Elends-Schdress für nix
Der Tandler will das G8 endgültig loswerden
Oimol hab i des Elend live miterlebt: Do hot a guater Kunde seiner Froo zum Hochzeitstag schpontan a Biegelbrett bei mir kofft, war aber z’Fuaß do. No hab i ihm halt des Brett hoimgfahra, er hot mi no auf a Bierle eiglada und mir sin in seiner Küch verhockt. Des war jetzt no net des Elend – selbiges isch am schpäta Nommitag in Form von seim Mädle auftaucht. Zerschd bin i derschrocka und hab gmoint, der Teenager hot a Drogaproblem – bloich, eigfallne Wanga, Ringe unter di Ooga, dias kaum no hot offa halta kenna, total fertig. „I muaß mi ins Bett flacka“, hot’s g’sagt, „Hausaufgab mach i drnoch, learna dua i heit oobnd.“Wia i wissa wollt, was denn los isch, hot er mi zerschd verschdändnislos agschobt und dann gsagt: „In der Schual war’s halt.“Des war also a normaler Schualtag von’rer G-8-Schülerin.
Und do war no mehr normal, was zu meiner Zeit alles andre als normal war: Nochhilfe hot’s gnomma. Widder war i ganz entsetzt, weil, zu meiner Zeit war des dia absolute Ausnahme, a Zoicha für höchschde Not, dia Reißleine vor’m zwoita Hockableiba in dr achta Klass odder so. In ihr’m Fall, und bei viele andre oo, wia i nochd gh’ärt hab, war des eher so was wia a Aufputschmittel, des wo dean Schdress halt a weng erleichtert hot.
Sodde Zuaschdänd warad ja scho grausam gnua vor deam Hintergrund, dass ma dera G-8-Generation a Johr Jugend weggnomma hot, bloss dass’ a Johr frieher zum Schaffa afanga könnat und dia Induschdrie ihr Frischfleisch schneller kriagt. Aber dr Hohn von deam Ganza isch ja erschd zum Schluss komma: Wia des Mädla dann durchpeitscht war und sei Abitur gmacht hot, war’s grad amole 17 Johr alt. „Was tua i jetzt mit deam gwonnena Johr?“hot se si gfrogt. Zum Überlega in der Oberschduf war koi Zeit, do isch’s bloss jed’n Dag mit raushängender Zung d’r Ziellinie entgega g’hechelt und hot gega da Burnout akämpfa müaßa – etliche andre hom des net g’schafft und sind auf d’r Schdreck blieba.
Mei, und mit 17 isch ja oo net jeder scho reif drfier, si zum vergegawärtiga, was er jetzt afanga soll und am beschda di nächschde fuchzg Johr durchziagt. „Irgendwia schdudiera“hätt’s gwollt. Und jetzt kommt’s Beschde: DO D’RFIER WAR’S A JOHR Z’ FRÜAH DRA!!! Sie hätt scho deffd, aber in dr Groaßschdadt hätt’s da notwendiga Job als Bedienung erschd mit 18 kriagt, unter 18 hot’s net amol an Mietvertrag unterschreiba dürfa und a Auto hätt’s oo net g’habt, wann’s irgendwo außerhalb a erschwinglicha Bude odder WG gfunda hätt. Des Johr, wo’s um’s Verrecka hot rausschinda müaßa, bringt’s jetzt grad mit am bitter nötiga mehrmonatiga Erholungsurlaub, Rumjobba, Kreizworträtsel und Nachhilfe für andere G-8-Opfer rum. Do isch sie bei Weitem net dia Oinziga, wia i mitkriagt hab. Es gibt ja scho regelrechte Auffangeirichtunge für des überflüssige „gwonnene“Johr; zum Beischpiel a intensives Orientierungsjohr bei der Diözese Oogschburg. Jetzt hot ma gmoint, d’ Politik hot’s eigseha und will zruck zum G 9, do tauchad Bedenka auf, dass des zu attraktiv wär, an „Sog“ins Gymnasium erzeiga und do drmit andre Schualarta schada dät. Erschdn’s gebas do drmit dann zua, dass des G 8 a Scheiß isch, wann’s so viele vom Gymnasium verprellt hot und zwoitens isch des doch koi Schualpolitik net, des Gymnasium bewusst unattraktiv zum halta, odder?