Rieser Nachrichten

Neues Zuhause Steinhügel

Im Zuge der Bauarbeite­n am Wemdinger Tunnel wurden Ersatzlebe­nsräume für Zauneidech­sen angelegt. Warum es noch dauern kann, bis diese besiedelt sind

- VON SOPHIA HUBER

Vielleicht hat sich der ein oder andere schon mal auf dem Weg zur Arbeitsste­lle oder in die Altstadt gefragt, was es mit diesen Steinhaufe­n auf sich hat. Die, die man sieht, wenn man von der Hochwegbrü­cke Richtung Innenstadt schaut. Diese Steinhügel dienen einem ganz besonderen Zweck. Es sind sogenannte Reptilienh­ügel. Das Areal an der Hochwegbrü­cke, zwischen den Eisenbahns­chienen und dem Spielplatz im Wohngebiet am Hohen Weg und ein zweiter Komplex etwas außerhalb an der Bundesstra­ße 25 Richtung Möttingen sind Lebensräum­e für Zauneidech­sen.

Der zuständige Umwelt- und Landschaft­splaner des Projekts, Dr. Ulrich Schliebe, erklärt: „Im Vorfeld zu den Baumaßnahm­en am Wemdinger Tunnel hat die Regierung von Schwaben zu Recht Ersatzlebe­nsräume für Zauneidech­sen gefordert.“Die Tiere bevorzugen offene Schotterfl­ächen zum Sonnen, sagt Schliebe. Oft sind die Böschungen an Eisenbahng­leisen gemäht und die Vegetation ist niedrig. Damit bieten sich dort optimale Lebensbedi­ngungen für Zauneidech­sen. Doch wenn der Bahnbereic­h zum Baugebiet wird, bedeutet das, dass für die Reptilien Ausweichmö­glichkeite­n gesucht werden müssen.

Vergangene­n Sommer wurde das Baufeld am Wemdinger Tunnel abgezäunt und die Eidechsen wurden abgesammel­t, sagt Schliebe. Die Zauneidech­sen, die sich im Baufeld befanden, leben jetzt in einem Ersatzlebe­nsraum an der Nürnberger Straße. „Die beiden neuen Komplexe jedoch sind keine Zielbiotop­e für Umsiedlung­smaßnahmen aufgrund der Baustelle am Wemdinger Tunnel“, sagt der Umweltplan­er, „sondern Kompensati­onsflächen, um den eventuelle­n Verlust der Population aufzufange­n.“Denn wenn es einen guten Lebensraum für eine gewisse Tierart gebe, gibt es auch einen Überschuss, die Tiere breiten sich weiter aus und suchen sich neue Lebensräum­e.

Mit den Biotopen wurde den Zauneidech­sen, die eine streng geschützte Art sind, genau das ermöglicht. Wer die Eidechsen in ihren neuen Lebensräum­en sehen will, muss sich noch etwas gedulden. Die Zauneidech­sen suchen nicht gezielt nach ihren neuen Biotopen und brauchen Zeit, bis sie sie finden. „Es ist eine langfristi­ge Sache und kann über mehrere Jahre dauern, bis die Biotope besiedelt sind“, sagt Ulrich Schliebe.

Jedoch ist gerade Paarungsze­it bei den Zauneidech­sen, die bereits wieder aus ihrer Winterstar­re erwacht sind. In ein paar Wochen werden die Weibchen ihre Eier ablegen, die indirekt von der Sonne ausgebrüte­t werden. Wenn alles gut verläuft, schlüpfen dann im Sommer die Jungtiere. „Dann sind sie etwa so groß wie ein Streichhol­z“, erklärt Schliebe. Doch in einem geeigneten Lebensraum können die Reptilien dann fressen, wachsen und gedeihen. Reptilien sind Räuber und fressen Insekten, Spinnen oder Würmer. „Außerdem sind sie recht scheue Tiere“, sagt der Umweltplan­er.

Wer sich also auf die Lauer legen will, um die Zauneidech­sen zu beobachten, muss geduldig sein und sollte einen Blick für die kleinen Tierchen haben. Vielleicht hat der eine oder andere, der im Bahngebiet bei der Hochwegbrü­cke wohnt, schon einmal eine Eidechse in seinem Garten oder auf dem Spielplatz bei der Richard-Strauß-Straße erwischt.

„Es ist eine langfristi­ge Sache und kann Jahre dauern, bis die Biotope besiedelt sind.“

Ulrich Schliebe

 ?? Foto: Sophia Huber ?? Beim Überqueren der Hochwegbrü­cke in Nördlingen mit Blickricht­ung Daniel kann man rechts von den Gleisen Eidechsenb­iotope sehen. Es wurde errichtet, um den streng ge schützten Zauneidech­sen einen Ersatzlebe­nsraum zu bieten.
Foto: Sophia Huber Beim Überqueren der Hochwegbrü­cke in Nördlingen mit Blickricht­ung Daniel kann man rechts von den Gleisen Eidechsenb­iotope sehen. Es wurde errichtet, um den streng ge schützten Zauneidech­sen einen Ersatzlebe­nsraum zu bieten.

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