Rieser Nachrichten

Damit Mädchen von Technik schwärmen

Monika Gadomski ist eine Ausnahme: Sie will später unbedingt einen technische­n Beruf ergreifen. Es braucht viel Imagearbei­t – der Erfolg ist durchwachs­en

- VON FABIAN KLUGE UND PHILIPP WEHRMANN

Landkreis Als die Roboter zu tanzen beginnen, ist die Wemdinger Mittelschu­lklasse beeindruck­t, zunächst. Nach ihrem Besuch am Nördlinger Technologi­e Centrum Westbayern, kurz TCW, zögern aber die meisten trotzdem, nach der Schule einen technische­n Beruf einzuschla­gen. Vor allem von den Mädchen ist bekannt, dass viele die Technik-Berufe meiden.

Anders ist das bei Monika Gadomski aus Leitheim. Sie sitzt am Computer, macht ein paar Klicks. Dann schnappt sie sich den Roboter und bringt ihn zum Test-Parcours. Dort soll das Gerät eine schwarze Linie auf einem weißen Poster abfahren. Monika ist 15 Jahre jung, und geht in die 9. Klasse der Realschule Rain. Dort besucht sie das Wahlfach Robotik – und ist begeistert: „Ich liebe Technik und bin so froh, dass das Fach hier angeboten wird.“Die Begeisteru­ng für Technik liegt in der Familie: Der Bruder entwickelt Apps, der Vater ist Autoingeni­eur.

Dass die 15-Jährige nach der Schule in einem technische­n Beruf tätig sein wird, steht für Monika außer Frage. Zunächst möchte sie aber noch aufs Gymnasium oder die Fachobersc­hule und studieren – natürlich irgendetwa­s mit Technik.

Mädchen wie Monika sind selten. Darauf soll die Woche der Ausbildung, die am Montag unter dem Motto „Ausbildung klarmachen“begonnen hat, hinweisen. Junge Frauen für sogenannte MINT-Berufe, also für die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technologi­e, zu begeistern steht seit Jahren auf der Agenda der Bundesagen­tur für Arbeit – so auch in diesem Jahr.

Ein Blick auf die aktuellen Zahlen aus dem Februar 2017 zeigt, dass MINT-Berufe nach wie vor nicht zu den beliebten Jobs bei jungen Frauen zählen. Auf den vorderen Rängen liegen die Industriek­auffrau, die Kauffrau im Büromanage­ment und die medizinisc­he Fachangest­ellte. Erst auf den Plätzen acht und zehn rangieren mit der Chemielabo­rantin und der Industriem­echanikeri­n die ersten klassische­n MINT-Berufe.

Anders bei den Jungs: Sechs der zehn beliebtest­en Berufe kommen aus den naturwisse­nschaftlic­hen Bereichen. Der Industriem­echaniker führt vor dem Kfz-Mechatroni­ker das Feld an. „Man kann ganz eindeutig sagen, dass immer noch viel zu wenige Frauen in MINT-Beru- fen tätig sind. Das ist nach wie vor ein großes Problem“, sagt Inge Großkopf, Pressespre­cherin der Agentur für Arbeit in Donauwörth.

Ähnliche Zahlen kennt auch Doris Rieder, Managerin des Projekts „regional und digital“der Hochschule Augsburg: Seit dem vergangene­n Semester gibt es einen interdiszi­plinären Studiengan­g am TCW in Nördlingen, der mehrere technische Fächer miteinande­r verbindet. In diesem studieren aktuell 20 Männer und eine Frau. „Jungen werde von klein auf eine Affinität für Technik anerzogen“, sagt sie. Rieder betont, dass es in MINT-Berufen sehr gute Jobaussich­ten gebe – vor allem für junge Frauen. Einen positiven Trend weist derweil die Technikkla­sse der Mittelschu­le Wemding auf. Dort liegt das Verhältnis von Buben zu Mädchen bei 1:3.

Dass die Imagearbei­t, Mädchen für technische Berufe zu begeistern, dennoch etwas bringt, zeigt das Beispiel Zott: Dieter Wiedenmann, Personalch­ef der Molkerei, bestätigt das. „Bei dem Berufsfeld des Milch- technologe­n haben wir annähernd ein Verhältnis von 50:50 zwischen Männern und Frauen. Es ist uns gelungen, durch sichtbare Erfolge die typischen Männerberu­fe für Mädchen attraktiv zu gestalten.“

Außerhalb des eigenen Betriebs engagiert sich Zott im Bereich der MINT-Jobs. „Das liegt vor allem daran, dass es für uns immer schwierige­r wird, passende Azubis zu finden. Wir haben relativ spezifisch­e Ausbildung­sberufe – mittlerwei­le studieren aber die meisten jungen Menschen“, hält Wiedenmann fest. Deshalb setzt Zott wie viele andere Unternehme­n aus dem Landkreis auch auf Partnersch­aften mit Schulen. Neben anderen Sponsoren hat unter anderem auch die Firma Zott dazu beigetrage­n, dass der RobotikKur­s an der Realschule in Rain ins Leben gerufen werden konnte.

Solche Angebote helfen Schülern, gerade auch Mädchen, auf technische Berufe vorzuberei­ten. Das betonen auch die beiden Lehrer André Wahl und Marius Hoffmann. Das Bildungspr­ogramm „Roberta“des Fraunhofer-Instituts, mit dem die Schüler arbeiten, soll speziell Mädchen ansprechen, indem ihnen dank selbstgeba­uter und -programmie­rter Roboter spielerisc­h Zugang zu Wissenscha­ft und Technik ermöglicht wird. Unter den 22 Teilnehmer­n sind immerhin vier Schülerinn­en.

„Wir waren überrascht, dass sich auch einige Mädels angemeldet haben – gewünscht haben wir uns das natürlich“, erläutert Hoffmann. Aber nicht nur das Programmie­ren von Robotern bereitet die Schüler auf die zukünftige Arbeitswel­t vor, wie Hoffmann weiß: „Wir verwenden im Kurs beispielsw­eise vom Grundsyste­m her die gleiche Software wie Kuka – natürlich in vereinfach­ter Form.“Mit diesen Hintergrün­den, beschäftig­t sich Monika nicht. Dafür hat sie keinen Kopf, denn sie ist unzufriede­n.

Der Roboter hat sich einige Male im Kreis gedreht, anstatt die schwarze Linie abzufahren. Sie setzt sich wieder an den Computer, klickt und sagt: „Er hat noch ein paar Probleme, aber das bekomme ich schon hin.“

 ?? Foto: Fabian Kluge ?? Monika Gadomski ist eines von vier Mädchen, die am Wahlfach Robotik an der Realschule Rain teilnehmen. Auch in ihrer Freizeit beschäftig­t sich die 15 Jährige mit Technik und möchte später in einem technische­n Beruf tätig sein. Das ist bei jungen Frauen...
Foto: Fabian Kluge Monika Gadomski ist eines von vier Mädchen, die am Wahlfach Robotik an der Realschule Rain teilnehmen. Auch in ihrer Freizeit beschäftig­t sich die 15 Jährige mit Technik und möchte später in einem technische­n Beruf tätig sein. Das ist bei jungen Frauen...

Newspapers in German

Newspapers from Germany