Den Blick nach vorne richten
Bereits vor knapp zwei Jahren hat der Nördlinger Stadtrat eine Entscheidung getroffen, die den Etat 2017 maßgeblich prägt. Damals votierte das Gremium einstimmig dafür, den Wemdinger Tunnel zu sanieren. Das war damals richtig und ist es heute immer noch. Die dunkle Röhre muss ausgebaut, das Unfallrisiko minimiert werden – nicht zuletzt deshalb, weil der Tunnel das größte Viertel mit der Altstadt verbindet.
Es scheint allerdings, als wären die Folgen dieses Beschlusses nicht immer für alle Stadträte deutlich gewesen. Gewiss kostet die neue Röhre die Stadt am Ende „nur“rund 4,8 Millionen Euro. Allerdings muss sie das insgesamt circa 18 Millionen Euro teure Projekt erst einmal vorfinanzieren, bevor Fördermittel und Zahlungen der Bahn die Lücke ausgleichen. Genau das belastet den Etat für das Jahr 2017.
Der Wemdinger Tunnel ist erst einmal ein Kraftakt – und auf den sattelte der Stadtrat in der Vergangenheit noch einiges drauf. Da wäre zum Beispiel das Großprojekt Bahnhof. Oder die (dringend benötigten) Sozialwohnungen auf dem BayWa-Gelände. Ganz zu schweigen von den Herausforderungen, denen sich eine Stadt eben stellen muss: Brandschutz, offene Ganztagsgruppen an den Grundschulen und so weiter. All das minimierte den sowieso schon engen Finanzrahmen Nördlingens noch mehr – bis sich der Stadtrat schließlich durchrang, den Gewerbesteuer-Hebesatz nach mehr als 40 Jahren vergleichsweise maßvoll zu erhöhen. Weil dann am Ende aber immer noch eine Lücke blieb, müssen heuer neue Schulden gemacht werden. Allerdings rechnet Kämmerer Bernhard Kugler stets vorsichtig, die Steuern sprudeln, die Wirtschaft boomt. Wenn alles so bleibt, wird Nördlingen möglicherweise weniger Kredite aufnehmen müssen, als geplant.
Der Stadtrat muss jetzt den Blick nach vorne richten, auf die Zeit nach Wemdinger Tunnel und Bahnhof. Er muss sich entscheiden, wie das Nördlingen der Zukunft aussehen soll – Familienfreundlichkeit ist das Stichwort. Interkommunales Hallenbad das zweite. Und weil Debatten sich bekanntlich hinziehen können, lohnt es sich, sie frühzeitig zu beginnen. Die Riesmetropole muss schon jetzt auf mögliche Partner zugehen.