Rieser Nachrichten

Lebensrett­er aus dem Ries

Zwei junge Männer aus der Region schenken schwerkran­ken Menschen eine Chance auf ein neues Leben. So verlief ihre Stammzelle­nspende

- VON PHILIPP WEHRMANN

Alle 15 Minuten erhält ein Patient in Deutschlan­d die Diagnose Blutkrebs. Zügig muss ein passender Spender gefunden werden, um zu überleben. Nur bei einem Drittel der Fälle kommt ein Familienmi­tglied infrage. Deshalb erfasst die DKMS weltweit mehr als sieben Millionen potenziell­e Spender – trotzdem geht jeder siebte Patient leer aus. Im Donau-Ries sei die Spendenber­eitschaft in den vergangene­n Jahren besonders beeindruck­end gewesen, erzählt Brigitte Lehenberge­r, die sich ehrenamtli­ch für die DKMS engagiert. Schon 18900 Menschen aus dem Landkreis hätten sich registrier­en lassen. Dadurch wurde schon 290 Mal ein passender Spender im Donau-Ries gefunden.

Einer davon ist Tobias Steinle aus Bissingen. Er besucht die Berufsschu­le Nördlingen. Als dort eine Typisierun­gsaktion der DKMS stattfand, habe er sich sofort dazu bereit erklärt, erzählt er. Wattestäbc­hen in den Mund, an der Wangeninne­nseite streifen – fertig ist der genetische Fingerabdr­uck.

Drei Monate danach bekam er Post von der DKMS: Ein zweijährig­es Mädchen aus den USA sei auf seine Knochenmar­kspende angewiesen. Nach einem Gesundheit­sCheck in Nürnberg stand fest: Seine Stammzelle­n könnten der kleinen Patientin das Leben retten. Nachdem die Spende durch mehrere Infektione­n, die das Mädchen erlitten hatte, mehrmals verschoben wurde, war es im September vergangene­n Jahres so weit. Tobias Steinle wurde unter Narkose Knochenmar­k aus Beckenkamm entnommen. Mit seiner Hilfe konnte die Zweijährig­e ihre Krankheit besiegen. „Es tut ja nicht weh“, sagt der mittlerwei­le 19-Jährige, deshalb würde er es jederzeit wieder tun.

Ein derartiger Eingriff ist nur bei einem Fünftel der Spenden notwendig. In den meisten Fällen reicht eine sogenannte „periphere Stammenzel­lenübertra­gung“aus dem Blut. Michael Bernrieder, Maschinenf­ührer beim Oettinger Unternehme­n Jeld-Wen, ließ sich im Juli vergangene­n Jahres in Daiting typisieren. Nach einigen Monaten wurde ihm mitgeteilt, dass eine 35-jährige Amerikaner­in seine Spende benötigt. Sofort stellte ihn sein Vorgesetzt­er für den Termin in Köln frei. Die DKMS übernahm sämtliche Kosten für die Reise, das Hotel und die Verpflegun­g. Die Spende sei ähnlich einer gewöhnlich­en Blutspende verlaufen. In den Tagen davor müsse man aber ein Mittel spritzen, das die Stammzelle­nproduktio­n anregt, erzählt Bernrieder. Pünktdem lich zu Weihnachte­n erreichte ihn eine Postkarte aus Amerika. Der Patientin gehe es besser, sodass sie Weihnachte­n mit ihrer Familie verbringen konnte.

Inspiriert von dem Lebensrett­er veranstalt­et Jeld-Wen nun eine eigene Typisierun­gsaktion mit der DKMS. Die Idee hatte Bernrieder gemeinsam mit seinen Chefs. Er will im Vorfeld der Veranstalt­ung auf seine Arbeitskol­legen zugehen um ihnen Fragen zur Typisierun­g zu beantworte­n.

 ?? Foto: Armin Sommer ?? Michael Bernrieder (Zweiter von rechts) spendete im September vergangene­n Jahres Stammzelle­n an eine 35 jährige Amerika nerin. Nun soll es bei seinem Arbeitgebe­r, Jeld Wen in Oettingen, eine eigene Aktion geben.
Foto: Armin Sommer Michael Bernrieder (Zweiter von rechts) spendete im September vergangene­n Jahres Stammzelle­n an eine 35 jährige Amerika nerin. Nun soll es bei seinem Arbeitgebe­r, Jeld Wen in Oettingen, eine eigene Aktion geben.
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Foto: B. Lehenberge­r Tobias Steinle

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