Auf der Suche nach einem „Erben“
Josef und Martina Eger führen den Kesseltaler Hof in Amerdingen seit 26 Jahren. Bevor sie in Rente gehen, wollen sie einen würdigen Nachfolger finden
Familie Eger und Amerdingen, das war Liebe auf den ersten Blick. Mehr als 26 Jahre sind seit dem ersten Aufeinandertreffen vergangen. Und doch erinnern sich Josef und Martina Eger noch an diesen Tag, als wäre es erst ein paar Wochen her. Den Tag, an dem sie ihren Kesseltaler Hof zum ersten Mal sahen und sofort wussten: „Der ist es.“
Die beiden lebten damals in Australien. Josef Eger war Koch in einem renommierten Hotel, seine Frau arbeitete als Fotografin. Mit dem Wunsch nach Kindern wuchs jedoch die Sehnsucht nach der Heimat. Die Egers fassten einen Entschluss: Sie wollten ihren Traum verwirklichen, ein eigenes Restaurant gründen. Aber nicht in Australien, sondern möglichst nahe an Martina Egers Heimat Nördlingen. Sie wurden auf das in Amerdingen zum Verkauf stehenden Anwesen aufmerksam und stiegen in den Flieger. Die Entscheidung war schnell gefällt.
„Es war uns am Anfang nicht klar, wie schwer es wird“, erinnert sich Martina Eger. Sie und ihr Mann hätten bei Null anfangen müssen, zu Beginn gab es kaum Gäste. Doch mit viel Einsatz hätten sie es geschafft, sich in Amerdingen zu etablieren. „Wir haben manche Gäste von der Taufe über die Konfirmation bis zur Hochzeit begleitet“, sagt Josef Eger und lacht, „die meisten bestellen immer noch das gleiche wie in ihrer Kindheit.“
Jetzt, 26 Jahre nach der Eröffnung, machen sich die Egers Gedanken über die Zukunft ihres Landgasthofs. Beide könnten schon bald in Rente gehen und suchen deshalb nach einem Nachfolger für den Kesseltaler Hof. Die drei Kinder haben andere Interessen, erzählt Martina Eger. Mitgeholfen haben sie zwar seit eh und je. Aber den Gasthof übernehmen? Das komme für sie nicht in Frage. Ein Käufer muss also gefunden werden. Schon vor zwei Jahren hätten sie das probiert, aber schlechte Erfahrungen gemacht. Mit einer neuen Maklerfirma an der Seite wagen sie den Schritt nun erneut.
780 000 Euro soll das Restaurant, zu dem unter anderem 14 Hotelzim- mer und ein angrenzendes Wohnhaus gehören, bei einem Verkauf bringen, wie in der im Internet geschalteten Anzeige zu lesen ist. Der Nachfolger soll, so der Wunsch der Egers, den Kesseltaler Hof in ihrem Sinne weiterführen. Also im Optimalfall gehobene, traditionelle Küche anbieten, wie Josef Eger sagt. Er könne sich gut vorstellen, dass eine junge motivierte Familie den Betrieb übernimmt „Es muss einfach passen. Auch wenn es schwierig ist, so jemanden zu finden.“Das Restaurant zu verpachten, wäre da leichter. Das kommt für die Egers allerdings nicht in Frage. Das sei immer ein hohes Risiko, sagen sie.
Einige Interessenten für den Kauf des Anwesens habe es bereits gegeben, der Richtige war noch nicht dabei. „Wir wissen, dass es vielleicht fünf oder sechs Jahre dauern kann, bis wir einen Käufer gefunden haben“, sagt Josef Eger.
Den Amerdinger Bürgermeister Hermann Schmidt freut es, dass die Besitzer des Kesseltaler Hofs sich so viele Gedanken um ihre Nachfolge machen. „Man merkt, wie wichtig es ihnen ist, ihr Erbe in gute Hände zu geben“, findet Schmidt. Für die Gemeinde habe das Restaurant eine enorme Bedeutung. Vom guten Ruf des Hauses profitiere das ganze Dorf. Deshalb sei es so wichtig, dass der Kesseltaler Hof in Zukunft Bestand hat. Schmidt will Familie Eger bei der Nachfolgefrage beratend zur Seite stehen.
Die Egers gehen offen damit um, dass sie einen Nachfolger für ihren Gasthof suchen. Den Gästezahlen hat das nicht geschadet, erzählen sie. „Die Kunden buchen auch weiterhin. Sie vertrauen uns“, sagt Martina Eger, die sich im Restaurant um den Service kümmert. Die Familie will ihren Nachfolgern ein funktionierendes Lokal überlassen. So problemfrei wie möglich soll der Übergang verlaufen, wünscht sich Josef Eger. Hauptsache, für die Gäste gebe es keine Nachteile.
„Wir wissen, dass es fünf oder sechs Jahre dauern kann, ei nen Käufer zu finden.“
Josef Eger