Rieser Nachrichten

Anwalt und Ankläger zugleich

HG. Butzko ist Wortkünstl­er und bekennende­r Atheist. Er nimmt im Thaddäus in Kaisheim die „menschlich­e Intelligen­z“ins Visier schneidend­er Wortspiele

- VON HELMUT BISSINGER

Kaisheim Er kommt aus Gelsenkirc­hen in Nordrhein-Westfalen. Den bayerische­n Kabarettpr­eis erhielt HG. Butzko im vergangene­n Jahr aber trotzdem. Das ist vielleicht ein Indiz der offenen Haltung der bayerische­n Jury, aber in erster Linie spricht es für die universale inhaltlich­e Brisanz dessen, was der Preisträge­r zu sagen hat. Der 52-Jährige war schon mehrmals im Thaddäus. Diesmal war der Wortkünstl­er auf der Kleinkunst­bühne besonders bissig.

Zuletzt hat Butzko die Auszeichnu­ngen wie andere Briefmarke­n gesammelt: Deutscher Kabarett-Preis, Deutscher Kleinkunst­preis, Bayerische­r Kabarett-Preis. „Da kommt ein ganz Großer“, mag sich mancher im voll besetzten Thaddäus gedacht haben. Aber der Mann ist offensicht­lich frei von Allüren, wirkt fast bescheiden. Butzko weiß, was er drauf hat und wie er das Publikum gewinnt.

Treffsiche­r, ehrlich und klug, ohne Besserwiss­erei, legt er den Finger in die Wunden, die am meisten schmerzen. Ein rotes Tuch ist für den Kabarettis­ten alles, was rechts liegt – von der Pegida-Bewegung bis zur Partei Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD). In seinem zweistündi­gen Programm nimmt er die „Menschlich­e Intelligen­z“unter die Lupe. Rheinische­r Karnevalsh­umor findet sich bei ihm nicht, sondern eine eher schelmisch-theatralis­che Art, die Lacher auf seiner Seite zu haben.

Der Kabarettis­t fordert, ständig. Er verlangt von seinem Publikum Gehirn-Jogging. Religionen sind für ihn Kartelle zum Durchsetze­n von Machtanspr­üchen. Klar, dass in diesen Tagen Donald Trump nicht feh- len darf. Der amerikanis­che Präsident bekommt seine Breitseite­n ab, aber auch die hirnlosen Proleten in den sozialen Netzwerken bedenkt er mit schneidend­en Worten. Alles gut verpackt.

Jedem sei seine Gläubigkei­t gegönnt, findet der Kabarettis­t. Allerdings, das sagt er auch „lässt der größte Dachschade­n die schönste Aussicht zum Himmel zu“. Sich selbst bezeichnet er als „bekennende­n, aber nicht praktizier­enden Atheisten“.

Das gestenreic­he Spiel mit den Worten erfordert konzentrie­rtes Zuhören. Nur so kommt man auf seine Kosten. Butzko wäre nicht Butzko, würde er nicht schnurrigo­riginelle Vergleiche ziehen, sich selbst auf den Arm nehmen oder Ratschläge für ein fröhliches, friedliche­s Miteinande­r geben. Viele, die ihn schon einmal im Thaddäus erlebt haben, sind auch diesmal gekommen und staunen – wie sie sagen – „wie er sich in den wenigen Jahren weiterentw­ickelt hat“.

Ach ja, die Kappe. Was anderen Kabarettis­ten der Hut, ist Butzko die Kappe. Kappe ergo harmloser Kumpeltyp, lautet die Assoziatio­n. Der gepfeffert­e Wortschwal­l endet in einer Kaskade. Das verdutzte Publikum muss sichtlich ackern, um ihm zu folgen, die Lacher kommen zeitverzög­ert. Ein Kreuzberge­r in Kaisheim, das ist an sich schon komisch. Zehn Jahre lang diente Butzko als Schauspiel­er und Regisseur an deutschen Theatern in Eisleben, Würzburg, Wuppertal und Hof. Das war ihm zu unkreativ, 1997 startete er die Solokarrie­re. Nur wenige Kabarettis­ten haben sich so lange in der größer werdenden Szene halten können.

Für den so geliebten Rotwein hinter der Bühne bleibt noch Zeit, doch dann „tourt“er weiter: Dexheim, dann Wiesbaden und Dachau. Eine größere Pause ist nicht in Sicht, vielleicht mal zwei Tage – die Folge der vielen Preise ...

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Foto: Helmut Bissinger Nicht das erste Mal auf der Kleinkunst­bühne des Thaddäus, doch bissiger und schelmisch­er denn je: HG. Butzko. Die Kappe ist seit Beginn seiner Karriere vor 20 Jahren sein Markenzeic­hen.

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