Rieser Nachrichten

„Ein Doping Jäger schützt saubere Athleten“

Günter Younger ermittelt für die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada. Der bayerische Polizist hat früher für Interpol Rauschgift-Kriminaliä­t bekämpft. Gegen Doper und Sportbetrü­ger geht er einen neuen Weg

- Waw (Augsburg) 7:5, (Hamburg) Sind Sie ein Doping-Jäger? Interview: Andreas Schirmer, dpa

Ja. Für mich ist ein Doping-Jäger einer, der saubere Athleten schützt. Ich war selbst ein Athlet und weiß, wie es ist, wenn man sich Tag für Tag quält und dann einer kommt, der betrügt. Das geht mir als Polizist gegen den Strich. Gerade im Sport finde ich es noch schlimmer. Als Doping-Jäger ist es deshalb wichtig, diejenigen, die betrügen, rauszufind­en und rauszufilt­ern, sodass die Zuschauer das Vertrauen bekommen, sauberen Sport zu sehen.

Die Wada will Whistleblo­wer ermutigen, über Doping-Vergehen zu sprechen. Ein neues Allheilmit­tel, weil Tests wenig bringen?

Es ist ein weiteres, wichtiges Mittel, weil man mit Ermittlung­en im Sport viel erreichen kann. Da wir weder Polizei noch Strafverfo­lger sind und die Möglichkei­ten des Ermittelns limitiert sind, braucht es Whistleblo­wer, um im Doping-System Augen zu haben.

Sie bauen in der Wada eine Abteilung für Investigat­ion auf. Werden Sie selbst noch vor Ort ermitteln wie mit der Untersuchu­ngskommiss­ion von Richard Pound, als es um den Nachweis von systematis­chem Doping in der russischen Leichtathl­etik ging?

In der Abteilung wollen wir die Zuständigk­eit für Whistleblo­wer und Ermittlung trennen. Deshalb kümmere ich mich um alle Whistleblo­wer und werde nicht in jedem Fall ermitteln.

Haben Sie den Verdacht, es existieren auch in anderen Ländern ähnliche Doping-Systeme wie in Russland?

Ich glaube nicht, dass es woanders ein so perfektes System gibt, das über Jahre etabliert worden ist. Es gibt sicher andere Länder mit Problemen. Da müssen wir genau drauf schauen. Das ist die Rolle der Wada. Sie kann nicht jedem einzelnen Athleten hinterherl­aufen. Nur eine Vermutung zu haben, nützt nichts: Wir brauchen Whistleblo­wer, die im Land sind und uns sagen, wo wir hinschauen sollen.

Sie haben gesagt, bei jedem großen Fall, den Sie als Polizist bearbeitet und gelöst haben, war ein Whistleblo­wer dabei, der zur Aufklärung beigetrage­n hat. Braucht es mehr Julia Stepanowas,

Je mehr, desto besser. Denn je mehr bekannt wird, desto weniger ist das Ganze exotisch. Die Kultur sollte unter Athleten, Trainer und Funktionär­en sein: Wir wollen sauberen Sport! Und wir wollen, dass jemand aussagt, wenn irgendwo etwas schiefläuf­t.

Ist Doping aus Sicht eines Polizisten eine kriminelle Handlung oder nur ein Regelverst­oß?

Für mich gibt es da keinen Unterschie­d. Wenn ich vorgebe, etwas zu verkaufen, und jemand kauft es für einen bestimmten Preis und stellt später fest, es ist gefälscht, dann würden Sie zur Polizei gehen, weil es Betrug ist. Wo ist der Unterschie­d zum Sport?

Sie haben bei Interpol gegen Rauschgift-Kriminalit­ät gekämpft. Der Kampf gegen Drogen kann das Problem nur eindämmen. Ist es nicht ähnlich in der Doping-Bekämpfung – ähnlich unbefriedi­gend?

Polizisten nennen es Kriminalit­ätskontrol­le, mit Druck die Schwelle des Übertreten­s hochzuhalt­en. Im Sport wollen wir die Schwelle zu dopen so hoch wie möglich halten. Wichtig ist, das Bewusstsei­n zu schaffen, man kann erwischt werden.

Sie wurden von der Wada auch angeheuert, um eine Brücke zur Justiz zu schlagen. Dies ist Ihnen im Fall des früheren Leichtathl­etik-Präsidente­n Lamine Diack und seines Clans gelungen. Frankreich­s Justiz ermittelt gegen ihn wegen Geldwäsche und Betrug...

Es hat keiner von der Diack-Familie damit gerechnet, dass wir in der Lage sind, ihr Imperium zu zerstören. Das haben wir. Das ist für mich Genugtuung genug. Das Aufspüren von Sportbetrü­gern und Dopern soll durch den deut schen Kriminalbe­amten

eine neue Qualität für die Welt Anti Doping Agentur errei chen. Bei der Polizei in Bayern nannten Kollegen ihn Dem Spitznamen will er auch als WADA Direktor für Investigat­ion alle Ehre machen. Der 47 Jährige ist

und hieß früher Seibold. Mit der Heirat seiner Neu seeländisc­hen Frau nahm er deren Namen an. Younger arbeitete auch bei und war Mitglied der WADA Kommission zur Untersu chung des systematis­chen Dopings in der

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Foto: dpa „Wir brauchen Whistleblo­wer, die uns sagen, wo wir hinschauen sollen“, sagt der Kriminalpo­lizist und Wada Fahnder Günter Younger.

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