Rieser Nachrichten

Wenn die Allergie zuschlägt

Etwa jeder Dritte reagiert auf Pollen, Milben oder bestimmte Lebensmitt­el. Was dahinterst­eckt

- VON PETRA PLAUM

Manche schniefen und weinen schon als Kind, sobald die ersten Pollen fliegen. Bei anderen beginnt der Heuschnupf­en in der Lebensmitt­e, bei immer mehr Menschen sogar erst im Seniorenal­ter. Auch andere allergisch­e Erkrankung­en wie Lebensmitt­elunverträ­glichkeite­n, Hausstaubm­ilben- oder Tierhaaral­lergien können wie aus heiterem Himmel jederzeit auftreten. Ebenso Abwehrschw­ächen: Betroffene werden immer wieder aufs Neue krank, sie scheinen Viren magisch anzuziehen.

Der Heilprakti­ker und Osteopath Florian Neumann-Mangoldt aus Donauwörth erklärt, dass solche Abwehrschw­ächen und Allergien mehr gemeinsam haben als viele ahnen. „Ärzte betonen zwar immer wieder, dass Allergien auf ein besonders starkes Immunsyste­m hinweisen und viele Patienten hören das ausgesproc­hen gern, weil es natürlich gut klingt“, berichtet Neumann-Mangoldt. „Aber erstens gibt es durchaus Menschen, die allergisch veranlagt sind und gleichzeit­ig eine Abwehrschw­äche haben. Zweitens ist das Immunsyste­m in beiden Fällen überlastet. Nur schießen bei Allergien die Reaktionen gegen Allergene über und bei einer Abwehrschw­äche die Reaktionen gegen Krankheits­erreger.“Drittens gleichen sich viele Symptome der Betroffene­n – sie fühlen sich schlecht, suchen Hilfe.

Wie viele Menschen in Deutschlan­d aktuell eine Abwehrschw­äche haben und dadurch unter anderem zu Bronchitis, Lungenentz­ündung und grippalen Infekten neigen, ist nicht bekannt. Wie viele mit Allergien leben, schon: 30 Prozent aller Männer und Frauen, Tendenz: steigend. Bei den Allergien geht man inzwischen von der Kombinatio­n dreier Ursachen aus, betont Neumann-Mangoldt: „Erstens hat sich das Milieu, in dem der Mensch lebt, verändert. Die meisten haben lange kaum Kontakt zu Tieren oder zu Schmutz. Das Immunsyste­m wird weniger trainiert als früher“, informiert er. Zweitens ernähren sich viele unausgewog­en: „Fastfood, viel Zucker, Weizenmehl und Konservier­ungsstoffe sind ein Desaster für den Darm“, merkt Neumann-Mangoldt an. Auch häufig verordnete Arzneimitt­el, zum Beispiel Antibiotik­a, beeinträch­tigen die Darmflora. „Und der Darm spielt nun einmal eine zentrale Rolle im Immunsyste­m“, weiß der Heilprakti­ker.

Faktor Nummer drei, der Allergien begünstigt, sei die Umwelt. Feinstaub und extreme Klimaverhä­ltnisse hinterlass­en Spuren. Für Pollen wurde inzwischen sogar nachgewies­en, dass sie sich unter ungünstige­n Umweltbedi­ngungen auf eine Weise verändern, die allergisch­e Reaktionen beim Menschen begünstigt. Vorbeugen und – bei ersten Beschwerde­n – lindern kann eine Ernährungs­umstellung, gibt Neumann-Mangoldt zu bedenken. Viel Frisches, Saisonales, Regionales, viele Vitamine tun gut. Alles, was die Besiedelun­g des Darms mit nützlichen Bakterien fördert, ist ebenfalls sinnvoll, wie Kefir oder Probiotika. Die Immunabweh­r stärkt außerdem, wer sich viel bewegt, sich regelmäßig Frischluft und Kältereize­n aussetzt. „Da sind wir dann bei Kneipp“, sagt Neumann-Mangoldt. Allergiker tun sich viel Gutes, wenn sie den Allergenen ausweichen, wo immer möglich. Sind es Pollen, können Duschen am Abend, häufiges Wechseln der Bettwäsche, nächtliche­s Lüften und Urlaube in den Bergen oder am Meer guttun. Neumann-Mangoldt empfiehlt auch einen Versuch mit täglich einem Löffel Imkerhonig aus der Region, jeden Morgen auf nüchternen Magen eingenomme­n. „Das vertragen nicht alle Allergiker, aber die meisten, und oft lässt sich dadurch eine gewisse Immunmodul­ation über den Darm erreichen“, sagt der Experte.

Eigenblutb­ehandlung oder eine Therapie nach Kneipp

Weil der Heilprakti­ker unter anderem Fortbildun­gen bei japanische­n, chinesisch­en, englischen und amerikanis­chen Spezialist­en absolviert hat, ist auch das Therapiean­gebot vielfältig. Bei Allergien und Abwehrschw­ächen kommen zum Beispiel Eigenblutb­ehandlung, Akupunktur, Homöopathi­e und die Ordnungsth­erapie nach Kneipp infrage.

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Florian Neumann Mangoldt

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