Wer plant den Sozialbau?
Nördlingen will auf dem einstigen BayWa-Areal Wohnungen für sozial Schwache und anerkannte Flüchtlinge errichten. Die Frage, welcher Architekt beauftragt wird, ist umstritten
Wer ein eigenes Häuschen im Grünen errichten will, der braucht in der Regel einen Architekten. Der wiederum macht einen Plan, dann wird gebaut. Nun will die Stadt Nördlingen zwar kein Häuschen errichten, sondern einen Wohnblock mit rund 1000 Quadratmetern. Das Fachwissen eines Architekten braucht sie dafür aber selbstverständlich ebenso. Über die Frage, ob der Planer aus der Stadtverwaltung kommen solle oder nicht, wurde zuletzt im Stadtrat diskutiert.
Wie berichtet, sollen auf dem ehemaligen BayWa-Areal an der Adamstraße Wohnblocks gebaut werden, in die sozial schwache Bürger und anerkannte Flüchtlinge einziehen können. Dass das dringend nötig ist, belegt ein Blick auf die Warteliste der gemeinnützigen Baugenossenschaft, wo hunderte Bewerber eingetragen sind. Mehrere Millionen Euro hat die Stadt für das Projekt in den nächsten Jahren eingeplant, es wird vom Freistaat großzügig gefördert.
Im Rat stellte Stadtbaumeister Hans-Georg Sigel mehrere mögliche Varianten für die Planung vor, in der Debatte ging es aber letztendlich um zwei Vorschläge. Den einen präferierte Sigel, vereinfacht erklärt läuft das Ganze so ab: Die Stadt Nördlingen lobt einen EU-weiten Wettbewerb aus. 15 Architekten können ihre Vorschläge für die Wohnblocks einreichen. Ein Preisgericht entscheidet, welche Idee gewinnt. Sigel und der Leiter der Hochbauabteilung, Josef Eichert, zählen mehrere Argumente für dieses Vorgehen auf: Der Wettbewerb koste zwar 110000 Euro, allerdings fördere die Regierung von Schwaben ihn mit rund 60 Prozent. Damit müsse die Stadt tatsächlich nur 44 000 Euro zahlen. Würde Nördlingen einen Architekten mit der gleichen Arbeit, die die Wettbewerbsteilnehmer leisten, beauftragen, koste das mehr. Zudem hätten sich Büros auf solche Wohnblocks spezialisiert, damit mehr Erfahrung und Hintergrundwissen auf diesem Gebiet. Gegenüber der sagt Sigel, grundsätzlich könnten auch die drei Architekten der Stadtverwaltung solch einen Bau planen. „Aber das ist nicht unser Alltagsgeschäft.“
genau das zogen einige Stadträte vor: Die Arbeit solle im Bauamt selbst erledigt werden. Markus Hager (Stadtteilliste) meinte etwa, ein Wettbewerb für dieses Projekt mache wenig Sinn. Schließlich gehe es dabei nicht um „Schnörkel“. Der zweite Bürgermeister, Markus Landenberger-Schneider (CSU), sagte, man habe schließlich zuletzt das Personal im Bauamt aufgestockt, um Projekte selbst bearbeiten zu können. Sigel hatte darauf hingewiesen, dass die Planer derzeit mit Projekten wie Bahnhof, Spitalmühle oder dem Feuerwehrhaus in Löpsingen ausgelastet seien. Deshalb könnten die Architekten der Stadtverwaltung erst Ende des Jahres mit dem Projekt sozialer Wohnungsbau beginnen. Landenberger- Schneider entgegnete, dass man mit dieser Verzögerung von etwa einem halben Jahr 44 000 Euro sparen könne. Und Ulrich Lange (CSU) entgegnete, dass das Bauamt mit einem Planungswettbewerb auch Arbeit habe.
Thomas Mittring unterstützte Sigel, baute auf dessen Fachkompetenz bei der Frage, was nun das bessere Verfahren sei. Helmut Beyschlag (PWG) meinte, es gehe schließlich nicht nur um ein Musterhaus. Sein Fraktionskollege Johannes Ziegelmeir ergänzte, dass dem Stadtbauamt wohl nicht die Arbeit ausgehe. Sonja Kuban (Grüne/Frauenliste) befürwortete einen Planungswettbewerb genauso wie Oberbürgermeister Hermann Faul, der so argumentierte: Man bekomDoch me für 40000 Euro mehrere Varianten. Und die Architekten, die teilnehmen würden, seien auf solche Wohnblöcke spezialisiert, könnten kostengünstig bauen.
Lange forderte schließlich eine Sitzungsunterbrechung. Danach stellte CSU-Fraktionsvorsitzender Thomas Knie den Antrag, das Thema in einer späteren Ausschusssitzung des Stadtrates zu entscheiden. Sehr zum Missfallen von Beyschlag, der fragte, ob man dann „gescheidter“sei. Lange entgegnete, man brauche Zeit zur Beratung in der Fraktion. Auch Rita Ortler (SPD) hatte kritisiert, dass das Thema so kurzfristig auf die Tagesordnung gesetzt wurde. Die Mehrheit stimmte schließlich für Knies Antrag.