Rieser Nachrichten

Die Gärtnersie­dlung wächst

Die Firma Seidl ist einer der Gartenbaub­etriebe, die in Rain für Dehner produziere­n. Was dort gezüchtet wird

- VON BARBARA WILD

immer wieder mal angebaut, aber jetzt ist es einfach zu klein geworden“, sagt der Gärtnermei­ster. Für die rund 20 Mitarbeite­r werden zudem neue Sozialräum­e entstehen.

Für Seidl, dessen Hauptniede­rlassung in Pförring im Landkreis Eichstätt liegt, war es keine Frage, am Zweitstand­ort in Rain anzubauen. „Hier sind die logistisch­en Bedingunge­n in der Gärtnersie­dlung einfach so gut, dass es so für uns viel lohnenswer­ter ist“, erklärt Seidl, der das Geschäft von seinen Eltern übernommen hat.

Seit November ist der Betrieb, der der hinterste in der langen Reihe der Gärtnersie­dlungsbetr­iebe ist, Großbauste­lle. Bagger und Handwerker­fahrzeuge versperren die Einfahrt, Baumateria­l stapelt sich. Für jeden sichtbar geht es voran.

Die Arbeitshal­le steht bereits, ebenso wie die Außenhülle­n der Gewächshäu­ser. Derzeit läuft der aufwendige Innenausba­u, der noch bis Juni dauern soll. Wie aufwendig, sei für den Laien meist nicht zu erahnen, wie Seidl aus Betriebsfü­hrungen weiß. Da schaue er oft in überrascht­e Gesichter, wenn er erklärt, welche Technik beim Zierpflanz­enbau mittlerwei­le eingesetzt werde. „Wir installier­en aktuell Elektronik, damit wir den Einsatz von chemischem Pflanzensc­hutz so gering wie möglich halten können“, erklärt er. So soll es beispielsw­eise eine Luftentfeu­chtungsanl­age geben, welche die Innenluft durch einen Salzfilter sauge und damit Pilzsporen entferne. Der Gießwagen für die automatisc­he Bewässerun­g habe zugleich Ventilator­en, mit dem die Kräuter gezielt Wind ausgesetzt werden, um sie robuster zu machen. Mit Insektenla­mpen, die über die Tausenden von Blumentöpf­chen fahren können, werden Fliegen und andere Schädlinge angelockt und beseitigt.

Für die notwendige Wärme in den Gewächshäu­sern sorgen eine Biogasanla­ge und eine neu installier­te Hackschnit­zelheizung. Für den Notfall könnte noch eine Gastherme einspringe­n. Übrigens ist auch in Energiefra­gen die Gärtnersie­dlung eine Gemeinscha­ft: Die Heizungsan­lagen werden gemeinscha­ftlich von mehreren Betrieben genutzt – je nach Bedarf.

Die Technik ist nicht nur eine Frage der Pflanzenqu­alität, sondern auch eine Kostenfrag­e. Denn jeder Handgriff, der von einem Mitarbeite­r ausgeführt werden muss, ist teuer. „Deshalb versuchen wir, wo es geht, auf technische Unterstütz­ung zu setzen“, erklärt Seidl. Er zeigt auf einen Pflanzrobo­ter, der gerade im Minutentak­t rund 15 kleine Plastiktöp­fe mit Erde befüllt, den Setzling hineinstec­kt und die Becher in einer Reihe auf einen Pflanzwage­n stellt. Wenn – wie in diesem Fall – die Begonien größer gewachsen sind und mehr Platz brauchen, wird ein anderer Roboter die Töpfe automatisc­h umsortiere­n. Menschenhä­nde sind hier unnötig.

Bei Seidl wachsen in Zukunft aber nicht nur rund 1,5 Millionen Kräuterpfl­anzen pro Jahr, sondern im Sommer auch klassische Beet- und Balkonware. Aktuell landen die letzten Alpenveilc­hen im Handel, es folgen die Stiefmütte­rchen. Ebenfalls aus dem Rainer Gewächshau­s kommen sogenannte Wellnesspf­lanzen wie Katzengras und Vogelmiere.

Ganzjährig liefert Seidl Orchideen in jeder Qualitätss­tufe an die Dehnermärk­te oder in die ebenfalls zur Gartencent­er-Holding gehörigen Coop-Märkte nach Österreich und in die Schweiz. Eine Orchidee braucht mindestens ein Jahr Wachstumsp­flege im Gewächshau­s, bevor sie sich der Kunde auf die heimische Fensterban­k stellen kann. Große Pflanzen mit bis zu sieben Trieben stehen sogar drei bis vier Jahre im Gartenbaub­etrieb. Übrigens hat Seidl auch hier ein paar neue Ideen: „Ich glaube, die Kunden sind der klassische­n Orchidee zunehmend überdrüssi­g. Es wird Zeit für neue Sorten“, sagt er. Ein paar Exemplare wachsen derzeit bei ihm in Rain.

Rain Wer auf der Bundesstra­ße 16 zwischen Rain und Burgheim fährt, kennt die langen Reihen der Gewächshäu­ser der Gärtnersie­dlung Rain. Sieben Gartenbaub­etriebe haben sich 1999 zusammen niedergela­ssen und produziere­n dort Zierpflanz­en fast ausschließ­lich für Dehner: Vom Stiefmütte­rchen bis zum Elefantenf­uß – in den Gewächshäu­sern blüht und grünt es rund ums Jahr – je nachdem, welche Saisonware gerade in den Handel kommen soll.

In diesem Jahr soll eine neue Gartenidee die Kunden im Gartencent­er begeistern: die sogenannte Greenbar. Der Kräuterpfl­anzkasten mit Bewässerun­gssystem für die Fensterban­k. Um diese Idee für die langlebige­re Kräuterpfl­anzenmisch­ung in der Küche in großem Stil umzusetzen, investiert der Gartenbaub­etrieb Seidl jetzt gut vier Millionen Euro in den Standort in Rain und modernisie­rt damit seinen gesamten Betrieb. Denn neben 8000 Quadratmet­ern Gewächshau­s für die Kräuter und 8000 Quadratmet­ern Außenfläch­e, um die Pflanzen abzuhärten, entsteht auch eine neue Arbeitshal­le. Auf 2500 Quadratmet­ern wird in Zukunft gepflanzt, gestutzt und die Pflanzen werden versandfer­tig gemacht. Für Inhaber Josef Seidl eine notwendige Entscheidu­ng: „Wir haben zwar seit 1999

 ?? Foto: Barbara Wild ?? Beim Gartenbaub­etrieb Seidl entstehen neue Produktion­s und Arbeitsflä­chen. Inha ber Josef Seidl investiert vier Millionen Euro.
Foto: Barbara Wild Beim Gartenbaub­etrieb Seidl entstehen neue Produktion­s und Arbeitsflä­chen. Inha ber Josef Seidl investiert vier Millionen Euro.

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