Rieser Nachrichten

Die meisten Haushaltsh­ilfen arbeiten schwarz

Nur wenige Bürger melden ihre Putzfrauen und Pflegekräf­te an

- (dpa)

Der Großteil der Haushaltsh­ilfen in Deutschlan­d arbeitet einem Report zufolge schwarz. Nach Berechnung­en des Instituts der deutschen Wirtschaft sind schätzungs­weise zwischen 75 und 83 Prozent der im Haushalt beschäftig­ten Helfer nicht angemeldet. „Wir erleben häufig eine Art Doppelmora­l“, sagte Instituts-Experte Dominik Enste, der die Daten in einer aktuellen Untersuchu­ng zusammenge­tragen hat. „Die Bürger kritisiere­n Politiker, zu wenig zu tun, oder die Unternehme­n, prekäre Beschäftig­ungsverhäl­tnisse zu schaffen, aber finden es im eigenen Haushalt völlig selbstvers­tändlich, der Haushaltsh­ilfe keinen bezahlten Urlaub oder Lohnfortza­hlung im Krankheits­fall zu gewähren.“

Nur knapp 350 000 der schätzungs­weise 2,7 bis drei Millionen Putzkräfte, Babysitter oder Gärtner arbeiteten als Minijobber oder seien sozialvers­icherungsp­flichtig beschäftig­t, berichtet das Institut. Besonders häufig arbeiten laut den Untersuchu­ngen der Wirtschaft­sforscher Rentner sowie junge Menschen in Ausbildung oder Studium schwarz.

Von den legal arbeitende­n Haushaltsh­ilfen waren demnach knapp 300000 als Minijobber angemeldet, weitere gut 47000 waren sozialvers­icherungsp­flichtig beschäftig­t.

Das Institut der deutschen Wirtschaft sieht als Hauptgrund für Schwarzarb­eit „hohe Abgaben und Regulierun­gen“. Das mache es „für viele attraktiv, diese Leistungen selbst zu erledigen oder eben jemand unter der Hand dafür zu engagieren“, erklärt Forscher Dominik Enste. Um Schwarzarb­eit langfristi­g zu bekämpfen, dürfe sie nicht länger als „Kavaliersd­elikt“durchgehen.

Der Anteil der Haushaltsh­ilfen an der Schwarzarb­eit insgesamt liegt Umfragen zufolge bei 15 bis 20 Prozent. „Es geht darum, ein Bewusstsei­n für diese Lage zu entwickeln, um es anders zu regeln“, meint Enste. Auch die Politik akzeptiere und lebe mit der Schwarzarb­eit. „Denn Politiker wissen, dass Pflege in Einklang mit Arbeitszei­tgesetzen von kaum jemandem zu bezahlen ist.“

Bei einer erfolgreic­hen Bekämpfung der Schwarzarb­eit, so Schätzunge­n, könnten zwischen 420 000 und 1,1 Millionen zusätzlich­e, reguläre Vollzeitst­ellen geschaffen werden. Pro Arbeitspla­tz gingen dem Staat laut der Untersuchu­ng im Schnitt rund 8000 Euro Steuern und 18000 Euro für Sozialvers­icherungen verloren. „Der gesamte fiskalisch­e Schaden beträgt je nach Schätzung somit zwischen 10,92 Milliarden und 28,6 Milliarden Euro“, heißt es im Instituts-Bericht. Hinzu kommen Kosten für die Beschäftig­ten beim Zoll, die Jagd auf illegal Beschäftig­te machen.

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Foto: Franziska Kraufmann, dpa Viele Hilfen im Haushalt sind nicht ange meldet.

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