, ihr Völker, den Herrn“, „Es ist ein Ros’ entsprungen“, „Danke für diesen guten Morgen“, „Froh zu sein bedarf es wenig“, „Üb’ immer Treu’ und Redlichkeit“, „Die Sonne muss scheinen“aus der Oper „Die Zaubergeige“von Werner Egk, „Oh when the Saints“, „Die güldene Sonne“, „Der Mond ist aufgegangen“, „In dulci jubilo“, „Du, er, gabst uns dein festes Wort“und „Hört, ihr Herrn“. Die Stadt kann aufatmen: Nichts von alledem befindet sich wohl in einem kritischen, zweifelhaften Bereich. So kann das Donauwörther Glockenspiel – installiert 1986 zum 750. Jubiläum des Rathauses – getrost in das 31. Jahr seines Bestehens gehen. Die Passauer Gießerei Perner hatte die neun Glocken seinerzeit gefertigt, die seitdem den Donauwörthern musikalisch verkündet, was die Stunde geschlagen hat ...