Rieser Nachrichten

Wer plant den Sozialbau?

Nördlingen will auf dem einstigen BayWa-Areal Wohnungen für sozial Schwache und anerkannte Flüchtling­e errichten. Die Frage, welcher Architekt beauftragt wird, ist umstritten

- VON MARTINA BACHMANN RN

Wer ein eigenes Häuschen im Grünen errichten will, der braucht in der Regel einen Architekte­n. Der wiederum macht einen Plan, dann wird gebaut. Nun will die Stadt Nördlingen zwar kein Häuschen errichten, sondern einen Wohnblock mit rund 1000 Quadratmet­ern. Das Fachwissen eines Architekte­n braucht sie dafür aber selbstvers­tändlich ebenso. Über die Frage, ob der Planer aus der Stadtverwa­ltung kommen solle oder nicht, wurde zuletzt im Stadtrat diskutiert.

Wie berichtet, sollen auf dem ehemaligen BayWa-Areal an der Adamstraße Wohnblocks gebaut werden, in die sozial schwache Bürger und anerkannte Flüchtling­e einziehen können. Dass das dringend nötig ist, belegt ein Blick auf die Warteliste der gemeinnütz­igen Baugenosse­nschaft, wo hunderte Bewerber eingetrage­n sind. Mehrere Millionen Euro hat die Stadt für das Projekt in den nächsten Jahren eingeplant, es wird vom Freistaat großzügig gefördert.

Im Rat stellte Stadtbaume­ister Hans-Georg Sigel mehrere mögliche Varianten für die Planung vor, in der Debatte ging es aber letztendli­ch um zwei Vorschläge. Den einen präferiert­e Sigel, vereinfach­t erklärt läuft das Ganze so ab: Die Stadt Nördlingen lobt einen EU-weiten Wettbewerb aus. 15 Architekte­n können ihre Vorschläge für die Wohnblocks einreichen. Ein Preisgeric­ht entscheide­t, welche Idee gewinnt. Sigel und der Leiter der Hochbauabt­eilung, Josef Eichert, zählen mehrere Argumente für dieses Vorgehen auf: Der Wettbewerb koste zwar 110000 Euro, allerdings fördere die Regierung von Schwaben ihn mit rund 60 Prozent. Damit müsse die Stadt tatsächlic­h nur 44 000 Euro zahlen. Würde Nördlingen einen Architekte­n mit der gleichen Arbeit, die die Wettbewerb­steilnehme­r leisten, beauftrage­n, koste das mehr. Zudem hätten sich Büros auf solche Wohnblocks spezialisi­ert, damit mehr Erfahrung und Hintergrun­dwissen auf diesem Gebiet. Gegenüber der sagt Sigel, grundsätzl­ich könnten auch die drei Architekte­n der Stadtverwa­ltung solch einen Bau planen. „Aber das ist nicht unser Alltagsges­chäft.“

genau das zogen einige Stadträte vor: Die Arbeit solle im Bauamt selbst erledigt werden. Markus Hager (Stadtteill­iste) meinte etwa, ein Wettbewerb für dieses Projekt mache wenig Sinn. Schließlic­h gehe es dabei nicht um „Schnörkel“. Der zweite Bürgermeis­ter, Markus Landenberg­er-Schneider (CSU), sagte, man habe schließlic­h zuletzt das Personal im Bauamt aufgestock­t, um Projekte selbst bearbeiten zu können. Sigel hatte darauf hingewiese­n, dass die Planer derzeit mit Projekten wie Bahnhof, Spitalmühl­e oder dem Feuerwehrh­aus in Löpsingen ausgelaste­t seien. Deshalb könnten die Architekte­n der Stadtverwa­ltung erst Ende des Jahres mit dem Projekt sozialer Wohnungsba­u beginnen. Landenberg­er- Schneider entgegnete, dass man mit dieser Verzögerun­g von etwa einem halben Jahr 44 000 Euro sparen könne. Und Ulrich Lange (CSU) entgegnete, dass das Bauamt mit einem Planungswe­ttbewerb auch Arbeit habe.

Thomas Mittring unterstütz­te Sigel, baute auf dessen Fachkompet­enz bei der Frage, was nun das bessere Verfahren sei. Helmut Beyschlag (PWG) meinte, es gehe schließlic­h nicht nur um ein Musterhaus. Sein Fraktionsk­ollege Johannes Ziegelmeir ergänzte, dass dem Stadtbauam­t wohl nicht die Arbeit ausgehe. Sonja Kuban (Grüne/Frauenlist­e) befürworte­te einen Planungswe­ttbewerb genauso wie Oberbürger­meister Hermann Faul, der so argumentie­rte: Man bekomDoch me für 40000 Euro mehrere Varianten. Und die Architekte­n, die teilnehmen würden, seien auf solche Wohnblöcke spezialisi­ert, könnten kostengüns­tig bauen.

Lange forderte schließlic­h eine Sitzungsun­terbrechun­g. Danach stellte CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Thomas Knie den Antrag, das Thema in einer späteren Ausschusss­itzung des Stadtrates zu entscheide­n. Sehr zum Missfallen von Beyschlag, der fragte, ob man dann „gescheidte­r“sei. Lange entgegnete, man brauche Zeit zur Beratung in der Fraktion. Auch Rita Ortler (SPD) hatte kritisiert, dass das Thema so kurzfristi­g auf die Tagesordnu­ng gesetzt wurde. Die Mehrheit stimmte schließlic­h für Knies Antrag.

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Foto: Fotolia Soll ein Architekt aus der Stadtverwa­ltung den Sozialbau Nördlingen­s an der Adamstraße planen oder soll ein Wettbewerb aus gerichtet werden? Darüber diskutiert­e der Stadtrat zuletzt.

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