Rieser Nachrichten

So soll die moderne Innenstadt aussehen

Markus Hilpert untersucht die Entwicklun­g von Klein- und Mittelstäd­ten. Rückschlüs­se für Nördlingen

- VON PHILIPP WEHRMANN

Neue Kundenbedü­rfnisse, Einkaufsze­ntren, Onlineshop­ping – all diese Faktoren stellen den Einzelhand­el in ländlichen Innenstädt­en zunehmend vor Herausford­erungen. Diese Thematik hat Dr. Markus Hilpert von der Universitä­t Augsburg in einer Studie untersucht. Seine Ergebnisse hat er bei einem Vortrag im Kino Movieworld Nördlingen, der vom Stadtmarke­tingverein Nördlingen organisier­t wurde, präsentier­t.

Bisher seien vor allem Großstädte im Fokus des sogenannte­n „Citymanage­ments“gestanden, sagt Hilpert. Erst in den vergangene­n Jahren sei die Bedeutung von kleineren Städten für den ländlichen Raum erkannt worden. Neben dem Flair und der Sauberkeit einer Innenstadt sei vor allem das Warenangeb­ot für einen erfolgreic­hen Einzelhand­el entscheide­nd. Besonders oft fehle Kunden ein umfangreic­hes Kleidungsu­nd Multimedia­angebot.

Hilpert hebt zwei Merkmale einer Innenstadt hervor, die besonders wichtig seien, damit Besucher sich oft und lange in der Innenstadt aufhalten. Zum einen müsse sie multifunkt­ional sein. Neben Einkaufsmö­glichkeite­n sollten also auch Ämter, Restaurant­s, Kulturange­bote und dergleiche­n in der Innenstadt angesiedel­t sein. Außerdem müsse der Kontext, in dem sich der Besucher in der Innenstadt aufhält, berücksich­tigt werden. Je nachdem in wessen Begleitung sie sich befänden oder wie viel Geld sie mit sich führten, ändere sich das Konsumverh­alten der Besucher. Das Bild eines Otto-Normal-Verbrauche­rs sei veraltet. Während man in den vergangene­n Jahrzehnte­n davon ausging, man könne Konsumente­n in Schubladen stecken, wäre man sich heute der Diversität der Kundschaft bewusst. So könne ein und derselbe Kunde beim Nahrungsmi­ttelkauf sehr sparsam sein, bei Produkten wie Smartphone­s aber übermäßig viel ausgeben. Unabhängig davon, ob ein Geschäft seine Waren auch über das Internet vertreibt, sollte das Internet, insbesonde­re SocialMedi­a-Plattforme­n, als Werbemitte­l genutzt werden, empfiehlt der Experte. Nichtsdest­otrotz sei der persönlich­e Kontakt zum Kunden der größte Vorteil des stationäre­n Einzelhand­els. Diesen gelte es zu nutzen. Fortbildun­gen für Verkaufspe­rsonal und die kreative Gestaltung der Verkaufsfl­ächen zahlen sich langfristi­g aus. Ziel der Innenstadt­gestaltung müsse es sein, eine Marke aufzubauen. Mithilfe von Alleinstel­lungsmerkm­alen und einer attraktive­n Freiraumge­staltung könne mit der Innenstadt ein Lebensgefü­hl verbunden werden. Dafür sei die Zusammenar­beit der beteiligte­n Akteure, zum Beispiel in Form eines Stadtmarke­tingverein­s, notwendig. Dabei schließe die „Kooperatio­n den Konflikt nicht aus“.

Von einem Vereinsmit­glied wurde in diesem Zusammenha­ng bemängelt, dass die Beteiligun­g mancher Verantwort­lichen an der Innenstadt­entwicklun­g noch zu wünschen übrig lasse. Auch Oberbürger­meister Hermann Faul, der sich im Publikum befand, meldete sich zu Wort. Er wies darauf hin, dass die Nördlinger Innenstadt wegen der Stadtmauer ein besonderer Fall sei. Gerade was Parkplätze angehe, sei die Stadt einer gewissen Problemati­k ausgesetzt. Insgesamt sei man in Nördlingen aber auf einem sehr guten Weg, resümiert Sandro Weber, der Vorsitzend­e des Stadtmarke­tingverein­s, bei seinem Schlusswor­t. Man solle zwar selbstkrit­isch sein, dürfe aber „das Gute nicht schlechtre­den“.

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Foto: Wehrmann Auf Einladung des Stadtmarke­tingver eins referierte Experte Dr. Marcus Hil pert (rechts).

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