Bayerische Lapidar Philosophen
Beim Auftritt von Kofelgschroa in Oettingen zeigen die vier Musiker die Bandbreite ihrer Instrumente. Das Publikum will die Oberammergauer kaum mehr gehen lassen
Schon allein die Namen der Musiker sind eine Schau: Maximilian Paul Pongratz, Michael Christian von Mücke, Martin Anton von Mücke und Matthias Otto Meichelböck! Genauso einzigartig und multiinstrumental konzertieren sie. Wer ihre neue CD „Baaz“zum ersten Mal nur aus der Konserve hört, wird nur schwer zu überzeugen sein, in ein Konzert der Vier zu gehen.
Es klingt alles ein wenig dadaistisch, schwer greifbar und irgendwie „draamhappad“(würden die Bayern selbst sagen). Doch die Präsenz, die Kofelgschroa auf die Bühne bringen, ist atemberaubend. Scheinbar selbstverständlich und quasi nebenher singen und spielen sie von „Bladln aufm Baum“oder vom Wäschetrocknen, als wären diese The- der Nabel der Welt. Und sie erzählen davon, dass Zäune immer nur abgrenzen, nicht „nur zu Limes-Zeiten“. In ihren Texten ist so viel Botschaft, aber auch Unsinn: „Irgendwie geht die Nacht, wenn man schlaft, viel zu schnell vorbei …“, dass man den Sinn während des Konzertes gar nicht verinnerlichen kann und vor lauter Virtuosität einfach überfordert ist. Aber es wirkt nach: Man sinniert darüber, ob es einem selbst mal aufgefallen ist, dass man sich wünschen würde, wenn die Straße bergauf immer enger wird, erst zum Käfer (Auto) und danach wirklich zum Käfer (Tier) werden zu können, um alle Hindernisse im Leben zu überwinden. „Die Texte muss oder könnte einer geschrieben haben, der auf LSD ist“, kommt als Kommentar aus dem Publikum in der Pause. Eher nicht, denn der Hintersinn geht nicht im Rausch unter, sondern erschließt sich in der Reflexion. „Mei Freundin is aus Venedig, wir seh’n uns recht wenig“– das erinnert wohl nicht nur zufällig an Karl Valentin, das ist bayerische Philosophie in Reinform.
Sie spielen alles, jeder auf (fast) jedem Instrument und die Gitarre wird als Wander-„Klampfe“benutzt: hart und erbarmungslos. Es geht vom Musette-Walzer über Techno (mit der Tuba als „Wumme“) bis hin zu psychedelischen Stücken, die schon wieder nach Iron Butterfly klingen.
Über die Grenzen ihrer Heimatstadt Oberammergau sind sie bekannt geworden, als sie beim ersten „Heimatsound-Festival“im heimimen schen Passionstheater auftraten. Von den „Eingeborenen“wurden sie da noch belächelt ob ihrer schrägen Art von Musik. Aber heute ist man stolz auf das musikalische Aushängeschild der Gemeinde. In der sie so verwurzelt sind, dass sie sogar ein altes Bauernhaus vor dem Abriss gerettet und kurzerhand zum Bandeigenen Hotel gemacht haben. Der Name ist auch da Programm: Hotel Kovél!
Das Konzert, um darauf zurückzukommen, war ein Erlebnis, mit dem die Musiker sogar die etwas sterile Atmosphäre der Aula der Oettinger Volksschule vergessen lassen. Die Besucher im vollen Saal waren so begeistert, dass die Musiker mit Nachdruck darauf hinweisen mussten, dass „Luise“jetzt „s’letzte Stückl“ist, damit die Zuschauer sie schlussendlich von der Bühne ließen.
Die Texte gehen in der Virtuo sität der Musik teils unter