Schwimmbadschwund
In Teilen des Landkreises gibt es kaum noch Möglichkeiten zu schwimmen. Weil immer weniger Kinder sicher im Wasser sind, schlagen Experten Alarm. Doch für Lösungen fehlt das Geld
Eigentlich war der Anlass erfreulich. Mit der Wiedereröffnung des sanierten Jurabads in Monheim wurde die Schwimmbadlandschaft im Landkreis DonauRies aufgewertet. Landrat Stefan Rößle nutzte die Gelegenheit jedoch, um auf einen Missstand hinzuweisen. Nur noch jeder zweite Viertklässler könne heutzutage überhaupt noch Schwimmen, zitierte Rößle aus einer Studie der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Und auch wenn durch die Region wegen des neuen Bades eine „Welle der Begeisterung“gehe, gebe es im Landkreis noch viel zu tun.
Denn während die Städte und Gemeinden im Süden dank der Hallenbäder in Rain, Donauwörth und Asbach-Bäumenheim noch ausreichend versorgt sind, gibt es vor allem im Ries ungedeckten Bedarf. Seitdem das Almarin in Mönchsdeggingen 2010 geschlossen wurde, steht den Schulen und Vereinen in unmittelbarer Nähe lediglich das Nördlinger Hallenbad zur Verfügung. „Es reicht nicht aus, um die Nachfrage in der Region zu stillen“, bestätigt Rudi Scherer, Sprecher der Stadt Nördlingen. Das Bad sei sehr gut besucht, werde von Schulen, Vereinen und der Öffentlichkeit genutzt. Ein Ausbau oder ein Neubau des einzigen Rieser Hallenbades sei momentan allerdings nicht zu realisieren. „Wunsch und Notwendigkeit sind da, die Finanzierbarkeit aber nicht“, sagt Scherer. Pläne für verschiedene Varianten eines neuen oder erweiterten Bades gebe es schon lange, wegen anderer Millionenprojekte wurde das Thema Schwimmbad allerdings auf die lange Bank geschoben. In den Haushaltsvorplanungen der Stadt spielt es in den kommenden Jahren keine Rolle. Dass irgendwann etwas gemacht werde muss, lasse sich aber nicht vermeiden, bestätigt Scherer. „Das Bad ist bald seit 50 Jahren in Betrieb.“Fünf weitere Hallen- und Freibäder in der Region werden vom Bayerischen Innenministeri- um als sanierungsbedürftig gelistet, wie aus einer Anfrage der SPD im Landtag hervorgeht.
Für Familien und Badegäste ist die Erweiterung des Monheimer Jurabads ein Lichtblick. Dort gibt es einen Wellness- und Kinderbereich – und damit ein breiteres Angebot als die meisten anderen Einrichtungen im Landkreis bieten. An der Situation der Vereine wird sich in naher Zukunft wohl wenig tun. Martin Fürleger war zwölf Jahre lang Cheftrainer des 1. Schwimmvereins Nördlingen. Er sagt, dass es in der Region zu wenig Platz für Schwimmer gebe, sei ein eindeutiges Problem. Auch wenn Städte und Gemeinden bemüht seien, den Vereinen entgegen zu kommen, Das Hallenbad Rain wurde erst 2015 grundlegend renoviert. könne man im Leistungsschwimmen so nicht mit größeren Vereinen mithalten. „Wir müssten pro Woche sieben bis neun Trainingseinheiten mit unseren Sportlern im Wasser machen. Aber die Kapazitäten dafür gibt es nicht“, erklärt Fürleger. Andererseits sei auch die Ausstattung der bestehenden Bäder nicht optimal. Ein 50-Meter-Schwimmbecken gebe es in der Umgebung nicht, das in Donauwörth ist mit 16,5 Metern sogar so kurz, dass der Schwimmverein dort nicht trainieren könne.
Fürleger, der jahrelang die Schwimmkurse in Nördlingen koordiniert hat, bestätigt, dass immer weniger Kinder und Jugendliche schwimmen können. „Ich befürchte, dass es in den nächsten Jahren deutlich mehr Ertrinkungstote geben wird“, sagt der Schwimmtrainer. Ein Grund dafür sei auch, dass viele Schulen kein Bad mehr in der Nähe hätten, um entsprechende Kurse anzubieten. Dass es seit der Schließung des Almarin kein Hallenbad im Landkreis gibt, das ganzjährig geöffnet hat, erschwert das Training der Vereine bei schlechtem Wetter im Sommer. Denn Freibäder werden meist gar nicht oder nur über eine Solaranlage beheizt.
Landrat Stefan Rößle betont, dass man alles dafür tun müsse, bestehende Bäder zu erhalten. Gleichzeitig möchte er beim Freistaat anregen, die Förderung für Schwimmbäder zu erhöhen. „Ein Bad bedeutet hohe Investitionen und jährliche Defizite“, meint Rößle. Kleinere Gemeinden hätten es heute extrem schwer, sich den Luxus eines Schwimmbads zu leisten. Über die Möglichkeit ein interkommunales Projekt ins Leben zu rufen, habe man bereits viel diskutiert, als die Bäder in Wemding und Mönchsdeggingen geschlossen wurden.
Eine Beteiligung des Landkreises Donau-Ries daran sei aber nicht möglich, da die Finanzierung eines Schwimmbades Sache der Gemeinden und Städte sei. Zu einer Lösung haben die vielen Gespräche bislang noch nicht geführt.