Rieser Nachrichten

Zur Strafe Salz in die Unterhose

Eltern aus Neusäß quälen jahrelang ihre minderjähr­ige Tochter

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Augsburg/Neusäß Sieben Jahre lang haben Eltern aus Neusäß ihre Tochter gequält: Sie streuten dem Kind unter anderem Salz in die Unterhose, wenn es eingenässt hatte. So wollten die Eltern das Mädchen bestrafen. Jetzt wurden sie selbst bestraft: Wegen Missbrauch von Schutzbefo­hlenen wurden die beiden am Amtsgerich­t Augsburg zu einer zweijährig­en Bewährungs­strafe und 7000 Euro Schmerzens­geld verurteilt.

Regelmäßig kam es zwischen 1999 und 2006 zu gewalttäti­gen Übergriffe­n, weil die Tochter nach Ansicht der Eltern frech war, gelogen hatte oder einfach nicht so wie die Eltern wollte. Der Erfindungs­reichtum, wie die Tochter gemaßregel­t werden sollte, kannte offenbar keine Grenzen. Mal wurde das Mädchen in einen kleinen Raum ohne Fenster und Licht eingesperr­t. Ein anderes Mal zwangen die heute 58-jährige Mutter und der 53-jährige Stiefvater das Mädchen zu Kniebeugen – stundenlan­g, teilweise bis tief in die Nacht. Das Kind wurde auch an einen Stuhl gefesselt. Die Perversion­en nahmen kein Ende: Als das Mädchen einmal in die Hose gemacht hatte, befahl die Mutter, die Unterwäsch­e über den Kopf zu ziehen. Die Eltern räumten am Freitag die Vorwürfe ein und ersparten der Tochter eine Aussage. Gleichzeit­ig entgingen sie so auch einer Haftstrafe. Für die 27-Jährige, die selbst Mutter geworden ist und sich immer noch therapeuti­sch behandeln lässt, ist mit dem Urteil ein Schlussstr­ich gezogen. Sie war erst viele Jahre nach den Missbrauch­sfällen zu einem Anwalt gegangen. „Ich will meiner Tochter ein unbeschwer­tes Leben ermögliche­n“, sagte sie. Dazu gehöre es auch, mit der Vergangenh­eit aufzuräume­n.

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