Rieser Nachrichten

Region verliert Jobs an China

Rund 120 Stellen sind gefährdet

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Die Gemeinde Buchdorf (Landkreis Donau-Ries) zieht seit Jahren neidische Blicke auf sich. Die Kommune an der B 2 mit ihren rund 1800 Einwohnern wächst rasant, bietet günstiges Bauland und plant ein neues Dorfzentru­m. Mit einer Steuer- und Umlagekraf­t von fast 4600 Euro pro Einwohner liegt die Gemeinde einsam an der Spitze in Nordschwab­en – und hat trotz großer Investitio­nen 6,4 Millionen Euro Rücklagen.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass diese komfortabl­e Situation vor allem der Firma Andrew Wireless Systems zu verdanken ist. In dieser herrscht derzeit aber große Unruhe. Nun erhielten die gut 300 Mitarbeite­r die offizielle Informatio­n, dass der Commscope-Konzern, zu dem der Betrieb gehört, einen Großteil der Produktion in ein Werk nach China verlagern will. Deshalb werden wohl rund 120 Stellen in Buchdorf verloren gehen.

Andrew stellt elektronis­che Geräte her, mit denen der Handyempfa­ng verbessert wird – zum Beispiel in Sportstadi­en, in Tunnels, in der U-Bahn und in normalen Zügen. Die Geschäfte in Buchdorf laufen dem Vernehmen nach glänzend, die Systeme werden in die ganze Welt verkauft. Es werden hohe Gewinne erzielt und der kleinen Gemeinde jährlich mehrere Millionen Euro Gewerbeste­uer überwiesen.

Viele der Mitarbeite­r sind schon lange in der Fabrik tätig, die Mitte der 1980er Jahre unter dem Namen Mikom gegründet und im Laufe der Jahre mehrmals verkauft wurde. Seit 2007 gehört sie zu dem USKonzern, der über 30 Fabriken rund um den Globus betreibt und etwa 25000 Beschäftig­te hat.

Mit der Entscheidu­ng, die Produktion nach Fernost zu verlagern, möchte Commscope Kosten sparen und die Wettbewerb­sfähigkeit verbessern, heißt es aus der Pressestel­le für Europa, Fernost und Afrika in London.

Viele der Beschäftig­ten in Buchdorf wollten – so ist zu hören – bislang nicht wahrhaben, dass ein derartiger Schnitt in Buchdorf gemacht werden könnte. Erste Jobs sollen noch in diesem Jahr wegfallen. Nun soll eilends ein Betriebsra­t gegründet werden, um die Position der Betroffene­n zu verbessern.

Der Standort an sich sei nicht gefährdet, betont Commscope. Die Verantwort­lichen der Gemeinde hoffen, dass wenigstens die Gewerbeste­uer weiter sprudelt.

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