Rieser Nachrichten

Schäuble bleibt beim Soli hart

Weite Teile der Union dringen auf eine schnelle Abschaffun­g des Zuschlages und eine große Steuerrefo­rm. Nur der Finanzmini­ster spielt da nicht mit. Er sitzt auf seinem Geld

- VON MARTIN FERBER

Im Streit um eine große Steuerrefo­rm gibt Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) nicht nach. Forderunge­n aus seiner eigenen Partei und der CSU nach einer deutlich größeren Entlastung der Bürger als bislang geplant erteilt er im Interview mit unserer Zeitung eine klare Absage. Mehr als 15 Milliarden Euro an Entlastung gehe nicht, so Schäuble, wenn man am Ziel einer nachhaltig­en Finanzpoli­tik mit Etats ohne neue Schulden sowie an deutlich höheren Ausgaben für die innere und äußere Sicherheit, die notwendige­n Investitio­nen in die Infrastruk­tur, für die Flüchtling­spolitik sowie für die Forschung festhalte. Wörtlich sagte er: „Die Bürger werden am meisten dadurch entlastet, dass wir eine sehr gute wirtschaft­liche Entwicklun­g haben und die Arbeitsplä­tze sicher sind. Die Löhne steigen, die Renten ebenso, das kommt den Menschen zugute.“

Das allerdings geht vielen Parteifreu­nden angesichts der anhaltend hohen Steuereinn­ahmen nicht weit genug. So hat CSU-Chef Horst Seehofer bei seinem Auftritt am Politische­n Aschermitt­woch in Passau bereits die „größte Steuersenk­ung in der Geschichte der Bundesrepu­blik Deutschlan­d“versproche­n. Zudem wollen CDU und CSU den Solidaritä­tszuschlag schneller abschaffen als der Finanzmini­ster. Schäuble verteidigt­e hingegen seinen Plan, den „Soli“bis 2030 in zehn Schritten abzubauen. Da sein Aufkommen allein dem Bund zustehe, sei es sinnvoller, die Steuern zu senken, die Bund, Länder und Kommunen gleicherma­ßen betreffen. „Wenn wir den Soli um jährlich zwei Milliarden senken, ist das sehr ehrgeizig, zumal der Bund die Leistungen für die Länder deutlich erhöht. Wir können nicht alles gleichzeit­ig schaffen.“

Mit Blick auf den Hype um den SPD-Kanzlerkan­didaten Martin Schulz zeigte sich Schäuble gelassen. „Schulz beschäftig­t sich bislang ausschließ­lich mit der Aufarbeitu­ng der Agenda 2010. Das ist Wundenleck­en – nicht mehr.“Für Deutschlan­d sei aber nicht entscheide­nd, wie sich die SPD zur Agenda 2010 stelle, „sondern wie wir die nationalen wie internatio­nalen Herausford­erungen meistern“. Da habe man von Schulz „noch nichts gehört“.

Im Vorfeld des Gipfels der G-20-Finanzmini­ster und Notenbankc­hefs am nächsten Freitag und Samstag in Baden-Baden, bei dem er zum ersten Mal seinen neuen USKollegen Steven Mnuchin treffen wird, zeigte sich Schäuble zuversicht­lich, dass Deutschlan­d die Zusammenar­beit mit den USA „trotz aller irritieren­den Äußerungen auch in schwierige­n Zeiten fruchtbar gestalten“könne. Die Kritik der neuen US-Regierung an den deutschen Handelsübe­rschüssen wies Schäuble scharf zurück: „Einen Großteil unserer Überschüss­e investiere­n wir in anderen Ländern und tragen somit zum dortigen Wirtschaft­swachstum und zur Entstehung von Jobs bei, gerade auch in den USA.“

Den Wortlaut des Interviews finden Sie in der

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