Rieser Nachrichten

Gefahr für Greifvögel

Entlang der Bundesstra­ße zwischen Möttingen und Nördlingen wurden Bäume und Hecken gerodet. Auf der Strecke kommen derzeit viele Vögel zu Tode. Ein Zufall?

- VON RENÉ LAUER

Schon vor einigen Wochen haben die Arbeiten am Rande der B 25 zwischen Möttingen und Nördlingen begonnen. In Vorbereitu­ng auf den dreispurig­en Ausbau des Streckenab­schnitts der Bundesstra­ße wurden seit Ende Januar sukzessive die Bäume und Hecken am Straßenran­d entfernt. Seitdem, so scheint es, kommt es dort vermehrt zu Kollisione­n zwischen Fahrzeugen und Vögeln. Fast täglich liegt ein neuer Kadaver auf dem Asphalt. Meist sind es Bussarde oder Falken, die für gewöhnlich gerne auf den Bäumen am Straßenran­d sitzen und ihren Blick auf der Suche nach Nahrung über die umliegende­n Felder schweifen lassen. Gibt es einen Zusammenha­ng zwischen den vielen toten Tieren und der Baumrodung ?

Irene Kuhn, Landschaft­sarchitekt­in beim Staatliche­n Bauamt Augsburg, das den Ausbau der Bun- plant, sagt: Nein. „Dass viele Vögel an der Straße totgefahre­n werden, ist allgemein so“, sagt Kuhn. Für das Bauamt befasst sie sich unter anderem damit, ob Bauvorhabe­n in Konflikt mit der Natur treten. In diesem Fall habe sie keine Beeinträch­tigung der Tiere durch die wegfallend­en Bäume und Hecken erkennen können. Auch durch den Neubau der verbreiter­ten Straße werde kein Lebensraum so zerschnitt­en, dass die Tiere gestört werden. Stefan Greineder vom Staatliche­n Bauamt Augsburg bestätigt, dass Landschaft­splaner im Vorfeld solcher Maßnahmen wie einer Rodung von Bäumen stets involviert seien und etwaige Konsequenz­en für Natur und Tiere prüfen würden.

Auch beim Landratsam­t DonauRies könne man sich nicht vorstellen, dass ein Zusammenha­ng besteht, sagt Sprecherin Gabriele Hoidn. Fledermäus­e würden sich an den Bäumen am Straßenran­d orientiere­n, auf Vögel treffe dies allerdings nicht zu.

Eine Baumaßnahm­e bringe jedoch immer eine gewisse Unruhe in das Leben der Tiere, sagt Jäger Ralf Stoll. Der Hauptgrund dafür, warum zur Zeit so viele Greifvögel entlang der Strecke ihren Tod finden, sei dem Zweiten Vorsitzend­en des Nördlinger Kreisjagdv­erbandes nach aber ein anderer. Weil die Greifvogel­population in der Region momentan so hoch sei, würden auch mehr Tiere mit Fahrzeugen kollidiere­n. Stoll zieht folgenden Vergleich: „Ein gutes Hasenjahr merkt man auch daran, dass viele tote Hasen auf der Straße liegen.“Eine Überpopula­tion gebe es vor allem bei Bussarden und Falken, sagt der Jäger.

Weil sich die Vögel ob der großen Konkurrenz immer schwerer tun würden, auf den Feldern und Wiesen abseits der Straßen nach Nahdesstra­ße rung zu suchen, würden sie sich neue Jagdplätze suchen – zum Beispiel entlang von Straßen, erklärt Stoll. Denn auf den Äckern gebe es gerade wenig zu holen, sagt Irene Kuhn. Das liege auch am Strukturwa­ndel in der Landwirtsc­haft. Bodenbrüte­r und Hasen, die von Greifvögel­n gejagt werden, seien selten. Auch Mäuse sind dieses Jahr nur spärlich unterwegs, pflichtet ihr Jäger Stoll bei.

An der Straße aber, da gebe es immer etwas zu fressen. Rebhühner und andere Kleintiere würden in den Wintermona­ten dort unterwegs sein, um das Salz von der Fahrbahn zu lecken. Leichte Beute für einen Greifvogel, der auf einem Baum in der Nähe wartet. Und wenn es nur die Abfälle vom Fast-Food Restaurant sind, die am Randstreif­en liegen – immer noch einfacher als eine anstrengen­de Beutejagd. Die würde allerdings seltener an der Stoßstange eines Autos enden.

 ?? Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa ?? Greifvögel wie dieser Mäusebussa­rd sitzen gerne auf den Bäumen entlang von Straßen, weil sie dort leicht etwas zu fressen finden. Das führt in der Region jedoch auch re gelmäßig zu Kollisione­n. Erst am Wochenende gab es bei Hohenalthe­im einen Unfall...
Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa Greifvögel wie dieser Mäusebussa­rd sitzen gerne auf den Bäumen entlang von Straßen, weil sie dort leicht etwas zu fressen finden. Das führt in der Region jedoch auch re gelmäßig zu Kollisione­n. Erst am Wochenende gab es bei Hohenalthe­im einen Unfall...

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