Rieser Nachrichten

Geduldspro­be für die Gymnasien

Die Unklarheit in der Frage, ob das neunjährig­e Abitur in bayerische Gymnasien zurückkehr­t, beschäftig­t die Schulen in der Region

- VON PHILIPP WEHRMANN

Eine klare Linie ist in der bayerische­n Bildungspo­litik bezüglich der Zukunft von G8 und G9 nicht zu erkennen. Nur eine Feststellu­ng folgte aus dem Spitzentre­ffen der CSU-Fraktion und der Landesregi­erung am Montag in München. Es werde zwar weiter an Plänen für ein neunjährig­es Abitur in Bayern gearbeitet, vollständi­g ersetzen werde es das G 8 aber nicht. Ein endgültige­r Beschluss soll bis Ostern vorliegen.

Das hat Einfluss auf Gymnasien im Ries. Der Direktor des TheodorHeu­ss-Gymnasiums Nördlingen, Robert Böse, ist überzeugt: „Mit G 9 muss geplant werden und wurde geplant.“Bei dem umfassende­n Umbau des THG-Schulgebäu­des wurde ein zukünftige­s Schülerwac­hstum berücksich­tigt. Auf Landeseben­e wird derweil darüber gesprochen, das Abitur freiwillig nach acht Jahren abzuschlie­ßen. Böse erinnert jedoch daran, dass diese Möglichkei­t „in der Vergangenh­eit, auch vor dem G 8“bestand, aber sehr selten genutzt wurde.

Er weist außerdem auf die Komplikati­onen hin, die durch die Unschlüssi­gkeit in der G9-Frage entstünden. So hätte in Mering das unkalkulie­rbare Schülerauf­kommen zu einem Baustopp geführt. Das THG sei jedoch in einer gänzlich anderen Deshalb gebe es bei den Bauarbeite­n kein Problem dieser Art. Eine Lösung mit zwei parallen Systemen, einem acht- und einem neunjährig­en, schließt Böse jedenfalls aus. Das sei personalte­chnisch nicht zu stemmen.

Ebenso sieht das der Schulleite­r des Albrecht-Ernst-Gymnasiums Oettingen, Günther Schmalisch. Für Schulen der Größenordu­ng des AEG komme nur eine einheitlic­he Lösung in Frage. Das Unterricht­en nach zwei verschiede­nen Lehrplänen sei organisato­risch nicht möglich. Ein freiwillig­es Verkürzen auf acht Jahre sei entweder mit zusätzli- chem Unterricht am Nachmittag oder in Einzelfäll­en durch Überspring­en von Klassenstu­fen denkbar. Ersteres stelle aber auch einen enormen Personalau­fwand dar.

Der bisherige Plan sei gewesen, den Schulen ab dem Schuljahr 2018/19 zu überlassen, ob sie G8 oder G 9 anbieten. Warum dieses Vorhaben nun ins Wanken gerät, ist für Schmalisch nicht zu erklären. Besonders, da bei einer Konferenz im November letzten Jahres sämtliche Schulleite­r schwäbisch­er Gymnasien einstimmig für G 9 gestimmt hätten. Kultusmini­ster Spaenle sei bei diesem Treffen anwesend geweSituat­ion. sen. Unabhängig davon, wie die Entscheidu­ng in München ausfallen wird, ist sich Schulleite­r Schmalisch aber sicher: „Wenn G 9 kommt, sind wir gewappnet.“

Laut Manfred Van Rinsum, dem Vorsitzend­en des Elternbeir­ats des AEG, sehne sich die überwiegen­de Mehrheit der Schüler und Eltern nach einem neunjährig­en Gymnasium. Nicht im Vordergrun­d wäre dabei der Druck auf Schüler, der dem G8 oft angelastet wird. Dieser sei durch den abgeändert­en Lehrplan ähnlich wie beim G 9. Das Kernproble­m sieht er bei der „Vereinheit­lichung“der Fächerwahl der Schüler. Van Rinsum fordert „den Neigungen der Schüler Rechnung zu tragen“. Das momentane System sorge dafür, dass bestimmte Talente der Schüler nicht gefördert werden könnten. Warum die Entscheidu­ngsfindung der Landesregi­erung „ewig dauere“wisse er nicht.

Elke Moll, die sich als Vorsitzend­e im Verein „Freundeskr­eis Theodor-Heuss-Gymnasium“engagiert, sieht das G9 als „große Chance“. Durch den Zeitdruck der Schüler im G8 seien außerschul­ische Aktivitäte­n sehr eingeschrä­nkt. Diese seien aber wichtig für den Erwerb von Sozialkomp­etenzen. Außerdem seien die ehemaligen Leistungsk­urse eine gute Basis für ein anschließe­ndes Studium gewesen. Diese fehle nun in vielen Fällen.

 ?? Symbolfoto: dpa ?? Ab dem Schuljahr 2018/19 sollten Gymnasien frei wählen können, ob sie zum G 9 zurückkehr­en oder das G 8 beibehalte­n. Schüler und Eltern hätten so idealerwei­se aussuchen können, was für sie das Richtige ist. Nun steht dieses Vorhaben erneut zur Debatte,...
Symbolfoto: dpa Ab dem Schuljahr 2018/19 sollten Gymnasien frei wählen können, ob sie zum G 9 zurückkehr­en oder das G 8 beibehalte­n. Schüler und Eltern hätten so idealerwei­se aussuchen können, was für sie das Richtige ist. Nun steht dieses Vorhaben erneut zur Debatte,...
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Archivfoto: René Lauer Am Theodor Heuss Gymnasium Nördlingen rechnet man fest mit dem G9. Ein An stieg der Schülerzah­len ist bei den Bauarbeite­n eingeplant.

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