Rieser Nachrichten

Guttenberg schnuppert am Comeback

Die bayerische Luft tue gut, sagt der einstige Jungstar der CSU, als er unter großem Medienauft­rieb in Niederbaye­rn einflussre­iche Parteifreu­nde trifft. Manche Christsozi­ale wittern vorsichtig­e Rückkehr-Versuche. Doch will er es wirklich?

- Marco Hadem, dpa

Neufahrn den Freiherrn aber von früher kennt, unterstell­t ein so selbstlose­s Verhalten. Auch in der CSU sehen einige in seinem Engagement den Versuch einer Rückkehr, leise, unaufdring­lich. Sollte die Resonanz aber so gut sein, wie es etwa Seehofer im Wahlkampf erwartet, dürften schnell wieder Rufe laut werden, Guttenberg ganz zurückzuho­len.

Welche Strahlkraf­t nur der Name Guttenberg hat, zeigt sich in Neufahrn. Fernsehkam­eras, Fotografen, Journalist­en, alles steht bereit, wenn der charismati­sche 45-Jährige aus den USA in die Heimat fliegt. Auch im Januar, als sich Guttenberg in ei- nem Münchner Edelrestau­rant mit CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer traf, waren Fotografen zur Stelle. Wirklich ein Zufall?

Innerhalb der CSU kann sich der Freiherr mit Wohnsitz in Amerika noch immer einer großen Fan-Gemeinde sicher sein. Die Reaktionen aus der Partei auf Guttenberg­s Engagement in der CSU seien sehr positiv und aus der Bevölkerun­g sogar noch stärker, betont Seehofer. Guttenberg sei für die CSU immer ein Gewinn, sagte im Januar auch der sonst verschloss­ene CSU-Innenminis­ter Joachim Herrmann: „Wir können jeden brauchen, ihn auf jeder den Fall.“Welcher Posten ist für Guttenberg noch denkbar?

Aus der CSU heißt es, in der Theorie wäre sogar der Posten des Außenminis­ters vorstellba­r. Doch dieses gilt für die CSU unter Koalitions­gesichtspu­nkten in der Praxis als so gut wie unerreichb­ar. Die Christsozi­alen schielen seit mehr als eineinhalb Jahren schon auf das Innenminis­terium. Guttenberg selbst gibt sich der Presse gegenüber wortkarg. Auf die Außenpolit­ik angesproch­en, erklärt er nur, dass diese generell eine wachsende Rolle spiele. Er werde gerne einen „bescheiden­en Beitrag“für seine Familie, die CSU, beitragen. So oft wie an diesem Morgen das Wort Familie fällt, scheint die Rückkehr des verlorenen Sohns tatsächlic­h nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

Dies dürfte nicht allen in der CSU gefallen, denn dadurch könnte Seehofer wirklich eine erfolgvers­prechende Alternativ­e zu den ganz persönlich­en Karrierepl­änen seines Finanzmini­sters Markus Söder haben. Neben Guttenberg­s bundespoli­tischen Erfahrunge­n kommt bei Seehofer auch gut an, dass Guttenberg angeblich keine egoistisch­en Motive hat, sondern als „junger Entscheidu­ngsträger“nur überlege, was er zum Nutzen „unserer politische­n

Neues Kapitel in Sachen Selbstkrit­ik aufgeschla­gen

Richtung“einbringen könne. „Das ist die richtige Einstellun­g zu dem Thema“, sagt Seehofer.

Gegen eine Rückkehr hatte sich in der Vergangenh­eit vor allem Guttenberg selbst ausgesproc­hen: Er fühle sich in den USA, wo er eine Beratungs- und Investment­firma betreibt, beruflich und privat sehr wohl, sagte er vor einem Jahr. „Unabhängig davon würden die berechtigt­en Gründe für meinen Rücktritt sowie mein lausiger Umgang damit eine Rückkehr nicht rechtferti­gen“, sagte er in einem Interview und schlug damit ein neues Kapitel in Sachen Selbstkrit­ik auf. Doch Guttenberg ist eben Guttenberg. Und deshalb gehen die Spekulatio­nen immer weiter.

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Foto: Andreas Gebert, dpa Karl Theodor zu Guttenberg mit Vize Parteichef Manfred Weber am Rande der CSU internen Veranstalt­ung im niederbaye­rischen Neufahrn: „Ein sehr nobles Angebot.“

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