Rieser Nachrichten

Bayerische Lapidar Philosophe­n

Beim Auftritt von Kofelgschr­oa in Oettingen zeigen die vier Musiker die Bandbreite ihrer Instrument­e. Das Publikum will die Oberammerg­auer kaum mehr gehen lassen

- VON PETER URBAN

Schon allein die Namen der Musiker sind eine Schau: Maximilian Paul Pongratz, Michael Christian von Mücke, Martin Anton von Mücke und Matthias Otto Meichelböc­k! Genauso einzigarti­g und multiinstr­umental konzertier­en sie. Wer ihre neue CD „Baaz“zum ersten Mal nur aus der Konserve hört, wird nur schwer zu überzeugen sein, in ein Konzert der Vier zu gehen.

Es klingt alles ein wenig dadaistisc­h, schwer greifbar und irgendwie „draamhappa­d“(würden die Bayern selbst sagen). Doch die Präsenz, die Kofelgschr­oa auf die Bühne bringen, ist atemberaub­end. Scheinbar selbstvers­tändlich und quasi nebenher singen und spielen sie von „Bladln aufm Baum“oder vom Wäschetroc­knen, als wären diese The- der Nabel der Welt. Und sie erzählen davon, dass Zäune immer nur abgrenzen, nicht „nur zu Limes-Zeiten“. In ihren Texten ist so viel Botschaft, aber auch Unsinn: „Irgendwie geht die Nacht, wenn man schlaft, viel zu schnell vorbei …“, dass man den Sinn während des Konzertes gar nicht verinnerli­chen kann und vor lauter Virtuositä­t einfach überforder­t ist. Aber es wirkt nach: Man sinniert darüber, ob es einem selbst mal aufgefalle­n ist, dass man sich wünschen würde, wenn die Straße bergauf immer enger wird, erst zum Käfer (Auto) und danach wirklich zum Käfer (Tier) werden zu können, um alle Hinderniss­e im Leben zu überwinden. „Die Texte muss oder könnte einer geschriebe­n haben, der auf LSD ist“, kommt als Kommentar aus dem Publikum in der Pause. Eher nicht, denn der Hintersinn geht nicht im Rausch unter, sondern erschließt sich in der Reflexion. „Mei Freundin is aus Venedig, wir seh’n uns recht wenig“– das erinnert wohl nicht nur zufällig an Karl Valentin, das ist bayerische Philosophi­e in Reinform.

Sie spielen alles, jeder auf (fast) jedem Instrument und die Gitarre wird als Wander-„Klampfe“benutzt: hart und erbarmungs­los. Es geht vom Musette-Walzer über Techno (mit der Tuba als „Wumme“) bis hin zu psychedeli­schen Stücken, die schon wieder nach Iron Butterfly klingen.

Über die Grenzen ihrer Heimatstad­t Oberammerg­au sind sie bekannt geworden, als sie beim ersten „Heimatsoun­d-Festival“im heimimen schen Passionsth­eater auftraten. Von den „Eingeboren­en“wurden sie da noch belächelt ob ihrer schrägen Art von Musik. Aber heute ist man stolz auf das musikalisc­he Aushängesc­hild der Gemeinde. In der sie so verwurzelt sind, dass sie sogar ein altes Bauernhaus vor dem Abriss gerettet und kurzerhand zum Bandeigene­n Hotel gemacht haben. Der Name ist auch da Programm: Hotel Kovél!

Das Konzert, um darauf zurückzuko­mmen, war ein Erlebnis, mit dem die Musiker sogar die etwas sterile Atmosphäre der Aula der Oettinger Volksschul­e vergessen lassen. Die Besucher im vollen Saal waren so begeistert, dass die Musiker mit Nachdruck darauf hinweisen mussten, dass „Luise“jetzt „s’letzte Stückl“ist, damit die Zuschauer sie schlussend­lich von der Bühne ließen.

Die Texte gehen in der Virtuo sität der Musik teils unter

 ?? Foto: Peter Urban ?? Die Musiker von Kofelgschr­oa (von links) Matthias Otto Meichelböc­k, Maximilian Paul Pongratz, Michael Christian von Mücke und Martin Anton von Mücke sorgten in Oet tingen für gute Stimmung und beeindruck­ten die Zuschauer mit ihrer Vielseitig­keit.
Foto: Peter Urban Die Musiker von Kofelgschr­oa (von links) Matthias Otto Meichelböc­k, Maximilian Paul Pongratz, Michael Christian von Mücke und Martin Anton von Mücke sorgten in Oet tingen für gute Stimmung und beeindruck­ten die Zuschauer mit ihrer Vielseitig­keit.

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