Modernes Klassenzimmer
Wie büffeln die Schüler heute eigentlich? Von Lern-Liegewiesen bis zu Iglus: Was in den beiden Gymnasien im Ries angeboten wird
Derzeit geht es in den
oft um schulische Baumaßnahmen. Dabei geht es zumeist um architektonische oder bautechnische Fragen – Zeit, zu hinterfragen, wie der Schulbetrieb in den neuen Mauern einmal ablaufen soll.
Die Grund- und Mittelschule Oettingen besteht aus sechs lichtdurchfluteten, nach allen Seiten offenen Lernlandschaften. „Jede ist eine Schule für sich“, sagt Schulleiter Helmut Suess, „ein Lern- und Lebensraum mit optimalen Rahmenbedingungen.“Aus flexiblem Mobiliar entstehen wahlweise bequeme Lern-Liegewiesen, Aula, Versammlungs- und Präsentationsräume.
Darum gruppieren sich die Klassenzimmer, durch übergroße Fenster und große Türen kommunikativ miteinander verbunden. Computer und Internetanschluss sowie Dokumentenkamera oder Beamer sind je- derzeit verfügbar. Die Raumordnung spiegelt eine Mischung aus strukturiertem und offenem Lernen wider, wobei es vor allem gilt, Schlüsselkompetenzen zu wecken und zu fördern, eigenverantwortlich für sich oder eingebunden im Team zu arbeiten. Die Praxis-Bezogenheit ist sichtbar in den Fachräumen Lehrküche, Werkräume und Informatikraum.
Für Günther Schmalisch, Leiter des Albrecht-Ernst-Gymnasiums in Oettingen, soll die Architektur den Bedürfnissen der einzelnen Altersstufen entgegenkommen: „In den 5. bis 7. Klassen empfindet man Lernen als tolles Gemeinschaftserlebnis und will allen zeigen, was man kann.“Dem entsprechen weitläufige Räume, wo man liegen, arbeiten und Ergebnisse präsentieren kann. In der Mittelstufe hingegen will man lieber für sich sein.
Dem entsprechen Bereiche wie „Iglus“oder mit transparentem Kunst-Schilf abgetrennte Arbeits- ecken, wo man ungestört alleine oder in Kleingruppen arbeiten kann. Am Konzept für die Oberstufe wird gerade gearbeitet – es beinhaltet entsprechend den ausgeprägteren Persönlichkeiten, Aufgaben und Arbeitsweisen noch mehr verschiedene Räumlichkeiten. Die Raumgestaltung ist hoch flexibel und durchdrungen vom Prinzip der Teamwork, ohne die es Günther Schmalisch zufolge im Arbeitsleben kaum noch geht: „Die Themen sind heute schon so komplex, dass einer allein kaum mehr zu Überblick und Lösungen finden kann.“
Robert Böse, Leiter des Nördlinger Theodor-Heuss-Gymnasiums, beleuchtet die neuen Konzepte fächerbezogen: „Gerade wurde der „MINT“-Flügel fertiggestellt, der baulich der Stärkung des Naturwissenschaftlichen Zweiges entsprechen soll.“Informatik, Biologie, Chemie und Physik belegen darin jeweils eigene Stockwerke mit Unterrichtsund Sammlungsräumen für die Ausstattung sowie ausreichend Laborplätzen. So werden die vier Profilstunden pro Woche, die man von der 8. bis zur 10. Jahrgangsstufe zusätzlich auf dem naturwissenschaftlichen Zweig belegt, ideal in kleinen Gruppen mit zwölf bis 15 Schülern durchgeführt. Vor allem in Chemie kann sich auf diese Weise jeder Schüler auf seine eigenen Versuche konzentrieren.
Der Zentralbau wird verbreitert zu breiten Gängen mit Lernbereichen, in denen effektiv in Kleingruppen gearbeitet und gelernt werden kann. Basis des Unterrichts ist das Prinzip der Lehrerräume mit flexiblen Möbeln, Laptop, Beamer, Dokumentenkamera, Produktionsfläche, Regalen für Unterrichtsmittel und akustische Anlage. Davor liegen offene Lernbereiche. Die Schüler kommen zu den Lehrern; um die Umzugsbewegungen gering zu halten und Lernprozesse zu intensivieren, finden jeweils Doppelstunden statt.