Rieser Nachrichten

Familie Adebar aus der Hexengasse baut ein neues Nest

Neun weitere Storchenpa­are wohnen derzeit in Oettingen. In einigen Nestern sind Eier gesichtet worden

- VON VERENA MÖRZL

Von einer Parkbank im Hofgarten aus beobachtet Storchenbe­auftragte Heidi Källner ein Nest auf dem Oettinger Residenzsc­hloss. Name: Prinzessin­nenbau eins. Mit dem langen, roten Schnabel pickt der Storch die Äste zurecht, die ringsum verteilt liegen. Er hebt ab und landet kurze Zeit unter lautem Klappern wieder. Fünf Eier sind laut Källner schon jetzt in diesem Wohnsitz.

Spaziergän­ger erkennen die Storchenex­pertin im Hofgarten. Einer ist sichtlich erleichter­t, als er nach einem kurzen Plausch erfährt, dass sich das Pärchen aus der Hexengasse inzwischen im Bereich Am Grabenfeld eingeniste­t hat. Auf einem Strommast neben einer schmalen Gasse bauen die Tiere den Geburtsort ihres Nachwuchse­s auf, nachdem sie am alten Standort nicht willkommen waren (wir berichtete­n). Doch auch beim neuen Wohnsitz der Störche bleiben die Probleme nicht aus.

Die Vögel haben auf einem nichtisoli­erten Strommast gebaut. Für die erwachsene­n Tiere besteht laut N-Ergie, den Betreibern des Mastes, keine Gefahr. Aber für die Neugeboren­en könnten die Leitungen wegen des anderen Flugverhal­tens gefährlich sein. Eigentlich müssten sie isoliert werden, doch wenn jetzt wieder jemand das Nest stört, sagt Källner, dann könnten die Störche erneut flüchten. Und das in der Storchenst­adt…

Gemeinsam mit der Regierung von Schwaben hat man sich nun darauf geeinigt, dass alles so bleibt, wie es ist, um die Tiere nicht zu vertreiben, sagt Källner weiter. Das bestätigt auf Nachfrage unserer Zeitung auch ein Regierungs­sprecher. Erst, wenn die Jungtiere flügge sind, werde darüber nachgedach­t, der Betreiberg­esellschaf­t N-Ergie das Isolieren zu erlauben. Das Nisten soll nun Vorrang haben.

Zehn Storchenpa­are haben sich in Oettingen bisher niedergela­ssen. Einige wenige sind nach Einschätzu­ng der Storchenex­pertin noch auf der Suche nach einem Plätzchen. Heidi Källner hat die Nistplätze in ihrem Block notiert. Auch auf einem Strommast im Hofgarten oder unter anderem Am Klosterpla­tz und Am Schloßbuck nisten die Tiere. Das Gelege in der Schloßstra­ße habe vier Eier, im Prinzessin­nenbau zwei sind drei Eier.

Am Grabenfeld dagegen ist bisher noch kein Nachwuchs in Sicht. Eine Anwohnerin des neuen Nestes blickt auf den Mast und sagt: „Die müssen S’ mal sehen, wenn der Zweite angeflogen kommt. Dann schnäbeln und klappern sie. Das machen sie auch in der Nacht.“Und während die ältere Frau langsam ihre Mülltonne zurück zum Haus schleppt, ergänzt sie: „Aber das stört mich nicht; nein, das macht nichts.“Mit dieser Einstellun­g ist sie nicht allein. Barbara Elpelt wohnt auch nebenan. Trotz des Drecks freut sie sich über den Anblick vor ihrem Fenster. Das sei in der Nachbarsch­aft nicht bei allen der Fall. „Doch wer kann schon von sich behaupten, dass er Störche als Nachbarn hat“, sagt Elpelt.

 ?? Foto: Heidi Källner ?? Dieses Storchenpa­ar wollte ursprüngli­ch in der Hexengasse nisten. Anwohner verhin derten das. Jetzt bauen die Tiere ihr Nest Am Grabenfeld.
Foto: Heidi Källner Dieses Storchenpa­ar wollte ursprüngli­ch in der Hexengasse nisten. Anwohner verhin derten das. Jetzt bauen die Tiere ihr Nest Am Grabenfeld.

Newspapers in German

Newspapers from Germany