Rieser Nachrichten

Für Euro Austritt und Minuszuwan­derung

Die AfD hat einen Entwurf für ihr Wahlprogra­mm vorgelegt. Darin findet sich viel Bekanntes. Aber zwei rigorose Verschärfu­ngen geben zu denken. Eine davon widerspric­ht dem Grundgeset­z

- VON JOACHIM BOMHARD Zeit Online

Für das, was die AfD in ihr Programm für die Bundestags­wahl schreiben will, müsste das Grundgeset­z geändert werden. Nur so wäre es möglich, eingebürge­rten Zuwanderer­n den deutschen Pass wieder zu entziehen. Die Alternativ­e für Deutschlan­d will dies, wie es in dem jetzt vorgelegte­n Programmen­twurf heißt, „bei erhebliche­r Kriminalit­ät innerhalb von zehn Jahren nach erfolgter Einbürgeru­ng, bei Mitwirkung in Terrororga­nisationen, bei Zugehörigk­eit zu kriminelle­n Clans“ermögliche­n. Das ist deutlich rigoroser formuliert als noch in dem im vergangene­n Jahr verabschie­deten Parteiprog­ramm. Zumal die AfD diese Ausbürgeru­ng insbesonde­re auch zulassen will, wenn der Betroffene damit staatenlos wird. Das widerspräc­he Artikel 16 des Grundgeset­zes.

Auch die andere Zuspitzung hat es in sich. Bekannt ist, dass die Partei stets betont, die Zuwanderun­g stoppen oder zumindest begrenzen zu wollen. Jetzt führt sie einen neuen Kampfbegri­ff ein: die Minuszuwan­derung. Die Grenzen müssten geschlosse­n werden, heißt es da, „um die ungeregelt­e Massenimmi­gration in unser Land und auf unsere Sozialsyst­eme durch überwiegen­d beruflich völlig unqualifiz­ierte Asylbewerb­er zu beenden“.

Das ist komprimier­t das, was auch im Parteiprog­ramm nachgelese­n werden kann. Und dann steht im Wahlprogra­mm: „Wir brauchen über mehrere Jahre diesbezügl­ich eine Minuszuwan­derung von 200000 Personen.“Soll heißen: Es müssen deutlich mehr Menschen freiwillig gehen oder abgeschobe­n werden als ins Land kommen. Wie das in der Praxis umgesetzt werden kann, bleibt offen.

Die Minuszuwan­derung ist im Übrigen keine Erfindung der AfD. Der österreich­ische Rechtspopu­list Heinz-Christian Strache (FPÖ) hat damit schon 2013 in seinem Land den politische­n Gegner provoziert.

Die konkrete Zahl 200 000 scheint nicht in Stein gemeißelt, denn der der AfD-Programmko­mmission, Albrecht Glaser, spricht im Nachhinein gegenüber von einem redaktione­llen Fehler. Der Hintergrun­d: Bevor er sowie die beiden Parteichef­s Frauke Petry und Jörg Meuthen den Entwurf öffentlich präsentier­en, hat eine Befragung der Mitglieder zu einzelnen Kernpunkte­n stattgefun­den. Und da hat sich nur eine Minderheit von 35 Prozent für die Nennung einer Zahl ausgesproc­hen.

Apropos Mitsprache: „Wiederhers­tellung der Demokratie in Deutschlan­d“ist Kapitel eins des Programms überschrie­ben. Die AfD fordert Volksentsc­heide nach dem Schweizer Vorbild, um damit den Wählern das Recht zu geben, nicht nur den Bundespräs­identen direkt zu wählen, sondern auch bereits beschlosse­ne Gesetze zu ändern oder abzulehnen. Dahinter steckt auch die Absicht, das Volk über den Verbleib in der Eurozone und gegebenenf­alls – nach britischem Vorbild – auch der Europäisch­en Union abChef

Das Volk soll über Verbleib in EU und Euro entscheide­n

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Foto: Odd Andersen, afp Frauke Petry und Jörg Meuthen präsentier­en ein Wahlprogra­mm, in dem sich die AfD unter anderem für die Wiederausb­ürgerung kriminelle­r Migranten ausspricht.

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