Soll ich fasten?
Meinung Jedes Jahr fragen sich die Menschen: 40 Tage Verzicht oder normal weitermachen?
Pro von Laura Freilinger
Während die einen die Fastenzeit an sich vorbeirauschen lassen, verzichten andere auf Fernsehen, Social Networks oder andere Dinge, mit denen man gerne seine Zeit vertreibt. Zu dieser zweiten Gruppe gehöre auch ich. Seit mittlerweile vier Jahren verzichte ich während dieser sechs Wochen sowohl auf Süßigkeiten als auch auf Knabbersachen. Aus religiöser Überzeugung mache ich das nicht, aber die sechs Wochen bieten sich als gute Gelegenheit an, den inneren Schweinehund zu überwinden. Ich möchte meinem Körper einen Gefallen tun, indem ich ihn nicht weiter mit Ungesundem anstrenge. Tatsächlich merke ich ab der dritten Woche, dass ich morgens mehr Energie habe. Nach maximal zwei Wochen beginnt auch meine Haut, reiner zu werden. Auf diese Weise kann man seinem Körper helfen. Doch auch dem Geist ist leichter geholfen als gedacht. Wenn wir Jugendlichen nicht gerade schlafen, strengen wir uns mental immer an. Wenn nicht in der Schule, dann fokussieren wir uns den ganzen Tag auf einen kleinen Handybildschirm oder den Fernseher. Abschalten kann unser Kopf dabei nicht wirklich.
Im Allgemeinen lässt sich erkennen, dass die Fastenzeit optimal ist, um sowohl Körper als auch Geist eine Pause zu gönnen. Regeneration ist sehr wichtig. Fasten-Anfänger könnten mit ein oder zwei Wochen Enthaltsamkeit beginnen und sich über die Jahre steigern. Etliche positive Effekte inklusive.
Kontra von Jakob Licht
Und schon geht es wieder los. Gefühlt jeder fängt an zu verzichten. Man könnte fast denken, dass die ganze Welt plötzlich religiös wird. Aber eben nur fast. Doch eine Frage vorab: Warum muss es immer die 40 sein? Mit 40 Tagen hatte bereits Noah zu kämpfen. Auch die Israeliten sind solange durch die Wüste gewandert und Jesus fastete 40 Tage in der Wüste. 40 passt also scheinbar, auch in meinem Fall, denn 40 Zeilen lang sollte mein Artikel werden. Doch darum soll es im Kern nicht gehen.
Zugegebenermaßen führt man in diesen Tagen durchaus ein gesünderes Leben. Zumindest, wenn die obligatorischen Süßigkeiten wegbleiben. Danach allerdings verpasst einem der innere Schweinehund eine schallende Schelle. Denn seien wir ehrlich: Welcher Mensch wird von nun an bis zum Ende seines Lebens auf Alkohol, Fleisch oder Süßigkeiten verzichten? Ich vermute stark, dass es niemand schafft. Und ja, Ausnahmen bestätigen auch in diesem Fall die Regel. Aber kann man etwas gegen das Training der Selbstdisziplin sagen? Durchaus. In Deutschland mangelt es uns an nichts. Wir wissen mittlerweile, dass wir nicht ins Fegefeuer geraten können, wenn wir irgendwelche Regeln missachten. Wir leben schlicht und einfach nicht mehr im Mittelalter. Abschließend möchte ich nur noch einmal betonen, dass Fasten an und für sich nicht per se schlecht ist. Allerdings ist es auch nicht gerade nötig. Warum denn eine Zeit lang auf etwas verzichten, das man dann sowieso wieder macht?