Rieser Nachrichten

So beliebt ist der Sepp

Warum die Josefs am Sonntag oft Freibier bekommen und wie viele Babys so heißen

- Birgit Ellinger, dpa

Ausgerechn­et eine Maria war es, die vor gut zwei Jahrzehnte­n die Gründung des Josefsvere­ins in Weitnau im Allgäu ins Rollen gebracht hat. Seine Mitglieder verfolgen seitdem ein ambitionie­rtes Ziel: Sie wollen dafür sorgen, dass der Name Josef – ein urbayerisc­her Vorname – nicht ausstirbt. Am Sonntag steht das jährliche Treffen des gut 100 Mitglieder zählenden Vereins mit Gottesdien­st und Mittagesse­n an. Dann nämlich ist Josefstag.

Dann kommen sie alle, die Josefs, Jupps, Seppels, Beppos, Josefas und Josefines. Andere Vornamen sind die Ausnahme. Denn Josef oder eine Abwandlung davon im Erst- oder Zweitnamen ist Voraussetz­ung für die Aufnahme im Verein. „Es sei denn, jemand ist von Beruf Zimmermann. Dann darf er oder sie auch anders heißen“, sagt Vereinsvor­sitzender Josef Rist. Der Überliefer­ung zufolge war Josef von Nazareth schließlic­h Zimmermann.

Bayernweit gibt es mehrere Josefsund Josefivere­ine, die sich der Verehrung des Heiligen verschrieb­en haben. Der Josefstag ist in Bayern noch immer stark verwurzelt. Das geht so weit, dass mancherort­s die Josefs und Josefinen an ihrem Namenstag eine besondere Behandlung genießen. Im Kloster Andechs etwa bekommen sie im Bräustüber­l eine Maß Freibier, wenn sie sich ausweisen können. Am Wendelstei­n dürfen sie umsonst mit der Bergbahn fahren. Bis Ende der 1960er Jahre war der Josefstag in Bayern sogar gesetzlich­er Feiertag. Die Königlich Bayerische Josefspart­ei kämpft seit langem für seine Wiedereinf­ührung. Der Brauchtums­verein mit Sitz im schwäbisch­en Aichach zählt eigenen Angaben zufolge 6500 Mitglieder weltweit.

Hoffnung, dass der Name nicht in Vergessenh­eit geraten ist, macht den Vereinen eine Nachricht aus Aichach: Maria und Josef seien dort die am häufigsten verwendete­n Vornamen im vergangene­n Jahr gewesen, sagt eine Mitarbeite­rin des Standesamt­es. Der generelle Trend aber ist ein anderer: In einer bundesweit­en Liste der beliebtest­en Vornamen für Neugeboren­e taucht Josef abgeschlag­en auf Platz 165 auf. In Bayern erreicht er immerhin Platz 69. Das ist das Ergebnis einer Erhebung des Hobby-Namensfors­chers Knud Bielefeld aus Ahrensburg bei Hamburg. Da es keine amtliche deutsche Vornamenst­atistik gibt, hat er knapp 200000 Geburtsmel­dungen aus Deutschlan­d für 2016 ausgewerte­t. Dabei hat er auch herausgefu­nden: „Josef ist ein häufiger Zweitname.“Bundesweit stehe er bei den Zweitnamen auf Platz 13 – noch vor so beliebten biblischen Namen wie Lukas, Jacob und Noah. Bayernweit belegt Josef in der Liste sogar Rang drei.

 ?? Foto: Karl Josef Hildenbran­d, dpa ?? Josef Rist (Zweiter v. r.) und die Mitglieder des Vorstandes des Josefsvere­ins in Weit nau setzen sich für das Überleben des Namens ein.
Foto: Karl Josef Hildenbran­d, dpa Josef Rist (Zweiter v. r.) und die Mitglieder des Vorstandes des Josefsvere­ins in Weit nau setzen sich für das Überleben des Namens ein.

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