Lebensretter aus dem Ries
Zwei junge Männer aus der Region schenken schwerkranken Menschen eine Chance auf ein neues Leben. So verlief ihre Stammzellenspende
Alle 15 Minuten erhält ein Patient in Deutschland die Diagnose Blutkrebs. Zügig muss ein passender Spender gefunden werden, um zu überleben. Nur bei einem Drittel der Fälle kommt ein Familienmitglied infrage. Deshalb erfasst die DKMS weltweit mehr als sieben Millionen potenzielle Spender – trotzdem geht jeder siebte Patient leer aus. Im Donau-Ries sei die Spendenbereitschaft in den vergangenen Jahren besonders beeindruckend gewesen, erzählt Brigitte Lehenberger, die sich ehrenamtlich für die DKMS engagiert. Schon 18900 Menschen aus dem Landkreis hätten sich registrieren lassen. Dadurch wurde schon 290 Mal ein passender Spender im Donau-Ries gefunden.
Einer davon ist Tobias Steinle aus Bissingen. Er besucht die Berufsschule Nördlingen. Als dort eine Typisierungsaktion der DKMS stattfand, habe er sich sofort dazu bereit erklärt, erzählt er. Wattestäbchen in den Mund, an der Wangeninnenseite streifen – fertig ist der genetische Fingerabdruck.
Drei Monate danach bekam er Post von der DKMS: Ein zweijähriges Mädchen aus den USA sei auf seine Knochenmarkspende angewiesen. Nach einem GesundheitsCheck in Nürnberg stand fest: Seine Stammzellen könnten der kleinen Patientin das Leben retten. Nachdem die Spende durch mehrere Infektionen, die das Mädchen erlitten hatte, mehrmals verschoben wurde, war es im September vergangenen Jahres so weit. Tobias Steinle wurde unter Narkose Knochenmark aus Beckenkamm entnommen. Mit seiner Hilfe konnte die Zweijährige ihre Krankheit besiegen. „Es tut ja nicht weh“, sagt der mittlerweile 19-Jährige, deshalb würde er es jederzeit wieder tun.
Ein derartiger Eingriff ist nur bei einem Fünftel der Spenden notwendig. In den meisten Fällen reicht eine sogenannte „periphere Stammenzellenübertragung“aus dem Blut. Michael Bernrieder, Maschinenführer beim Oettinger Unternehmen Jeld-Wen, ließ sich im Juli vergangenen Jahres in Daiting typisieren. Nach einigen Monaten wurde ihm mitgeteilt, dass eine 35-jährige Amerikanerin seine Spende benötigt. Sofort stellte ihn sein Vorgesetzter für den Termin in Köln frei. Die DKMS übernahm sämtliche Kosten für die Reise, das Hotel und die Verpflegung. Die Spende sei ähnlich einer gewöhnlichen Blutspende verlaufen. In den Tagen davor müsse man aber ein Mittel spritzen, das die Stammzellenproduktion anregt, erzählt Bernrieder. Pünktdem lich zu Weihnachten erreichte ihn eine Postkarte aus Amerika. Der Patientin gehe es besser, sodass sie Weihnachten mit ihrer Familie verbringen konnte.
Inspiriert von dem Lebensretter veranstaltet Jeld-Wen nun eine eigene Typisierungsaktion mit der DKMS. Die Idee hatte Bernrieder gemeinsam mit seinen Chefs. Er will im Vorfeld der Veranstaltung auf seine Arbeitskollegen zugehen um ihnen Fragen zur Typisierung zu beantworten.