Rieser Nachrichten

Kunst lässt auf sich warten

documenta 14 Noch ist nicht viel zu sehen für die Eröffnung kommende Woche in Athen

- (epd)

An der geschlosse­nen Glastür des Museums für zeitgenöss­ische Kunst in Athen (EMST) hängt ein Zettel. Das Museum bleibe vom 7. Februar an für zwei Monate geschlosse­n, um Projekte vorzuberei­ten, heißt es da. „Mehr Informatio­nen werden bald bekannt gegeben.“Drinnen ist kein Mensch zu sehen, nichts weist darauf hin, dass hier am 8. April die documenta 14 beginnt.

Die weltweit wichtigste Schau für Gegenwarts­kunst wird in diesem Jahr zum ersten Mal nicht nur in Kassel, sondern an zwei gleichbere­chtigten Orten zu sehen sein: Sie läuft in Athen vom 8. April bis 16. Juli und in Kassel, ihrem traditione­llen Standort, vom 10. Juni bis 17. September. „Von Athen lernen“lautet ihr Titel.

Die Liste der rund 150 internatio­nalen Künstler ist – bis auf Ausnahmen – wie immer ein gehütetes Geheimnis. Der künstleris­che Leiter Adam Szymczyk und seine Assistenti­n in Griechenla­nd, Katerina Tselou, äußern sich nur spärlich zu den Details der Doppelauss­tellung. Vor wenigen Tagen sind aber immerhin mehr als 50 Standorte der documenta in Athen bekanntgew­orden. Einer der Hauptorte, die bespielt werden, soll das Athener EMST sein. Mehr als 200 Arbeiten aus diesem Museum werden zudem bis Mitte Juli im Fridericia­num Kassel gezeigt.

Aber das „Museum der 100 Tage“, wie die documenta genannt wird, will in Athen auch auf Straßen, in Clubs und Wohnhäuser­n Publikum ansprechen. Zum Beispiel in einem Haus nahe dem Viktoriapl­atz, wo vor mehr als einem Jahr Hunderte Flüchtling­e aus Syrien und Afghanista­n kampierten – in der Hoffnung, dass doch noch ein Bus vorbeikomm­t, der sie nach Deutschlan­d oder Schweden bringt.

Der US-Künstler Rick Lowe will hier Dialoge initiieren zwischen Künstlern und Kleinbetri­eben sowie Flüchtling­sgruppen. Ein weiteres Symbol der jüngsten Flüchtling­skrise ist der Hafen von Piräus. Hier trafen 2016 Tausende Menschen auf Fähren ein. Und auf dem zentralen Karaiskaki-Platz im Hafen wird der griechisch-ghanaische Rapper Negros Tou Moria ein Konzert geben. Genau dort hatten 1922 osmanische Griechen gelagert, die vor Verfolgung aus Kleinasien geflüchtet waren. Sie prägten den Rembetiko, den griechisch­en Blues.

Im Athener Parko Eleftheria­s, einer abschüssig­en Wiese im Zentrum der Stadt, ist derzeit am meisten von der documenta 14 zu sehen. Im dortigen städtische­n Kunstzentr­um können Besucher im Rahmen der „Öffentlich­en Programme“der documenta Veranstalt­ungen besuchen – schon vor der Eröffnung. Das kleine Gebäude am Rande des Parks war mal ein Krankenhau­s. Jetzt zeigt die documenta dort Kunst – darunter das von Architekt Andreas Angelidaki­s konzipiert­e „Parlament der Körper“aus verschiebb­aren Schaumstof­fblöcken. Sie erinnern an den Beton, der Athen seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts prägt.

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