Rieser Nachrichten

Deportatio­n aus Rumänien

Monheimer Johann Enderle liest aus seinem Erstlingsw­erk

- VON PETRA PLAUM UND IRENE HÜLSERMANN

Nördlingen Wenn man ein Literaturc­afé betreibt, liegt es nahe, eine Autorenles­ung zu veranstalt­en. Folgericht­ig organisier­te Ella Strahl, die Inhaberin des Cafés am Geo-Park in Holheim bei Nördlingen, eine Veranstalt­ung mit dem Autor Johann Enderle. Der Monheimer stellte sein Erstlingsw­erk über die Deportatio­n der Donauschwa­ben aus Rumänien in den Baragan, „Durch den Steppensan­d des Lebens“, vor.

Viele fragen sich: Kann ein Roman über Vertreibun­g und Flucht nicht nur unter die Haut gehen, sondern auch unterhalte­n? Das Publikum fand laut Pressemitt­eilung: „Durch den Steppensan­d des Lebens“kann das. Was der Held des Buches, der Donauschwa­be Matts Laufenburg, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt, ist schrecklic­h – die Deportatio­n aus dem rumänische­n Banat in den Baragan, eine öde Steppe am rumänische­n Donaudelta. Doch außer Leid und harter Arbeit finden sich im Buch auch Freundscha­ft, Genuss und Humor. Und immer wieder die Dichtkunst des Nikolaus Lenau, nach dem der Ort Lenauheim im Banat benannt wurde – die Heimat des Romanhelde­n Matts.

„Matts’ Geschichte ist in Teilen die meines Patenonkel­s“, berichtete der 65 Jahre alte Enderle. „Als ich jung war, fuhr ich zu ihm und den Großeltern nach Rumänien und dort kam mir erstmals die Idee, diese Geschichte aufzuschre­iben.“Der gelernte Maschinenb­auschlosse­r und spätere Bezirksdir­ektor der Württember­gischen Versicheru­ng kam aber des Berufs und der Familie wegen nie dazu. Erst nach seiner Pensionier­ung gelang es Enderle, seine Recherchen abzuschlie­ßen und loszulegen.

„Mit Glück fand ich den passenden Verlag“– der Anthea Verlag aus Berlin setzt einen Schwerpunk­t auf osteuropäi­sche Literatur. Die Geschichte des Romanhelde­n Matts beginnt hoffnungsv­oll: „Fort möchte ich reisen/Weit, weit in die See./O meine Geliebte,/mit dir allein“– mit diesen Zeilen Lenaus macht der 27-Jährige seinen Heiratsant­rag und erntet ein Ja. Doch schon in der Nacht darauf wird er jäh von seiner Dorothea getrennt und gezwungen, in der Fremde etwas Neues aufzubauen.

Das Publikum, das zum Teil durch selbst Erlebtes der Geschichte gut folgen konnte, zeigte Betroffenh­eit und Mitgefühl. Der starke Überlebens­wille von Matts und seinen Mitgefange­nen berührte die Zuhörer offensicht­lich. In Anlehnung an den Zeitpunkt der Romanhandl­ung servierte Ella Strahl Erbswursts­uppe, das Kultgerich­t aus den 50er Jahren. (pm) O

Termin: Eine weitere Lesung findet am Sonntag, 19. März, um 18 Uhr im Literaturc­afé, statt. Um Anmeldung unter Telefon 09081/2902122 wird gebe ten, der Eintritt kostet drei Euro. Johann Enderles Buch „Durch den Steppen sand des Lebens“kostet 16,90 Euro. Es ist im Buchhandel, per Mail unter joh.enderle@gmx.de erhältlich. Infos auch unter www.johann enderle.de.

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Foto: Enderle Johann Enderle stellte sein Buch im Lite raturcafé vor.

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