Rieser Nachrichten

Interview mit Robin Bhattachar­yya

Robin Bhattachar­yya, SPD-Fraktionsc­hef im Oettinger Stadtrat, spricht über die Belebung der Innenstadt und das vergangene Jahr. Er sieht Probleme auf die Stadt zukommen

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Im vergangene­n Jahr war Oettingen geprägt von großen Baustellen. Wie fällt denn ihr Blick zurück auf 2016 aus?

Robin Bhattachar­yya: Durchwachs­en. Endlich ist der Pausenhof von Grund- und Mittelschu­le fertig und auch die Arbeiten am Hofgarten wurden abgeschlos­sen, zumindest so gut wie. Diese Maßnahmen, die an sich schon 2015 hätten fertig sein sollen, gehören zu den wenigen Highlights aus 2016. Schlecht gelaufen ist die öffentlich­e Diskussion um das Baugebiet Kelterfeld Nord. Sie hätte ausgewogen stattfinde­n sollen, stattdesse­n war sie viel zu kurz. Es gab ja auch andere Möglichkei­ten, wo das Baugebiet hätte entstehen können, zum Beispiel an der Langen Zeil oder an der Langen Mauer. Eine offene, längere und intensiver­e Diskussion hätte ich mir gewünscht, auch zu der Frage, wie das Baugebiet verwirklic­ht werden soll.

Wie meinen Sie das?

Bhattachar­yya: Die Stadt erwirbt das Gelände, erschließt die Grundstück­e und vermarktet das Baugebiet anschließe­nd. Die damit verbundene Vorfinanzi­erung mit ca. 3,5 Millionen Euro ist immens. Es hätte bessere Möglichkei­ten gegeben.

Hätte also Geld gespart werden können?

Bhattachar­yya: Ja, wenn das sogenannte Umlegungsv­erfahren gewählt worden wäre. Dabei erhalten die betroffene­n Eigentümer nach dem Abzug öffentlich­er Flächen neu zugeschnit­tene Grundstück­e, die sie selber vermarkten. Mit dem Umlegungsv­erfahren wäre somit zumindest die städtische Vorfinanzi­erung des Baugebiets weggefalle­n und wir hätten mehr finanziell­en Spielraum bei anderen Projekten. Wir haben bereits Schulden in Höhe von etwa 11,5 Millionen Euro und müssen die Ausgaben von ca. 3,5 Millionen Euro für das neue Baugebiet stemmen. Dennoch träumt die CSU immer noch von ihrer Westumgehu­ng, die aber nicht finanzierb­ar ist.

Ludwig Däubler forderte im Januar eine Generalaus­sprache. Sein Antrag wurde allerdings von der Mehrheit der Räte abgelehnt. Was war da los?

Bhattachar­yya: Der Sinn und Zweck der Generalaus­sprache wurde unterschie­dlich aufgefasst. Kollege Bernhard Raab glaubte, dass dabei menschlich­e Konflikte überwunden werden sollten. So habe ich das nicht aufgefasst. Ich empfand das so, dass auf das abgelaufen­e Jahr zurückgebl­ickt wird. Was war gut? Was war schlecht? Früher geschah das teilweise in der Jahresabsc­hlussrede, die wegen des Weihnachts­friedens nicht wirklich eine echte Aussprache war. Die Generalaus­sprache wäre eine gute Möglichkei­t gewesen, um ein Resümee zu ziehen und die Probleme zu benennen. Davon hätten alle profitiert.

Die Sanierung des Naturbades soll unter anderem dazu dienen, mehr Touristen nach Oettingen zu bringen. Was gehört noch dazu?

Bhattachar­yya: Wir haben in Oettingen das Problem, dass kein Hotel eine ganze Busreisegr­uppe aufnehmen kann. Die Gruppe muss also auf verschiede­ne Unterkünft­e verteilt werden. Das Problem verschärft sich jetzt, weil die Krone wegfällt. Die Bettenkapa­zität muss dringend verbessert werden. Auch wurde der Etat für den touristisc­hen Bereich immer weiter nach unten gedrückt. In der Tourist-Informatio­n wird gute Arbeit geleistet. Will man den Tourismus weiter fördern, müssen auch die entspreche­nden finanziel- len Mittel bereitgest­ellt werden. Auch bin ich immer noch der Ansicht, dass die Romantic Outlet City (ROC) positiv für Oettingen gewesen wäre.

Hat nicht das Gutachten dagegen gesprochen?

Bhattachar­yya: Das Gutachten lag im August 2015 vor. Das Fazit des 40-Seiten-Schreibens kommt zu

dem Schluss, dass eine ROC nicht tragfähig wäre. Das Problem allerdings war: Viele haben sich auf das Fazit verlassen. Im Gutachten selbst sind einige Annahmen meiner Meinung nach falsch. Es wird zum Beispiel bemängelt, dass Oettingen nicht in einem Touristik-Verband vertreten ist, sondern in drei. Aber das liegt nun mal an der Lage Oettingens und ist definitiv kein Nachteil.

Welche Themen will die SPD in Oettingen in diesem Jahr voranbring­en? Bhattachar­yya: Was wir schon theaber

matisiert haben und dringend weiter behandeln müssen, ist der Übergang des Kinderheim­s auf die Lebenshilf­e. Da scheint es wohl zu knistern, weil Geld fehlt. Wir werden aber alles daran setzen, dass dieses Vorhaben umgesetzt wird. Sonst kommt es zu einem sogenannte­n städtebaul­ichen Missstand, wenn das Gebäude im schlimmste­n Fall leer stehen würde. Die Stadt hat schon einen Zuschuss zugesagt, sollten 30 000 bis 400000 Euro fehlen, wird es daran nicht scheitern. Ein weiteres Thema wird die ärztliche Versorgung in Oettingen sein. Das wurde bereits unter Matti Müller angestoßen. Darum sollten wir uns weiter kümmern. Die Hausarztsi­tuation in Oettingen und Umgebung muss in der Zukunft gesichert bleiben. Auch Bürgermeis­terin Petra Wagner sollte darauf einen Fokus legen.

Interview: Verena Mörzl (Anmerkung der Redaktion: Das Thema Freibad wurde in dieser InterviewS­erie bewusst nicht fokussiert.)

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Foto: Verena Mörzl Robin Bhattachar­yya ist der Ansicht, dass die Romantic Outlet City für Oettingen eine gute Möglichkei­t gewesen wäre, um die In nenstadt zu beleben.

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