Hinter Gattern
Obwohl es seit Wochen keinen Fall der Vogelgrippe in der Region gab, dürfen Geflügelhalter ihre Hühner nicht ins Freie lassen. Darum sind die Regeln so streng
Dicht gedrängt stehen die Hennen am Zaun ihres Wintergartens. Die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings können sie schon spüren, doch nach draußen und die grünen, aus dem Boden sprießenden Grashalme picken, dürfen sie nicht. Seit Mitte November müssen Landwirte ihr Geflügel auf Geheiß des Landratsamts Donau-Ries bereits unter Verschluss halten. Wann sich daran etwas ändert, ist noch immer nicht abzusehen.
Veterinäramtsleiter Thomas Kellner will sich noch keine Prognose entlocken lassen. „Je schneller es warm wird, desto größer ist die Chance, dass die Tiere bald wieder ins Freie dürfen“, sagt der Fachmann. Doch momentan sehe es noch nicht danach aus. Solange es noch feucht und kühl sei, habe das Vogelgrippevirus draußen beste Möglichkeiten, zu überleben. Dem Bayerischen Umweltministerium obliegt es, die Stallpflicht wieder aufzulösen. Im Landkreis Donau-Ries hat es seit dem Ausbruch der Vogelgrippe zwei Fälle gegeben, bei denen das Virus nachgewiesen wurde. Glücklicherweise habe es sich dabei nur um Wildvögel – eine Stockente und einen Schwan – gehandelt, die keine Zuchttiere angesteckt haben.
Auch wenn das mehr als zwei Monate zurück liegt, sei laut Kellner Vorsicht geboten. Erst vor drei Wochen sei die Geflügelpest in einem Betrieb in Niederbayern ausgebrochen, wo 10000 Puten gekeult werden mussten. „Das zeigt, dass die Stallpflicht ihre Berechtigung hat. Die Fälle waren nicht so weit von uns entfernt“, sagt der Veterinäramtsleiter. Das Landratsamt erhalte zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung auf mögliche kranke Tiere. Erst gestern habe Kellner wieder eine Probe von einem toten Schwan genommen und ins Labor geschickt. Das geht jedoch nur mit kürzlich verstorbenen Tieren. „Sobald sie verwest sind, findet man keine Erreger mehr“, erklärt Kellner. Das Virus könne auf verschiedene Arten auf die Tiere übertragen werden. Auch wenn viele Vogelarten nicht oder kaum anfällig für die Krankheit sind, können sie den Erreger aufnehmen und weitergeben. Bei Wildvögeln erkenne man generell wenige Anzeichen einer Infektion mit der Geflügelpest, wohingegen Hühner und Puten sehr empfindlich reagieren würden. „Wenn sich eines Ihrer Hühner mit der Vogelgrippe ansteckt, ist innerhalb von wenigen Tagen der halbe Bestand tot“, sagt Kellner.
Besonders lange halte sich das Vogelgrippevirus im Kot der Tiere. Deshalb sei es wichtig, dass die Vögel nur in überdachten Außengehegen gehalten werden. So lasse sich vermeiden, dass Ausscheidungen von Flugtieren ins Gehege gelangen. Zu den Seiten müssen die Tiere mit einem feinmaschigen Zaun abgesichert werden, der Nager und andere Gäste abhalten soll – denn auch die können das Virus wie der Mensch auf das Geflügel übertragen, wenn sie mit infiziertem Kot oder anderen Körperflüssigkeiten in Kontakt gekommen sind.
Einen großen Aufschrei unter den Geflügelhaltern gebe es nicht, bestätigt Michael Stiller, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands. „Die Betriebe haben sich arrangiert“, sagt Stiller. Die Gesundheit der Tiere gehe da eindeutig vor. „Es wäre ja unverantwortlich, die Tiere raus zu lassen.“Problematisch sei nur, dass die Halter von Freilandhühnern ihre Eier nicht mehr wie gewohnt deklarieren dürfen, da die Übergangsfrist von zwölf Wochen, in der das noch möglich war, bereits abgelaufen sei. Nun appelliere man an die Verbraucher, sich über die Herkunft der Eier zu informieren.
Kellner und Stiller hoffen, dass es bald schönes Wetter wird. Denn eines mag der Vogelgrippevirus nicht: strahlenden Sonnenschein.