Geduldsprobe für die Gymnasien
Die Unklarheit in der Frage, ob das neunjährige Abitur in bayerische Gymnasien zurückkehrt, beschäftigt die Schulen in der Region
Eine klare Linie ist in der bayerischen Bildungspolitik bezüglich der Zukunft von G8 und G9 nicht zu erkennen. Nur eine Feststellung folgte aus dem Spitzentreffen der CSU-Fraktion und der Landesregierung am Montag in München. Es werde zwar weiter an Plänen für ein neunjähriges Abitur in Bayern gearbeitet, vollständig ersetzen werde es das G 8 aber nicht. Ein endgültiger Beschluss soll bis Ostern vorliegen.
Das hat Einfluss auf Gymnasien im Ries. Der Direktor des TheodorHeuss-Gymnasiums Nördlingen, Robert Böse, ist überzeugt: „Mit G 9 muss geplant werden und wurde geplant.“Bei dem umfassenden Umbau des THG-Schulgebäudes wurde ein zukünftiges Schülerwachstum berücksichtigt. Auf Landesebene wird derweil darüber gesprochen, das Abitur freiwillig nach acht Jahren abzuschließen. Böse erinnert jedoch daran, dass diese Möglichkeit „in der Vergangenheit, auch vor dem G 8“bestand, aber sehr selten genutzt wurde.
Er weist außerdem auf die Komplikationen hin, die durch die Unschlüssigkeit in der G9-Frage entstünden. So hätte in Mering das unkalkulierbare Schüleraufkommen zu einem Baustopp geführt. Das THG sei jedoch in einer gänzlich anderen Deshalb gebe es bei den Bauarbeiten kein Problem dieser Art. Eine Lösung mit zwei parallen Systemen, einem acht- und einem neunjährigen, schließt Böse jedenfalls aus. Das sei personaltechnisch nicht zu stemmen.
Ebenso sieht das der Schulleiter des Albrecht-Ernst-Gymnasiums Oettingen, Günther Schmalisch. Für Schulen der Größenordung des AEG komme nur eine einheitliche Lösung in Frage. Das Unterrichten nach zwei verschiedenen Lehrplänen sei organisatorisch nicht möglich. Ein freiwilliges Verkürzen auf acht Jahre sei entweder mit zusätzli- chem Unterricht am Nachmittag oder in Einzelfällen durch Überspringen von Klassenstufen denkbar. Ersteres stelle aber auch einen enormen Personalaufwand dar.
Der bisherige Plan sei gewesen, den Schulen ab dem Schuljahr 2018/19 zu überlassen, ob sie G8 oder G 9 anbieten. Warum dieses Vorhaben nun ins Wanken gerät, ist für Schmalisch nicht zu erklären. Besonders, da bei einer Konferenz im November letzten Jahres sämtliche Schulleiter schwäbischer Gymnasien einstimmig für G 9 gestimmt hätten. Kultusminister Spaenle sei bei diesem Treffen anwesend geweSituation. sen. Unabhängig davon, wie die Entscheidung in München ausfallen wird, ist sich Schulleiter Schmalisch aber sicher: „Wenn G 9 kommt, sind wir gewappnet.“
Laut Manfred Van Rinsum, dem Vorsitzenden des Elternbeirats des AEG, sehne sich die überwiegende Mehrheit der Schüler und Eltern nach einem neunjährigen Gymnasium. Nicht im Vordergrund wäre dabei der Druck auf Schüler, der dem G8 oft angelastet wird. Dieser sei durch den abgeänderten Lehrplan ähnlich wie beim G 9. Das Kernproblem sieht er bei der „Vereinheitlichung“der Fächerwahl der Schüler. Van Rinsum fordert „den Neigungen der Schüler Rechnung zu tragen“. Das momentane System sorge dafür, dass bestimmte Talente der Schüler nicht gefördert werden könnten. Warum die Entscheidungsfindung der Landesregierung „ewig dauere“wisse er nicht.
Elke Moll, die sich als Vorsitzende im Verein „Freundeskreis Theodor-Heuss-Gymnasium“engagiert, sieht das G9 als „große Chance“. Durch den Zeitdruck der Schüler im G8 seien außerschulische Aktivitäten sehr eingeschränkt. Diese seien aber wichtig für den Erwerb von Sozialkompetenzen. Außerdem seien die ehemaligen Leistungskurse eine gute Basis für ein anschließendes Studium gewesen. Diese fehle nun in vielen Fällen.