Guttenberg schnuppert am Comeback
Die bayerische Luft tue gut, sagt der einstige Jungstar der CSU, als er unter großem Medienauftrieb in Niederbayern einflussreiche Parteifreunde trifft. Manche Christsoziale wittern vorsichtige Rückkehr-Versuche. Doch will er es wirklich?
Neufahrn den Freiherrn aber von früher kennt, unterstellt ein so selbstloses Verhalten. Auch in der CSU sehen einige in seinem Engagement den Versuch einer Rückkehr, leise, unaufdringlich. Sollte die Resonanz aber so gut sein, wie es etwa Seehofer im Wahlkampf erwartet, dürften schnell wieder Rufe laut werden, Guttenberg ganz zurückzuholen.
Welche Strahlkraft nur der Name Guttenberg hat, zeigt sich in Neufahrn. Fernsehkameras, Fotografen, Journalisten, alles steht bereit, wenn der charismatische 45-Jährige aus den USA in die Heimat fliegt. Auch im Januar, als sich Guttenberg in ei- nem Münchner Edelrestaurant mit CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer traf, waren Fotografen zur Stelle. Wirklich ein Zufall?
Innerhalb der CSU kann sich der Freiherr mit Wohnsitz in Amerika noch immer einer großen Fan-Gemeinde sicher sein. Die Reaktionen aus der Partei auf Guttenbergs Engagement in der CSU seien sehr positiv und aus der Bevölkerung sogar noch stärker, betont Seehofer. Guttenberg sei für die CSU immer ein Gewinn, sagte im Januar auch der sonst verschlossene CSU-Innenminister Joachim Herrmann: „Wir können jeden brauchen, ihn auf jeder den Fall.“Welcher Posten ist für Guttenberg noch denkbar?
Aus der CSU heißt es, in der Theorie wäre sogar der Posten des Außenministers vorstellbar. Doch dieses gilt für die CSU unter Koalitionsgesichtspunkten in der Praxis als so gut wie unerreichbar. Die Christsozialen schielen seit mehr als eineinhalb Jahren schon auf das Innenministerium. Guttenberg selbst gibt sich der Presse gegenüber wortkarg. Auf die Außenpolitik angesprochen, erklärt er nur, dass diese generell eine wachsende Rolle spiele. Er werde gerne einen „bescheidenen Beitrag“für seine Familie, die CSU, beitragen. So oft wie an diesem Morgen das Wort Familie fällt, scheint die Rückkehr des verlorenen Sohns tatsächlich nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Dies dürfte nicht allen in der CSU gefallen, denn dadurch könnte Seehofer wirklich eine erfolgversprechende Alternative zu den ganz persönlichen Karriereplänen seines Finanzministers Markus Söder haben. Neben Guttenbergs bundespolitischen Erfahrungen kommt bei Seehofer auch gut an, dass Guttenberg angeblich keine egoistischen Motive hat, sondern als „junger Entscheidungsträger“nur überlege, was er zum Nutzen „unserer politischen
Neues Kapitel in Sachen Selbstkritik aufgeschlagen
Richtung“einbringen könne. „Das ist die richtige Einstellung zu dem Thema“, sagt Seehofer.
Gegen eine Rückkehr hatte sich in der Vergangenheit vor allem Guttenberg selbst ausgesprochen: Er fühle sich in den USA, wo er eine Beratungs- und Investmentfirma betreibt, beruflich und privat sehr wohl, sagte er vor einem Jahr. „Unabhängig davon würden die berechtigten Gründe für meinen Rücktritt sowie mein lausiger Umgang damit eine Rückkehr nicht rechtfertigen“, sagte er in einem Interview und schlug damit ein neues Kapitel in Sachen Selbstkritik auf. Doch Guttenberg ist eben Guttenberg. Und deshalb gehen die Spekulationen immer weiter.