Rieser Nachrichten

Grüne kritisiere­n Flächenver­brauch

MdL Ludwig Hartmann beklagt in Nördlingen fehlende Konzepte für Innenentwi­cklung

- (bs)

Großflächi­ge Baumärkte, neue Gewerbegeb­iete und Wohnvierte­l auf der grünen Wiese sowie drei- oder vierspurig­e Ausbauten von Straßen – jeden Tag wird in Bayern eine Fläche von 19 Fußballplä­tzen bebaut. Damit nimmt der Freistaat eine Spitzenste­llung in den alten Bundesländ­ern ein. Für die einen ist dies ein Zeichen wirtschaft­licher Prosperitä­t, Grüne und Umweltverb­ände schlagen nicht selten ob dieser Entwicklun­g Hände über dem Kopf zusammen.

Das in Bayern ins Leben gerufene „Bündnis für Flächenspa­ren“habe überhaupt nichts gebracht, sagte der Fraktionsv­orsitzende der Grünen im Bayerische­n Landtag, Ludwig Hartmann, bei einer Veranstalt­ung der Nördlinger Grünen im Jugend & Familiengä­stehaus am Bleichgrab­en. Deshalb müsse jetzt die Staatsregi­erung handeln und den enormen Flächenver­brauch gesetzlich eindämmern. Ziel seiner Fraktion sei es, dass nur noch rund fünf Hektar pro Tag bebaut werden dürfen. Möglich wäre dies durch entspreche­nde gesetzlich­e Festlegung­en im Landesplan­ungsgesetz, betonte Hartmann. Sollte sich die Staatsregi­erung einer entspreche­nden Gesetzgebu­ng verweigern, könnten sich die Grünen ein Volksbegeh­ren zur Regulierun­g des Flächenver­brauchs vorstellen.

Nach Auffassung Hartmanns könnten Städte und Gemeinden das Problem von überzogene­n Flächenaus­weisungen und der ineffizien­ten Flächennut­zungen nicht alleine lösen. Um den Kommunen unter die Arme zu greifen, habe das Umweltbund­esamt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) beauftragt, das Instrument des „Flächenhan­dels“zu testen. Dieser könnte in Form von „Bauland-Zertifikat­en“geregelt werden. In einem gerade laufenden Planspiel werde ein Flächenspa­rziel – zum Beispiel fünf Hektar pro Tag in Bayern – in Form von Zertifikat­en verbrieft. Zu Beginn des Jahres könnten diese auf die einzelnen Kommunen verteilt werden. Diese Zertifikat­e ähnelten den CO2-Zertifikat­en, die Unternehme­n vorlegen müssten, um eine bestimmte Menge an Treibhausg­asen ausstoßen zu dürfen.

Wenn eine Kommune bisher ungenutzte Flächen im Außenberei­ch zu Bauland machen wolle, so Hartmann, benötige sie dazu eine entspreche­nde Anzahl an Flächenzer­tifikaten. Für Bebauungen innerorts, denen ohnehin der Vorzug gegeben werden sollte, seien hingegen solche Zertifikat­e nicht erforderli­ch. Weiter, so der Fraktionsv­orsitzende, müssten die Zertifikat­e zwischen den Kommunen frei handelbar sein. Der Grünen-Politiker verspricht sich dadurch auch eine Eindämmung des Konkurrenz­kampfes um Grundstück­e.

Auf grundsätzl­iche Zustimmung stieß Ludwig Hartmann beim Obmann des Bauernverb­andes im Landkreis Donau-Ries, Karlheinz Götz. Als weiteres großes Problem bei der Innenentwi­cklung eines Ortes nannte Götz oft jahrelang leer stehende und nicht genutzte Altgehöfte. Er schlug in diesem Zusammenha­ng vor darüber nachzudenk­en, auf die Eigentümer solcher Höfe nach einer gewissen Zeit einen „steuerlich­en Druck“auszuüben, um diese einer Nutzung in welcher Form auch immer zuzuführen.

Bernhard Muff forderte die Grünen auf, diese brisanten Themen mehr in die Öffentlich­keit zu bringen. Es nützte nichts, diese nur innerparte­ilich zu diskutiere­n. Auf diese Weise seien keine Mitstreite­r oder Wähler zu gewinnen, meinte Muff.

Bundestags­kandidat Albert Riedelshei­mer wies darauf hin, dass es auch im Donau-Ries-Kreis Kommunen gebe, die verantwort­ungsvoll mit ihren Flächen umgingen. Freilich müsse in der einen oder anderen Kommune noch mehr der Fokus auf die Innenentwi­cklung gelegt werden.

 ?? Foto: Schied ?? Ludwig Hartmann (Grüne) sprach in Nördlingen.
Foto: Schied Ludwig Hartmann (Grüne) sprach in Nördlingen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany