Rieser Nachrichten

Einstudier­t für das Ries

Das Trio Ardor spielte in Nördlingen die Stücke dreier großer Meister

- (pm)

Was wären Künstler ohne ihr Publikum? Wofür die ganze Mühe, das Üben und Proben? Vor allem deswegen, um das Können auch zur Aufführung zu bringen. „Ja, ich habe an Sie alle gedacht, als ich das Programm einstudier­t habe“, bekennt Pianist Berno Scharpf und verblüfft die Besucher von Klassik im Ries. Scharpf hat wohl gewusst, dass bei Klassik im Ries eine besonders private Atmosphäre herrscht und hat sich sehr gut darauf vorbereite­t.

Wie immer bei den Konzerten in der Schalterha­lle der Raiffeisen­Volksbank Ries in Nördlingen ist der Abstand zwischen Publikum und Künstlern nur minimal. Diesmal sogar sehr minimal, denn der Flügel nimmt quasi die gesamte Bühne ein und Angela und Ruth Maria Rossel (Violine und Violoncell­o) entscheide­n sich für den Platz darunter, direkt vor der ersten Stuhlreihe. Das Trio Ardor präsentier­t in dieser heimeligen Atmosphäre drei große Meister ihres Fachs – drei große Komponiste­n, Dirigenten und Pianisten ihrer Zeit. Beethovens Trio B-Dur „Gassenhaue­r-Trio“beginnt feierlich und pathetisch in allen drei Stimmen, im zweiten Satz tritt das Cello wunderschö­n und klangvoll in den Vordergrun­d. in d-Moll von Felix Mendelssoh­n Bartholdy legen sich die Künstler noch einmal ins Zeug: Konzentrie­rt und präzise vor allem Ruth Maria Rossel am Cello, Pianist Berno Scharpf führt ruhig und überzeugen­d, Angela Rossel sicher und bravourös in allen Höhenlagen. Gerade im Scherzo kommt die Melodie erst hüpfend-lachend daher, dazwischen aber immer wieder düstere MollPassag­en. Hier hält das Piano mit perlenden Tönen eine positive Stimmung dagegen. Im vierten Satz kommt es zur Wendung in die DurTonart, das zieht sich hin, wird immer wieder hin und her geworfen – und geht zum Schluss gut aus. So wie das Konzert von Trio Ardor und damit die Saison bei „Klassik im Ries“mit einem abwechslun­gsreichen Saisonprog­ramm. Zum Träumen geben die Künstler Anton Rubinstein­s populäre Melodie in F mit auf den Heimweg. Ein kurzes, aber tolles Adagio. Der finale Satz, der dem Trio seinen Namen gab, verarbeite­t ein kleines Motiv zu einer Dauerschle­ife, einem Ohrwurm durch alle Stimmen. Beethoven „adelt“einen Schlager seiner Zeit durch seine hoch künstleris­che Bearbeitun­g, dem Trio Ardor und dem Publikum sichtlich zur Freude. Dann folgt ein Werk des jungen Sergei Rachmanino­ff, das Trio Elegiaque No. 1 in G-Moll. Eine Elegie, klagend und schwermüti­g. Ja, so kann man das Werk beschreibe­n. Es würde jedoch zu kurz greifen. Die Melancholi­e Rachmanino­ffs hat etwas Monumental­es, Brachiales, Raumerfüll­endes. Im Verlauf des kurzen, einsätzige­n Stückes mag man kaum glauben, dass nur drei Instrument­e beteiligt sind. Die Melodie hat die Kraft eines ganzen Orchesters.

Nach der Pause folgt das schönste Stück des Abends. Beim Trio Nr. 1

 ?? Foto: Zuber ?? Das spritzige Trio Ardor überzeugt das Publikum bei Klassik im Ries durch brillante Technik und mit einem brachialen Rachmanino­ff Trio.
Foto: Zuber Das spritzige Trio Ardor überzeugt das Publikum bei Klassik im Ries durch brillante Technik und mit einem brachialen Rachmanino­ff Trio.

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