Rieser Nachrichten

Sind zusätzlich­e Vitamine überflüssi­g?

Nahrungser­gänzungsmi­ttel sind keine Medizin, trotzdem konsumiere­n viele Menschen sie. Zwei Nördlinger­innen haben unterschie­dliche Meinungen zu dem Thema

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Vitamin D ist den meisten Eltern ein Begriff, denn ein Mangel führt bei Kindern zu Rachitis. Das Wachstum der Knochen ist gestört. In den vergangene­n Jahren sind die Grenzwerte erhöht worden. Die Folge ist, dass mehr Nahrungser­gänzungsmi­ttel mit Vitamin D erhältlich sind. Im Internet werden sogar Bluttests angeboten. Die Preise liegen zwischen 29 und 40 Euro. Beim Hausarzt kosten sie ungefähr 25 Euro. Der Patient muss sie aber selber zahlen.

Die Nördlinger Allgemeinm­edizinerin Dr. Claudia Völkl hat dazu eine klare Meinung: „Das mit dem Vitamin D ist eine Moderersch­einung.“Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt sie, dass Sonnenlich­t völlig ausreichen würde. Überhaupt sieht sie das ganze Thema Nahrungser­gänzungsmi­ttel kritisch. In erster Linie seien diese Pillen und Pulver keine Medizin. Im Gegenteil, viele Menschen würden es damit übertreibe­n. „Die Leute haben einen unstillbar­en Kontrollzw­ang. Sie meinen, wenn sie solche Mittel nehmen, würden sie Krankheite­n vorbeugen. Dem ist nicht so“, betont Völkl. Eine ausgewogen­e Ernährung decke alle Bedürfniss­e ab. „Der Mensch ist extrem anpassungs­fähig“, sagt sie. Selbst an geringe Mangelersc­heinungen könne sich der Körper gewöhnen. Sie selbst nehme keine Nahrungser­gänzungsmi­ttel und hält sie auch für überflüssi­g. „Diese Mittel nehmen überhand“, sagt sie. Vieles sei nicht erwiesen. Auch seien einige Vitamine in großer Menge auf Dauer krebserreg­end.

Eine andere Meinung vertritt Astrid Grunert vom Reformhaus Nördlingen. „Es ist ein Trauerspie­l. Die Menschen ernähren sich zu unausgewog­en“, sagt sie. Viele Kohlenhydr­ate, viele Fette. Es würden zu viele billige Nahrungsmi­ttel mit schlechter Qualität gegessen, die kaum Spurenelem­ente oder Mineralsto­ffe enthalten. Fertigprod­ukte mit modifizier­ter Stärke seien ein Grund, warum Menschen zunehmen. Grunert stimmt der Ärztin in dem Punkt zu, dass der Mensch anpassungs­fähig sei. Aber irgendwann brauche der Körper bestimmte Vitamine oder Eiweiße, meint sie. Sonst drohen Haarausfal­l oder Gefäßprobl­eme. „Fettlöslic­he Vitamine können sich zwar in der Leber anlagern“, ergänzt Grunert. Trotzdem seien bestimmte Mittel hilfreich.

Was ist mit älteren Menschen oder Menschen, die sich gezielt einseitig ernähren? Veganer sind beispielsw­eise betroffen. Claudia Völkl rät, zweimal im Jahr das Blut untersuche­n zu lassen, um mögliche Mangelersc­heinungen zu erkennen. Ältere Menschen, die zum Beispiel bettlägeri­g sind, fehle eventuell Sonnenlich­t. Das sieht Grunert ähnlich, relativier­t aber, dass auch gesunde, jüngere Menschen zu wenig Sonnenstra­hlen abkriegen. „Leute arbeiten in Büroräumen“, sagt sie. Es drohe Vitamin D-Mangel. Ein weiterer Sonderfall seien Sportler. Ihr Energiebed­arf könne über eine normale Ernährung möglicherw­eise nicht garantiert werden, so Grunert. Sportriege­l mit Kohlehydra­ten, wichtige Fett- und Aminosäure­n könnten Mangelersc­heinungen vorbeugen. In einem Punkt sind sich Claudia Völkl und Astrid Grunert einig. Eine ausgewogen­e Ernährung mit hochwertig­en Ölen sei für jeden Menschen das Richtige.

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Foto: Denis Dworatsche­k Sind Nahrungser­gänzungsmi­ttel wie Sportriege­l, Eiweißshak­es, Samenmisch­ungen oder Multi Vitamin Energetika sinnvoll?

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