Rieser Nachrichten

Ein Bürojob ist sein Traum

Muhaned ist seit über zwei Jahren in der Region. Warum er damals aus Eritrea geflohen ist und was er aus seiner alten Heimat vermisst

- Interview: Fabian Kluge

Donauwörth Muhaned ist 23 Jahre alt und stammt aus Eritrea. 2013 ist er aus seiner Heimat geflohen. Bei der Asylsozial­beratung des Diakonisch­en Werkes Donau-Ries auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne in Donauwörth macht Muhaned derzeit ein Praktikum. Wir haben ihn zu seinem ereignisre­ichen Leben und seinen Wünschen und Zielen befragt. Du bist 2013 aus deiner Heimat geflohen. Da warst du gerade einmal 19 Jahre alt. Was waren die Gründe für deine Flucht?

Muhaned: Der Hauptgrund war die politische Situation dort. In Eritrea herrscht ein diktatoris­cher Präsident. Außerdem hätte ich für immer zum Militär gemusst. Ich hätte dort einfach kein friedliche­s Leben führen können. War für dich zum Zeitpunkt der Flucht schon klar, dass du nach Deutschlan­d gehen möchtest?

Muhaned: Nein. Ich wusste, dass ich für bessere Chancen nach Europa gehen muss. Aber ich hatte keine Ahnung, wohin ich gehen soll. Auf welchem Weg bist du nach Deutschlan­d gekommen?

Muhaned: Zunächst ging ich zu Fuß von Eritrea in den Sudan. Dort blieb ich ein Jahr. Nach einer Autofahrt durch die Wüste kam ich nach Liby-

en.ins Gefängnis,Dort musste weil ich ich für ohne kurze Papiere Zeit einreiste. Von Libyen aus fuhren wir mit einem kleinen Schiff nach Italien. Wie war die Situation auf dem Boot?

Muhaned: Auf dem Schiff waren etwa 300 Menschen. Nach einem Tag auf dem Boot hat uns das Rote Kreuz in Italien gerettet und nach Sizilien gebracht. Wie ging die Flucht weiter?

Muhaned: Über Bari und Mailand kam ich dann nach Stuttgart und von dort nach München ins Ankunftsze­ntrum Kieferngar­ten. Wie wurdest du in Deutschlan­d aufgenomme­n?

Muhaned: Die Menschen haben mich nett und freundlich empfangen. Außerdem hat mir die Polizei sehr dabei geholfen, von Stuttgart nach München und von dort hierher zu kommen. Wo lebst du aktuell?

Muhaned: Ich wohne in Mündling. In Donauwörth gehe ich zur Berufsschu­le und mache hier mein Praktikum. Was sind deine Aufgaben im Praktikum und wie oft arbeitest du bei der Diakonie? Muhaned: Ich hole die Post, kopiere,

scanne, laminiere und übernehme auch einzelne Aufgaben am Computer. Ich helfe auch oft beim Übersetzen. Hier arbeite ich alle zwei Wochen von Mittwoch bis Freitag. Du hast das Übersetzen angesproch­en: Findest du es schwierig, Deutsch zu lernen?

Muhaned: Deutsch ist sehr schwierig (lacht). Als ich flüchtete, dachte ich, alle sprechen Englisch. Ich hatte keine Ahnung von Deutsch. Aber seit 2015 habe ich einen Sprachkurs an der Berufsschu­le und mir halfen auch ehrenamtli­che Betreuer beim Lernen. Jetzt ist es besser. Gefällt dir dein Praktikum? Könntest du dir später einen ähnlichen Beruf vorstellen?

Muhaned: Ja, es gefällt mir sehr. Ein Ausbildung­sberuf im Büro ist mein Traumjob. Hast du noch weitere Träume außer später einen Job im Büro zu haben?

Muhaned: Ich möchte auf jeden Fall in Deutschlan­d bleiben. Mein Asylantrag wurde für die nächsten drei Jahre genehmigt. Es ist mein Traum, eine Ausbildung zu machen und zu arbeiten. Und ich fände es sehr schön, in einem Verein Fußball zu spielen. Auf welcher Position spielst du am liebsten? Bist du Fan einer bestimmten

Mannschaft?

Muhaned: Ich spiele meistens im zentralen Mittelfeld, kann aber auch auf dem linken Flügel spielen. Ansonsten bin ich Fan des FC Barcelona. Den FC Bayern mag ich auch, ich war sogar schon einmal bei einem Heimspiel der Bayern in der Allianz-Arena, aber Barcelona ist meine Nummer eins (lacht). Was vermisst du am meisten an deiner Heimat?

Muhaned: Ich vermisse natürlich vor allem meine Eltern. Aber auch das Essen (lacht) und ein bisschen das Wetter. Es wird in Eritrea zwar auch kalt, aber wir haben dort keinen Schnee. Du vermisst deine Eltern, das heißt, du bist damals alleine aus Eritrea geflohen?

Muhaned: Ja, meine Eltern sind noch dort, ich bin ohne Begleitung nach Deutschlan­d gekommen. Besteht die Chance, dass deine Eltern eines Tages nachkommen? Muhaned: (schüttelt den Kopf). Du hast auch angesproch­en, dass du das Essen vermisst. Welches genau? Muhaned: Das Gericht heißt Kisra. (Ein dünnes Brot aus Hirse oder Weizen, Anmerkung der Redaktion).

 ?? Foto: Fabian Kluge ?? Ein Anblick, an den sich Muhaned gewöhnen könnte. Der 23 jährige Eritreer macht derzeit ein Praktikum beim Diakonisch­en Werk in der Erstaufnah­meeinricht­ung in Do nauwörth. Auch später kann er sich einen Job im Büro sehr gut vorstellen.
Foto: Fabian Kluge Ein Anblick, an den sich Muhaned gewöhnen könnte. Der 23 jährige Eritreer macht derzeit ein Praktikum beim Diakonisch­en Werk in der Erstaufnah­meeinricht­ung in Do nauwörth. Auch später kann er sich einen Job im Büro sehr gut vorstellen.

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